Daemonenbraut
erwischt.«
Schnaubend kam ich auf die Beine. »Diese Frau reicht nicht mal ansatzweise an mein Kraftniveau heran. Sie hat nur den Fehler begangen, mich anzugreifen, während die Dhags mich beschattet haben.«
»Deine Stimme klingt völlig anders«, stellte mein Boss misstrauisch fest.
»Das kommt daher, weil sie mich gewürgt hat«, schnauzte ich ungeduldig.
»Okay, du wirst dir freinehmen«, ordnete er streng an.
»Karl, nein! Heute Abend ist der Sabbat. Ich habe nur leichte Halsschmerzen, ansonsten geht es mir gut. Wirklich!« Nicht noch eine Woche darauf warten, das wollte ich unbedingt vermeiden.
»Das war ein Mordanschlag!«
»Das war ein Witz!«, unterbrach ich ihn. »Karl, wenn es mir wirklich nicht gut gehen würde, dann würde ich dir Bescheid sagen. Das habe ich doch sonst immer getan.«
Brummend senkte mein Boss seine Stimme. »Mir wäre es lieber, wenn du dich einige Tage ausruhen würdest.«
»Das mache ich nach dem Sabbat«, versprach ich und war froh, als er endlich nachgab.
Nach dem Telefonat ging ich ins Schlafzimmer und durchwühlte meinen Kleiderschrank nach Klamotten, die ich beim Sabbat tragen konnte ... und gab auf. Ich besaß modische Kleider, auch einige, die man als sexy bezeichnen konnte, doch leider waren sie kein Standard auf solchen Veranstaltungen, folglich musste ich einkaufen gehen. Rasch duschte ich mich, zog mich an, gab Nikodemus sein Leckerchen dafür, dass er mich getröstet hatte, und ging zu meinem Auto.
In meinem Beruf bevorzugt man robuste Kleidung, insofern ziehe ich es vor, Lederhosen zu tragen. Sie haben mich schon vor so mancher Schürfwunde verschont, also fuhr ich zu meinem Lieblingsladen, der mich mit Lederklamotten versorgt. Neben diesen Sachen werden dort auch etliche aus Lack verkauft - alles da für Fetisch-Fans, also perfekt für mein abendliches Outfit.
Jessica, die Besitzerin des Ladens und eine sehr auffällige Person, winkte mir schon beim Betreten fröhlich zu. Sie liebt das Gefühl von Lack auf der Haut und trägt daher nichts anderes. Trotz dieser Vorliebe ist sie eine bodenständige Frau, die ein reges Interesse für die Politik hegt. Damit kann sie einen in stundenlange Gespräche verwickeln. Jessica ist auch eine der wenigen normalen Menschen, die kein Problem damit haben, dass ich eine Dämonenbraut bin; sie findet das cool.
»Hallo Liebes, hat dein Job mal wieder ein Outfit zerschlissen?« Anmutig kam sie auf mich zu und küsste mich auf die Wange, ohne ihren dunklen Lippenstift auf meiner Haut zu hinterlassen. Komisch, ich schaffe es noch nicht einmal, ihn auf den Lippen zu behalten und muss immer einen Zauber von Anna anwenden.
»Nein, heute brauche ich ein exklusives Outfit für einen Sabbat.«
Jessica fiel fast die Kinnlade hinab. »Honey, du auf einem Sabbat?«
»Undercover«, verriet ich leise. »Es kann ruhig sexy sein, aber nicht allzu billig, und kein Kleid, bitte.«
Die Blondine überlegte, dann stemmte sie eine Hand auf die glatte, schwarze Hüfte, während sie den anderen Arm um mich schlang. »Da habe ich was für dich.« Grinsend bugsierte sie mich in die Umkleide, während ihr Blick über die Ständer und Regale schweifte. Wenn Jessica einen Einfall hat, bleibt sie dabei.
Wenige Minuten später brachte sie mir keine zehn Kleidungsstücke, sondern nur zwei. Eine schwarze, hautenge Lederhose, die meine Beine wohlgeformter erschienen ließ, als sie waren, und ein Lackoberteil aus blutroter Farbe, welches der Fantasie kaum Platz ließ. Es war ärmellos und wurde durch ein Band gehalten, das ich im Nacken festknoten konnte. Mein Rücken blieb bis auf zwei weitere dünne Bänder frei, die quer über die Haut verliefen, sodass das Top auch an Ort und Stelle sitzen bleiben würde. Vorne verlief es spitz und endete kurz oberhalb der tief sitzenden Hose, sodass man den kleinen roten Stein im Bauchnabel problemlos sehen konnte, den ich mir stechen lassen musste, nachdem ich eine Wette gegen Anna verloren hatte.
Ich fröstelte, als ich die Kabine verließ und vor dem Spiegel trat. Jessica stellte sich hinter mich und löste meinen Zopf, den ich wie gewöhnlich trug. Dichtes, braunes Haar fiel mir den Rücken hinab.
»Wow«, hauchte sie betört. »Honey, damit bringst du Männerherzen zum Glühen«, versprach sie.
Das ließ mich an meinem Outfit zweifeln, schließlich durfte ich nicht vergessen, wer mich zu dem Fest begleitete und wer mich dort erwarten würde. Kritisch drehte ich mich vor dem Spiegel und runzelte die Stirn.
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