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Daemonenbraut

Titel: Daemonenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina M. Fischer
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mit Hazura hat er mich unterrichtet«, begann er stockend. »Damals gab es noch nicht so viele Hexenmeister wie heute. Durch das Virus vor vierzig Jahren wurden die seltenen Exemplare der meisten Arten vervielfältigt. Ich wuchs als englischer Lord mit dem Wissen auf, dass ich etwas Besonderes war. Als ich zu verstehen begann, erklärte man mir, dass ich der Nachkomme einer seltenen Hexenlinie bin. Hazura und Jebidiah waren damals Gefährten, und da ich so stark zu sein schien, baten meine Eltern sie, mich zu unterweisen, weil sie nur die Besten für mich wollten. Meine Erziehung war deshalb sehr streng, dadurch hatte ich keine Freunde und war oft einsam. Mit dem Eintreffen meiner Lehrer verschwanden Einsamkeit und Langeweile. Sie brachten mir bei, mit meiner Macht umzugehen, und ich lernte gerne, denn es machte mir Freude und ich begriff rasch. Anders als Hazura sah Jebidiah viel mehr in mir. Er wollte mich als Nachkomme annehmen, doch meine Eltern - schwache, aber aristokratische Hexen - lehnten ab. Sie dachten nur an den Ruhm des Familiennamens. Ich war wie ein Lottogewinn für sie. Nach und nach wurde ich immer besser in der Kunst der Hexerei, bis meine Lehrer nicht mehr wussten, was sie mir noch beibringen sollten. Damals war ich siebzehn, in dieser Zeit schon ein Mann, und Jebidiah drängte meine Eltern, eine starke Hexe für mich als Frau anzuwerben. Ich hatte mich damit abgefunden, so war die Tradition.«
    Ich hob den Kopf und sah zu ihm auf, da presste er die Lippen auf meine Stirn. »Sie war einfach furchtbar, Sophie. Wunderschön und mächtig, aber auch unfreundlich, eingebildet und arrogant. Sie ergötzte sich am Leid anderer. Wenn das Personal etwas falsch machte, bestrafte sie jene mit ihrer Macht. Schon nach einem einzigen Tag mit ihr hasste ich sie aus tiefstem Herzen. Ich erzählte es Hazura und Jebidiah. Hazura verstand mich, doch Jebidiah war der Meinung, ich müsse sie ja nur in der Nacht ertragen. Dann tötete sie eine alte Zofe aus Versehen, so zumindest redete ich es mir ein, weil die arme Frau unabsichtlich ein kostspieliges Kleid ruiniert hatte. Sie war alt, aber sie war fleißig und arbeitete gerne und gut, selbst meine Eltern haben sie geachtet. Damit tat meine ungeliebte Verlobte etwas, das uns alle schockierte, und entgegen Jebidiahs Wunsch setzten wir sie vor die Tür.
    Endlich konnte ich mich entspannen. Sie war fort, und keine andere Frau konnte schlimmer sein als sie. Zu dieser Zeit kam Alice und nahm den Platz der verstorbenen Zofe ein. Sie war etwas größer als du und so schlank, dass sie fast mager wirkte. Ihre ganze Gestalt war hell, von den blauen Augen bis zu den blonden Haaren. Ihre Haut war so blass, dass sie durchscheinend wirkte. Alles in allem sah sie schwach und krank aus, doch wenn sie lächelte - und das kam öfter vor -, dann erstrahlte die ganze Welt. So zumindest empfand ich es.
    Alice verrichtete ihre Arbeit so fleißig und gewissenhaft, dass meine Eltern über die Wochen hinwegsahen, in denen sie bettlägerig war. Ihre Lungen waren sehr schwach und sie musste aufpassen, denn sie bekam sehr leicht eine Lungenentzündung. Ich ertappte mich immer öfter dabei, wie ich an den Orten vorbeiging, an denen sie sich aufhielt. Ihr fiel das irgendwann auf, und sie begann, mit mir zu reden. Wir unterhielten uns über Kleinigkeiten, doch mit jedem Gespräch fühlte ich, wie sie mir mehr ans Herz wuchs, bis ich mir sicher war, dass ich sie liebte.
    Natürlich ging ich mit diesem Wissen sofort zu Hazura und Jebidiah, denen ich vertraute. Ich fragte sie, wie ich es einrichten könnte, Alice zu meiner Frau zu machen. Hazura verstand mich, doch Jebidiah ging fast an die Decke. Er nannte Alice ein unreines und schwaches Weib, das durch ihre Krankheit höchstens den Tod zu erwarten hätte. In diesem Moment hasste ich ihn wirklich, und als er sie erneut beleidigte, holte ich mit meiner ganzen Macht aus und schlug ihn. Der Schutzschild, den er errichtet hatte, war unglaublich stark, dennoch zersprang er unter dem Ansturm meiner Wut und schmetterte meinen Lehrer mit voller Wucht gegen die Wand. Ich glaube, erst da begriff er das wahre Ausmaß meiner Kraft.
    Ich schrie ihm entgegen, dass ich ihn nie Wiedersehen wollte, und lief davon. An jenem Tag traf ich eine Entscheidung. Ich setzte meine Eltern darüber in Kenntnis, dass ich vorhatte, Alice einen Antrag zu machen. Sie wehrten sich dagegen, versuchten mich zu überzeugen, dass eine andere Partie besser wäre, doch in dieser einen Sache

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