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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Ach, du willst nicht, aber ich soll? « Er stellte die Pfanne in den Geschirrspüler, ehe er sich wieder zu mir drehte. » Es gibt sicher ein Gesetz, das es verbietet, einen arglosen Geist zum Einbruchdiebstahl anzustiften. «
    Das bezweifelte ich. Während ich noch darüber nachdachte, wie ich ihn doch noch überreden konnte, schüttelte er bedauernd den Kopf.
    » Die Wahrheit ist, dass ich zwar in die Wohnung rein kann, aber ich kann nichts mit nach draußen bringen. « Er schnappte sich den Pfannenwender von der Anrichte und marschierte damit auf die mir gegenüberliegende Wand zu. Das blaue Schimmern, das Hugh umgab, verblasste, als er durch die Wand verschwand. Der Pfannenwender hingegen blieb hängen und fiel klappernd zu Boden.
    Hugh steckte den Kopf durch die Wand. » Bei der Nummer kann mir kein fester Gegenstand folgen. Du musst also selbst einbrechen. «
    Verdammte Scheiße. » Mist. «
    » Aber ich begleite dich gern « , grinste er. » Zur moralischen Unterstützung. «
    Sehr moralisch, so ein Einbruch bei einem Toten. Oder generell. Trotzdem war ich erleichtert, nicht allein gehen zu müssen. Gleichzeitig war ich über mich selbst entsetzt, wie bereitwillig ich mich– von einem Geist!– zu einem Einbruch überreden ließ. Immerhin war der Mann ein Mordopfer. Wenn mich jemand erwischte, würde das nicht nur eine Strafe, sondern auch eine Menge unangenehmer Fragen nach sich ziehen. Trotzdem wollte ich es versuchen. Ich brauchte einfach Antworten.
    Mein geisterhafter Komplize und ich entschieden, die Sache am helllichten Tag durchzuziehen. Wir gaben Miles’ Adresse bei Street View ein. Er wohnte in einem großen Haus im East End, keiner dieser Ghettobunker, aber groß genug, dass dort jede Menge Leute ein und aus gehen würden. Zumindest tagsüber. Ein Mädchen und ihr Geisterkumpel würden da sicher nicht weiter auffallen.
    Wir fuhren mit der U-Bahn nach Whitechapel. Von dort aus waren es nur noch ein paar Minuten Fußweg. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto nervöser wurde ich.
    » Wenn du ein Geist wärst, würdest du jetzt flackern, so sehr hast du die Hosen voll. «
    » Na, vielen Dank auch « , ätzte ich zurück. » Du bist ja auch nicht derjenige, dem man Handschellen verpassen und ihn in eine Zelle schmeißen kann. Da kann man ganz leicht den coolen Macker spielen und große Töne spucken. «
    Ich wollte noch mehr sagen, aber gerade da kam eine Gruppe Jugendlicher an uns vorbei, die mich– auch ohne dass ich mit jemandem redete, der gar nicht da war– von oben bis unten musterten. Wie einen Fremdkörper, der in ihrem Viertel nichts verloren hatte. Ich wartete, bis sie auf einem Sportplatz verschwanden, bevor ich Hugh wieder ansah.
    » Eigentlich wollte ich dich ablenken « , sagte er.
    » Indem du über meine vollen Hosen sprichst. «
    » Ich weiß zu wenig über dich, sonst könnten wir auch die Hosen ausklammern und über den Rest von dir sprechen. «
    Damit hatte er recht. Ich hatte auch nicht vorgehabt, mich mit einem Geist anzufreunden, den ich schnellstmöglich wieder dahin schicken würde, wo er hergekommen war. Nachdem ich seine Hilfe nicht mehr brauchte. Ganz schön schäbig von mir, wie ich zugeben musste. Andererseits waren wir gerade dabei, Komplizen zu werden, warum also nicht auch Freunde– oder zumindest gute Bekannte?
    » Im Herbst fängt mein Abschlussjahr an « , sagte ich, um zumindest ein bisschen was über mich zu erzählen. » Danach will ich studieren, weiß aber noch nicht, was. Irgendwas Geisteswissenschaftliches vielleicht. «
    » Wohl eher Geiste r wissenschaftlich « , konterte Hugh.
    Wir sahen uns an und mussten lachen. Gut, dass die Jugendlichen schon fort waren und die Straße ansonsten relativ verlassen war. Von einer müde aussehenden Frau einmal abgesehen, die ihre Einkäufe nach Hause schleppte und mir einen schrägen Blick zuwarf, waren wir allein unterwegs.
    Als wir Miles’ Wohnhaus erreichten, einen lang gezogenen fünfstöckigen Neubau, dessen glatt verputzte Fassade jemand bewusst auf Backstein getrimmt hatte. Mit dem Ergebnis, dass sie aussah wie eine Plastikversion von Backsteinen. Ich blieb vor dem Weg stehen, der zum Hauseingang führte, und starrte auf das Gebäude.
    » Und jetzt? «
    » Solltest du Gas geben, sonst fällt die Tür wieder zu. «
    Tatsächlich kam gerade eine Frau mit einem Kinderwagen aus dem Haus. Sie kämpfte damit, die Tür weit genug aufzubekommen, um das klobige Gefährt nach draußen zu verfrachten. Ein paar schnelle

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