Daemonenbraut
Augen wanderten von mir zu dem Haus und wieder zurück. »Geh!«, befahl ich, und er preschte auf allen vieren los.
Samuels Hände schwebten über dem bewusstlosen Mädchen. Ich hörte keine einzige Silbe aus seinem Mund, doch er errichtete soeben eine Art Bann, wie ich es schon öfter bei Anna gesehen hatte. Manchmal waren Hexenkinder nicht so leicht zu kontrollieren, zumindest jene nicht, deren Virus sich schon kurz nach der Geburt bemerkbar machte. Bei dem Vampirvirus geschah das so gut wie nie, der zeigte sich erst in der Pubertät. Hexenkinder, die von Geburt an über ihre Kräfte verfügten, waren unberechenbar. Sie fackelten auch schon mal vor Wut ein Haus nieder, nur weil sie ein Spielzeug nicht bekamen. Für diese kleinen Unruhestifter war es ein Muss, gebändigt zu werden.
Anna hatte diesen Bann gut drauf, Samuel offenbar auch, nur musste er die Kräfte eines ausgewachsenen Teenagers zurückdrängen, was mit Sicherheit nicht so einfach war.
»Herrin«, hörte ich die Stimme meines Dieners in meinen Gedanken und hob den Kopf zum Obergeschoss des Hauses.
»Ja?«
»Ich habe eine Leiche gefunden«, berichtete er. »Ein Mann, groß und stämmig, mit einem Feuermal im Gesicht.« Er projizierte ein gedankliches Bild von dem Toten.
Ich stieß einen Fluch aus.
Samuel erhob sich. »Was ist los?«
»Der Sucher hat eine Leiche gefunden. Ich glaube, es ist Zachnan.« Ich beschrieb ihm den Toten, wonach der Hexenmeister nickte.
»Ja, das ist er. Todesursache?«
»Offenbar wurde er zu Tode geprügelt«, antwortete ich und zog die Schultern angespannt nach oben. Mein Blick wanderte ratlos zu der Kleinen. »Ob sie ...«
»Sie ist nicht stark genug. Zachnan war ein Mann und besaß körperliche Kraft«, widersprach Samuel. »Ich will mir die Leiche ansehen. Bleibst du bei ihr, falls sie aufwacht?«
Ich nickte und sah ihm nach, als er auf das Haus zuging. Das Mädchen gab keinen Mucks von sich, doch ich spürte, wie sie allmählich erwachte.
»Wenn du noch mal so eine Scheiße wie gerade versuchst, melde ich dich meiner Agentur«, sagte ich ernst zu ihr.
Sie versteifte, dann öffnete sie die Augen und sah mich trotzig an. Sie versuchte aber nicht, aufzustehen, denn sie wäre sowieso nicht auf die Beine gekommen, da ich ihr Handschellen angelegt hatte. »Du kannst mich...«
»Halt die Klappe, sonst sorge ich dafür, dass du im Knast bei einer besonders fiesen Frau landest.« Immer noch hatte ich vor Augen, wie Samuel in einem Feuerball verschwunden war, sogar mich hätte sie beinahe getötet.
»Du kannst mir gar nichts!«, fauchte sie mich widerspenstig an. »Ich habe Rechte!«
»Ja, unter anderem das Recht, deine Klappe zu halten«, grollte ich. »Sei froh, dass ich weiß, wie du dich fühlst, sonst hätte ich dich schon längst an die Dhags verpfiffen.« Diese Worte hinterließen plötzlich Eindruck bei ihr, der zierliche Körper spannte sich an.
»Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber hier werden keine Leute angegriffen, die einem nichts getan haben«, fuhr ich fort.
»Von wegen«, zischte sie. »Ihr habt den alten Zachnan erledigt!«
»Falsch! Wir sind im Auftrag des Hexenrates hier«, korrigierte ich sie kalt.
In ihren Augen blitzte Unsicherheit auf.
»Dieser Mann vorhin«, sagte sie und sah zum Haus, »er hat meine Kräfte gebunden?«
»Ja«, antwortete ich und runzelte die Stirn, als der Trotz im Gesicht der Kleinen sich in etwas anderes verwandelte: Interesse. In diesem Moment kam Samuel aus dem Haus. Zorn lag auf seinem Gesicht. »Das Ritual wurde wieder durchgeführt, er wurde hingerichtet.«
Jedoch nicht wie bei den Drillingen und den Hopkins. Nachdenklich sah ich zu Boden, schließlich wandte ich mich an das Mädchen. »Wie heißt du?«
»Leck mich!«
Seufzend winkte ich einen der Dämonen herbei. »Du darfst sie in den Schwitzkasten nehmen, sie muss jedoch unverletzt bleiben«, befahl ich und hätte fast gegrinst, als die Göre erschrocken den Mund aufriss. Die Berührung eines Dämons kann man mit der einer glitschigen Schlange vergleichen, niemand kommt ihm freiwillig zu nahe, und bei dieser Hexe war es nicht anders. Nach fünf Minuten pfiff ich meinen Diener zurück, die Augen des Mädchens waren vor Abscheu geweitet.
»Versuchen wir es noch einmal. Wer bist du?«
Trotzig sah sie zu Samuel und sagte: »Dir werde ich antworten, du bist von meiner Art.«
»Meine Freundin hat dir eine Frage gestellt«, sagte Samuel ruhig, und sowohl das Mädchen wie auch sahen ihn erstaunt an. Als sie
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