Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Susanne Weiler. Die kleine, pummelige Blonde aus der Entwicklung war in seinem Büro. Heyder stand vor ihr und hatte ein altes Buch in der Hand. Er hat irgendwelche Formeln gemurmelt, die ich nicht verstanden habe. Auf dem Boden waren fremdartige Schriftzeichen gemalt…“
„Was war mit Susanne?“
Lille hob hilflos die Schultern. „Sie wirkte… abwesend, so als befände sie sich in Trance.“
„Was ist dann passiert?“
„Ich weiß es nicht. Ich bin abgehauen. Mann, ich hatte eine Scheißangst. Was glaubst du, was der Kerl mit mir gemacht hätte, wenn er mich entdeckt hätte.“
Erst jetzt bemerkte Doro, dass Lille am ganzen Leib zitterte. Sie drückte ihre Freundin an sich heran. „Beruhig dich. Es ist vorbei.“
Lille befreite sich abrupt aus der Umarmung. Im diffusen Licht des Zimmers sah ihr Gesicht noch bleicher aus. Feucht glänzende Spuren auf ihren Wangen verrieten, dass sie geweint hatte. „Gar nichts ist vorbei. Kapier´s doch endlich. Wenn du nichts unternimmst, hört es nie auf. Dieser Psychopath wird immer weiter machen, bis er alles und jeden unter seiner Kontrolle hat. Du musst verhindern, dass…“ Sie brach ab.
„Ich muss was verhindern?“
„Dass wir alle genauso enden wie Sanne und Andress. Hast du ihnen mal ins Gesicht geschaut?“
Nein, das hatte sie nicht. In den letzten Tagen war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Sie hatte mehr über ihre Herkunft und ihr Schicksal erfahren, als die meisten Menschen wahrscheinlich verkraften konnten. Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem sie nicht noch mehr ertragen konnte. Demzufolge waren ihr auch die Gesichter von Sanne und diesem Andress völlig gleichgültig gewesen. „Nein, das habe ich nicht“, sagte sie halblaut.
„Ihre Gesichter schienen plötzlich nicht mehr über eine normale Mimik zu verfügen. Sie wirken starr und maskenhaft, wie bei einer Hülle. Aber am seltsamsten sehen ihre Augen aus. Sie sind leer. Ohne Gefühl. Seelenlos.“
„Das ist unmöglich“, murmelte Doro nachdenklich.
„Willst du damit sagen, ich erzähle dir irgendeinen Quatsch?“
„Nein, ich bin nur erstaunt. Alexander ist davon überzeugt, dass Heyder keinen größeren Schaden anrichten kann, weil weite Teile in seinen Beschwörungsbüchern nicht echt sind. Doch, so wie du die Sache schilderst, ist er sehr wohl in der Lage irgendwelche Rituale durchzuführen, die seine Ziele vorantreiben.“
„Da hat sich dein lieber Alexander aber anscheinend gründlich geirrt. Wenn du wirklich eine Magische bist, wie Eric behauptet, dann kannst nur du diesen Wahnsinn stoppen.“
„Kannst du mir vielleicht auch verraten, wie ich das anstellen soll?“, fragte Doro.
„Gib dich reumütig und tu´ so, als ob du Heyders Spiel weiter mitspielst und geh´ zu Maar. Vielleicht wird er dir helfen.“
„Wenn er mir überhaupt noch traut.“
„Vielleicht wird er dir nicht trauen, aber er wird dich unterstützen, denn auch er braucht dich. Genauso wie Heyder dich braucht.“
„Warum?“
„Weil du der Schlüssel bist.“
„Und wenn ich gar kein Schlüssel sein will?“
„Du willst lieber weglaufen?“
„Wenn ich eine echte Wahl hätte? Ja.“
„Du könntest bis ans Ende der Welt fliehen und es würde dir trotzdem nichts nützen. Denn falls Heyder sein Ziel erreicht, beherrscht er deine Welt. Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“ Lilles Stimme hatte sichverändert. Jetzt war sie wie ein warmer Strom, der in ihren Körper floss und siewärmte.
Doro sah vom Boden auf. Es war zwar Lilles vertrautes Gesicht, das sich vor ihr abzeichnete, doch in ihren Augen schimmerte ein seltsamer gelblicher Glanz. Lille streckte die Hand aus und streichelte sanft Doros Wange. Sie kannte diese Art der Berührung und sie tat gut.
„Also, sag mir wohin willst du gehen, um Heyders Hölle auf Erden zu entgehen?“, fragte Lille.
Das schwache Licht des Mondes reichte gerade noch aus, um die Regungen auf dem Gesicht ihrer Freundin zu erkennen. Ungläubig legte Doro die Stirn in Falten. Lille hatte mit ihr gesprochen; jedes einzelne ihrer Worte klang noch deutlich in ihren Ohren nach, dennoch konnte sie schwören, dass Lilles Lippen während der letzten Sätze geschlossen blieben.Was immer augenblicklich in der Gestalt ihrer besten Freundin neben ihr saß, war nicht sie selbst, aber es kämpfte auch nicht auf Heyders Seite.
Doro blickte in Lilles leuchtende Augen. „ Ich ahne, wer du bist?“
„Gut so.“
„Was soll ich tun?“
„Komm zu
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