Daemonenbraut
bewusst, dass ich mit meinem Leben spielte, aber ich sah einfach keine andere Möglichkeit. Bloomfield blutete bereits aus allen Körperöffnungen, und die zwei Frauen waren ängstlich zurückgewichen und kauerten sich eng an die Wand.
Ich umfasste Julius Gesicht mit den Händen und zog seinen Kopf nach unten, damit er mir in die Augen sah. Im ersten Moment war ich erleichtert darüber, dass es geklappt hatte, dann brach der Ansturm seiner Macht über mir zusammen. Zitternd sackte ich in die Knie.
»Sophie!« Mein Zusammenbruch schien ihn wieder zu sich kommen zu lassen. Schuldbewusst half er mir wieder auf die Beine. »Gott, es tut mir so leid, Sophie.«
»Lass ... uns reden. Alleine!«
Wie selbstverständlich zogen sich Bloomfield und die Frauen zurück. Wenngleich er voller Blut war, schien er sich wieder gefangen zu haben. Zumindest konnte er wieder gehen. Ich war mir meiner Sache nicht so sicher, also setzte ich mich auf eines der vielen Sofas.
»Sophie, ist alles wieder in Ordnung mit dir?«
»Gib mir eine Minute«, bat ich ihn und rang nach Luft. Das war zu viel für einen Tag gewesen. »Erzähl mir, was passiert ist, Julius«, sagte ich nach einer Weile. Gerne hätte ich ihm in die Augen gesehen, doch ich war mir nicht sicher, ob er sich wieder hundertprozentig im Griff hatte.
Er nickte. »An diesem Abend, als dein Parany mich niedergeschlagen hatte, ging es mir noch einigermaßen gut, aber am Morgen danach glaubte ich, zu sterben. Ich fror und schwitzte zur gleichen Zeit, konnte kaum noch laufen. Die Ärzte hatten mir die Symptome eingebläut, daher wusste ich, was es war. Bloomfield ist für meine Verwandlung zuständig, also habe ich ihn angerufen.«
Weil er diesen Vampir hasste, musste es fast genauso schlimm sein, sich an Bloomfield zu wenden, wie die Verwandlung selbst. Mich bedrückte aber etwas anderes. »Hätte ich diesen Parany doch nur aufgehalten!«
»Es war nicht der Schlag, Sophie. Zumindest nicht nur. Hätte er mich nicht getroffen, ich hätte mich spätestens in einem Monat unvorbereitet verwandelt. Wieso nur?«
Seine Frage hörte sich so verzweifelt an, dass ich es wagte und ihm ins Gesicht schaute. Er wirkte vollkommen fertig.
»Es gibt so viele, die das Vampirvirus in sich tragen und sich erst im hohen Alter verwandeln. Warum muss es bei mir schon so früh passieren?« Er fragte nicht wirklich mich. Diese Fragen peinigten ihn schon seit Jahren. Ich wollte ihn trösten, wusste aber, dass ein Kopf hoch, es wird schon wieder es nicht schaffen würde. Vielleicht gab es nichts, das ihn zu trösten vermochte.
»Das erklärt immer noch nicht, warum du dich nicht gemeldet hast«, versuchte ich ihn auf das Thema zurückzubringen.
»Die vielen Untersuchungen, die eindeutige Prognose, ich musste damit fertig werden. In den letzten Tagen habe ich versucht, mich auf ein Leben als Vampir einzustellen.«
Was nicht geklappt zu haben schien, denn Julius wirkte immer noch so deprimiert wie am Anfang.
»Wenn ich mich mit Vampiren umgab, würde es leichter werden ... das dachte ich zumindest. Aber je länger ich bei ihnen war, umso klarer wurde mein Verstand. Ich weiß, was ich will, Sophie.« Die Art, wie er mich ansah, beschleunigte meinen Pulsschlag.
»Nächste Woche fliege ich in die Klinik, wo die Verwandlung durchgeführt und überwacht wird. Ich möchte dich an meiner Seite wissen, Sophie.«
Er verlangte nicht nur, dass ich bei ihm war, wenn das Schlimmste eintrat, was er je befürchtet hatte. Ich konnte es in seinen Augen sehen. Er verlangte von mir eine Entscheidung. »Julius ...«
»Zum ersten Mal in meinem Leben will ich etwas so sehr, dass es mich nicht mehr loslässt. Ich wollte keine feste Freundin, weil ich den Vampir in mir verachte, weil ich nie wollte, dass mich jemand so sieht. Aber jetzt, wo es soweit ist, kann ich mich gegen diese Gefühle nicht wehren. Du bist anders, Sophie. Wenn du mich als Vampir akzeptierst, dann kann ich das auch tun. Sei an meiner Seite.«
»Ich kann nicht!« Die Worte sprudelten aus meinem Mund. Ich sah in Julius' Gesicht, dass etwas in seinem Inneren zu zerbrechen drohte, und griff nach seinen Händen. Mit meinem Ausruf hatte ich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Keine Frau konnte mit reinem Gewissen einen Vampir lieben. Aber das hatte ich gar nicht gemeint. Ich meinte nicht, dass ich den Vampir in ihm nicht lieben könnte. Ich konnte ihn nicht lieben, weil mein Herz schon vergeben war. Viele Jahre lang hatte ich diese Gefühle
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