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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Wunden herumzustochern und sie wieder aufzureißen.
    » Woran ist Ihr Onkel gestorben? «
    » Fragen Sie ihn, wenn Sie mit ihm sprechen. «
    Erst dachte ich, James kannte die Antwort auf meine Frage nicht, dann wurde mir jedoch bewusst, dass es ein weiterer Test sein sollte. Einer, den ich nicht bestehen konnte– es sei denn, ich erriet Onkel Hughs Todesursache.
    » War es ein natürlicher Tod? «
    Obwohl ich meine Frage an Grace gerichtet hatte, war es wieder ihr Mann, der antwortete. » Lassen Sie sich das von ihm erzählen. «
    » Das würde ich « , sagte ich. » Allerdings erleichtert es die Anrufung, Näheres zu wissen. Es hilft mir, die Energien besser zu konzentrieren und zu entscheiden, wie viel Kraft ich einsetzen muss. Menschen, die vor ihrem Ende sehr gelitten haben, lassen sich schwerer rufen, als jemand, der friedlich eingeschlafen ist. Ich glaube, es ist die Erinnerung an den Schmerz, die sie von unserer Welt fernhält. «
    Grace schien auf meine Erklärung anzuspringen. Sie setzte zu einer Antwort an, als ihr James wieder einmal zuvorkam: » Es war kein schwerer Tod. «
    Mehr würde ich nicht erfahren, das war mir sofort klar, als ich in seine Augen sah. Er war entschlossen, mich auflaufen zu lassen. Keine guten Aussichten. Vielleicht wäre es besser, mich gar nicht erst auf die Séance einzulassen, doch James’ Verhalten stachelte meinen Ehrgeiz an. Ich wollte wissen, wie weit ich kommen würde.
    Mit meiner nächsten Frage wandte ich mich direkt an James. » Gibt es sonst etwas, das Sie mir über Onkel Hugh erzählen möchten? « Als er den Kopf schüttelte, nickte ich. » Dann lassen Sie uns anfangen. «
    In einer fließenden Bewegung strich ich über die Oberfläche der Kristallkugel, als könne ich allein dadurch Bilder heraufbeschwören, bevor ich meine Hände neben der Kugel in der Luft innehalten ließ.
    » Sollen wir uns nicht die Hände reichen? « , fragte Grace.
    » Wenn Sie möchten, können Sie das gern tun. «
    » Ist es denn nicht nötig? «
    Ich musste den Blick nicht von der Kugel nehmen, um zu wissen, dass das spöttische Lächeln in James’ Züge zurückgekehrt war. Irgendwie musste ich ihn von seiner Skepsis wegbekommen, doch dafür durfte ich es auch nicht übertreiben. Vielleicht war es schon zu viel gewesen, die Kristallkugel zu benutzen. Ich wusste nicht einmal, warum ich mich für die Kugel entschieden hatte, statt für einen kleinen Kreis, indem wir uns an den Händen hielten, wie James und Grace es erwartet hatten. Vielleicht hatte ich nach einem Schutz gesucht, hinter dem ich mich verstecken konnte.
    » Wenn es Ihnen hilft, können Sie sich gern bei den Händen nehmen « , sagte ich. » Für die Geister macht das keinen Unterschied. «
    James zuckte die Schultern. » Ich dachte, es würde Ihre Energie irgendwie… kanalisieren, sodass Sie leichter Kontakt aufnehmen können. «
    » Dasselbe erreiche ich mit der Kugel. Lassen Sie uns beginnen. Schließen Sie bitte die Augen. «
    Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, um zu sehen, ob die beiden meiner Aufforderung folgten, dann senkte ich den Blick auf die Kugel. Eine Weile tat ich nichts anderes, als die Kristalloberfläche anzusehen und der Harfenmusik zu lauschen, die aus den Boxen drang. Für den Fall, dass James mich heimlich beobachtete, würde es so aussehen, als sei ich hochkonzentriert. Lautlos formten meine Lippen den Namen des Toten, und während ich ihn in einer Endlosschleife wiederholte, steigerte ich ganz allmählich die Lautstärke von einem kaum vernehmbaren Wispern zu einem Flüstern, bis ich ihn schließlich laut und deutlich aussprach.
    » Hugh Stetson. Hugh Stetson. Hugh Stetson. »
    Wieder und wieder sagte ich den Namen, als wäre er eine Beschwörungsformel. Ich fragte mich, ob ich zwischendurch etwas summen sollte– keine spezielle Melodie, einfach etwas, das geheimnisvoll klang. Mein Gesangstalent war jedoch so dürftig, dass ich vorsichtshalber darauf verzichtete. Auch wenn es sicher ein netter Effekt gewesen wäre.
    Es war Zeit, eine Stufe weiter zu gehen. Ich legte den Kopf in den Nacken und reckte die Arme in die Luft, wobei ich mir reichlich bescheuert vorkam. » Die Tore zur Geisterwelt mögen sich öffnen und dem gerufenen Geist den Weg in unsere Mitte weisen. Wir rufen den Geist von Hugh Stetson. « Ich machte eine kurze Pause, ehe ich meine letzten Worte wiederholte. Dann: » Folge unserem Ruf! «
    Wieder eine Pause.
    » Deine Nichte Grace wartet auf dich! «
    Im Hintergrund setzte die

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