Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
mein pinkfarbenes Shirt nicht bunt genug war. Es war nur zu einfarbig bunt. » Wenn es Ihnen nicht um den Kontakt geht, sondern darum, dass Madame ihn persönlich für Sie aufnimmt, kann ich Ihren Termin natürlich auch auf nächste Woche verschieben. Bis dahin ist Madame Veritas sicher wieder auf den Beinen. «
    Wenn sie ihren Termin verschoben, wäre es zwar schade, gleichzeitig aber auch eine Erleichterung. Und niemand könnte behaupten, ich hätte es nicht versucht.
    James und Grace wechselten einen Blick. Fast glaubte ich die Worte fassen zu können, die stumm zwischen ihnen hin und her zischten. Schließlich wandte sich James wieder an mich. » Das wird nicht nötig sein. Wir sind nur noch bis heute Abend in der Stadt und nachdem Sie ebenfalls ein Medium sind… «
    Den beiden war klar, dass sie in der kurzen Zeit vermutlich kein anderes Medium finden würden, das noch einen Termin frei hatte. Das war der einzige Grund, warum sie es mit mir versuchen wollten. Ich war die Besser-als-nichts-Lösung.
    Auch wenn ich das Gefühl nicht loswurde, dass dieser James es mir nicht leichtmachen würde, öffnete ich die Tür zu Madames Reich. » Bitte, treten Sie ein. «

8
    Es war erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden auf das Hinterzimmer reagierten. Während Grace die Stoffe und Spiegel betrachtete und beim Anblick der scheinbar willkürlich durcheinandergewürfelten Farben und Formen leise » Ahs « und » Ohs « ausstieß, interessierte sich James nicht für den Tand, sondern für das, was sich dahinter verbarg. Neugierig wanderte er durch den Raum, ließ seine Finger über Gegenstände, Lampen und Vorhänge streifen, klopfte dabei immer wieder gegen Wände und Spiegelrahmen oder hob etwas an, um die Unterseite zu betrachten. Er hätte gedankenverloren wirken können, wie ein Mann, der eine fremde Umgebung erforschte, ohne ihr wirklich Beachtung zu schenken. Als ich jedoch seinen Blick auffing, wusste ich, dass nichts davon zufällig geschah. Er erforschte den Raum auf der Suche nach einem Beweis dafür, dass er im Begriff war, sich auf eine Show einzulassen und nicht auf eine ernsthafte Séance. Ein wenig erinnerte er mich an Drizzle, der sich gestern ganz ähnlich benommen hatte.
    Zielsicher griff James nach einer von der Decke hängenden Stoffbahn, hinter der sich ein Lautsprecher verbarg. Ihn davon abzuhalten, den Stoff zur Seite zu ziehen, hätte ihn nur in seinem Misstrauen bestärkt. Kurzerhand entschied ich, ihn machen zu lassen und einfach auf die Geräuscheffekte zu verzichten, die aus diesem Lautsprecher kämen. Ich schlug den Vorhang zur Seite, hinter dem sich die Kaffeemaschine und der CD -Player befanden, und legte eine von Madames CD s ein.
    » Hier ist ein Lautsprecher! « , rief James seiner Frau triumphierend zu.
    Ich drückte die Playtaste und unterdrückte ein Grinsen, als er unter den ersten Harfenklängen zusammenzuckte, die aus der Box über ihm drangen.
    » Warum sind die Boxen versteckt? «
    » Sehen Sie sich die Dinger doch an. « Ich deutete auf den quadratischen Lautsprecher, dessen metallisch glänzende Hülle sich wie ein Fremdkörper von den bunten Stoffen abhob. » Viel zu hip. Das ruiniert die ganze Atmosphäre. «
    » Aber Musik? « Die anfängliche Überraschung in James’ Zügen war einem spöttischen Grinsen gewichen. » Hören wir die Geister dann überhaupt noch? «
    » Die Musik erleichtert es sogar « , behauptete ich. » Es handelt sich hierbei um transzendentale Sphärenklänge, die nicht nur den gerufenen Geist anlocken, sondern auch meine Sinne als Medium öffnen sollen. « Improvisieren, hatte Madame gesagt. Bitte schön, das konnte sie haben. Und dass mein Fremdwortschatz gut war, hatte ja erst gestern jemand festgestellt.
    Keine Ahnung, ob es so etwas wie transzendentale Sphärenklänge überhaupt gab. Mir war nur auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen, das wichtig und geheimnisvoll zugleich klang. Im Nachhinein war ich froh über meinen spontanen Einfall, den CD -Player einzuschalten. Die Musik würde das Anspringen des Projektors übertönen, mit dem ich später ein schemenhaftes Geisterabbild in einen der Spiegel projizieren wollte. Der Projektor war wirklich leise und bisher war er noch nie jemandem aufgefallen. Bei James argwöhnte ich allerdings, dass er auch während der Séance Augen und Ohren offen halten würde. Zumindest seine Ohren würden es jetzt schon einmal schwerer haben.
    Die Sache begann mir Spaß zu machen. Diesen Skeptiker an der Nase

Weitere Kostenlose Bücher