Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
sie eben noch empfunden hatte, wich Nervosität. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, wie Alexander reagieren würde, wenn sie plötzlich wieder vor seiner Tür stand. Sie wusste nicht einmal, was sie ihm sagen sollte, wenn…
„Doro?“, hörte sie seine warme Stimme in ihrem Rücken.
Sie drehte sich zuihm um. „Hallo, Alex“, entgegnete sie. Ob er sich über ihr Kommen freute, konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher war nur, dass ihr Auftauchen ihn überraschte.
Nach einer spartanischen Begrüßung bat Alexander sie herein. Doro folgte ihm schweigend in das Kaminzimmer. Wort- wie regungslos stand der mit dem Rücken zu ihr am Fenster.
„Warum bist du hier?“, brach er nach einer halben Ewigkeit das Schweigen.
„Weil ich deine Hilfe brauche“, sagte sie leise, „Und du vielleicht auch meine Unterstützung brauchst.“
Er hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und machte keine Anstalten sich nach ihr umzudrehen. „Da irrst du dich. Ich brauche deine Hilfe nicht und wenn du ehrlich bist, brauchst du meine genauso wenig. Dein Besuch ist eine bloße Auftragsarbeit. Also, wer schickt dich Heyder oder dein Vater?“
Die Kälte seiner Worte traf sie bis ins Mark. Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie sich noch in diesem Raum geliebt. Sie hatten sich geküsst und seine Hände hatten zärtlich ihre Haut gestreichelt. Umso leidvoller war es nun, akzeptieren zu müssen, dass er sich von ihr abgewendet hatte. „Alex, bitte sieh mich an. Es ist alles ganz anders, als du glaubst.“
„Du weißt, dass ich nicht glaube.“
Doro nahm alle Stärke zusammen, die sie aufbringen konnte. Sie trat an ihn heran, schlang ihre Arme um seine Hüfte und legte ihren Kopf zwischen seine Schulterblätter. Ihre Hände wanderten nach oben. Durch den dünnen Stoff des Hemdes spürte sie, wie sich seineBrustmuskulatur unter der Sanftheit ihrer Berührungen anspannte. Alexander war vorher schon schlank gewesen, aber in wenigen Tagen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, war eine Veränderung in ihm vorgegangen. Sein Körper wirkte athletischer, sein Haar eine Spur grauer. Zudem schien er verschlossener, wortkarger und unnahbarer geworden zu sein. „Was augenblicklich in dieser Stadt geschieht, hat auch nichts mehr mit Glauben zu tun. Das ist das Werk eines Wahnsinnigen. Und vielleicht bin ich in der Lage, ihn zu stoppen“, flüsterte sie.
Alexander drehte sich zu ihr um. „Ach ja? Wie willst du das anstellen?“ Seine grüngoldenen Augen ruhten starr und eine schlüssige Antwort fordernd auf ihr.
„Dafür benötige ich deine Hilfe, denn alleine schaffe ich es nicht.“
„Ich gratuliere dir zu deinem Sinneswandel“, beißende Ironie lag in seiner Stimme, „Aber, wenn ich mich recht erinnere, hast du mich verlassen.“
„Heyder hat mittlerweile die komplette Stadt unter Kontrolle und nicht nur das. Er hat angefangen Beschwörungsrituale durchzuführen.“
„Bei der Qualität seiner Bücher, kann ich mir das kaum vorstellen.“
„Es ist aber so. Er wählt sich vorzugsweise völlig harmlos wirkende Menschen aus. Solche, die nicht sonderlich im Gedächtnis bleiben. Du siehst ihr Gesicht und vergisst sie wieder. Sie sind geradezu perfekt für seinen Plan. Und dann manipuliert er sie mit Hilfe seiner Beschwörungsbücher. Er murmelt seltsame Sprüche und zeichnet fremdartige Zeichen auf den Boden. Lille hat ihn dabei beobachtet und ich bin mir sicher, sie sagt die Wahrheit. Sie ist nicht der Mensch, der sich so etwas ausdenkt, dazu hat sie viel zu viel Respekt vor übernatürlichen Dingen.“ Doro machte eine Pause. „Ist Heyder tatsächlich in der Lage Dämonen herbeizurufen?“
Alexander ließ sich nachdenklich in einen der Kaminsessel fallen. „Bis jetzt hätte ich geschworen, dass er es nicht kann. Auf der anderen Seite beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit der Zwischenwelt und deren Entstehung.“
„Was ist die Zwischenwelt ?“ Doro setzte sich zu ihm auf die breite Lehne des Chesterfieldsessels.
„Die Zwischenwelt, Unterwelt, Halbwelt, Schattenreich, Hölle und so weiter sind Bezeichnungen für die Welt der Dämonen. Grob gesagt gibt es zwei Theorien über deren Entstehung. Die eine ist die biblische Fassung. Die klassische Schwarz-Weiß-Version, bei der die Guten – Gott, seine Engel und die noblen Seelen – oben, sprich im Himmel wohnen und die Bösen, unter Satans Herrschaftim Fegefeuer schmoren und Höllenqualen durchleiden. Die Dämonen, welche die Menschen plagen oder zu
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