Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
ehrliches Lächeln. „Ich gebe zu, auf die eine oder andere Weise stehe ich in deiner Schuld. Wahrscheinlich bleibt mir gar keine andere Wahl, als mich Eric anzuschließen.“
Heyder schüttelte den Kopf. „Nein“, gab er mit einem Siegerlächeln zurück.
Sie entzog ihm ihre Hände.
Heyder belohnte ihre augenscheinliche Einsicht mit einem wohlwollenden Augenzwinkern. Er machte Anstalten, sie in die Arme zu schließen. Ihr Plan schien zu funktionieren. Einhalt gebietend legte sie ihm ihre schlanken, feingliedrigen Finger auf die Brust. „Bevor wir uns solchen Dingen widmen, sollten wir versuchen das Buch aufzuspüren.“
„Was du nicht sagst. Woher rührt dein plötzliches Interesse, mich bei meiner Suche zu unterstützen?“ Heyder war misstrauisch und Doro konnte seine Reaktion nachvollziehen. Sie musste behutsam vorgehen, wenn sie ihm glaubhaft machen wollte, dass sie auf seiner Seite stand.
„Wie du es bereits gesagt hast. Ich musste in der letzten Zeit viele Dinge überdenken. So auch die möglichen Konsequenzen für Eric und mich.“
„Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“
„Dass mir letztendlich nichts anderes übrig bleibt, als dich zu unterstützen.“
„Höre ich da etwa noch ansatzweise Zweifel in deiner Stimme?“
„Nein. Und selbst wenn es so wäre, würde es an meiner Situation nichts ändern.“
„Schön“, murmelte Heyder. Er lehnte sich mit dem Gesäß gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine ganze Haltung verriet, dass er Doros plötzlicher Loyalität nicht traute. „Was hast du als Nächstes vor?“, wollte er wissen.
Es fühlte sich bitter an, Alexander zu verraten, doch wenn sie Heyders wahre Machenschaften ergründen wollte, musste sie ihm einen Leckerbissen präsentieren, dem er nicht widerstehen konnte. „Eric ist überzeugt, dass sich das Arcanum irgendwo in der Mühle befindet“, sagte sie.
„Das sind erfreuliche Neuigkeiten. Aber das erklärt nicht, wie du an das Buch herankommen willst.“
„Ich werde mich wieder mit Alexander treffen.“
Heyder schüttelte ungläubig den Kopf. „Und das soll ausreichen, damit er dir das mit Abstand mächtigste Beschwörungsbuch überlässt?“
„Ja.“
Heyder musterte sie aufmerksam. „Warum sollte ich dir plötzlich trauen? Bis jetzt hast du mir nur den Eindruck vermittelt, dass du partout verhindern willst, dass dieses Buch in meine Hände fällt. Woher stammt dein plötzlicher Sinneswandel?“
„Da wusste ich auch nicht, was ich jetzt weiß. Eric hat dich bestimmt über meine Fähigkeiten in Kenntnis gesetzt. Also, was liegt näher, als mich in deine Pläne einzuweihen. Nur so kann ich dir helfen. Und ich bin mir sicher du kannst meine Unterstützung gut gebrauchen.“ Doro hoffte inständig, dass ihr Heyder diesen Bluff abnahm. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt, wenn ihr Chef jetzt anfing nachzuhaken, war sie geliefert.
Heyder grinste überheblich. Offenbar wog er seine endgültige Entscheidung noch ab.
„Bitte Thomas, gib mir noch eine Chance. Ich weiß, was für uns alle auf dem Spiel steht.“
Heyder verzog keine Miene. Gelangweilt hob er die Schultern und sagte: „Meinetwegen, versuch´ dein Glück. Wann willst du dich mit ihm treffen?“
„Am besten heute noch.“
Heyder stand auf und machte einen Schritt in ihre Richtung. Er strich ihr sanft eine kastanienbraune Strähne aus dem Gesicht. „Ich froh bin, dass du zur Einsicht gekommen bist. Deinem Vater und mir liegt viel an deinem Wohlergehen. Mehr, als du wahrscheinlich ahnst.“
Sie beschloss, ihren Besuch bei Alexander nicht anzukündigen. Als sie bei der Mühle eintraf, stand sein dunkelroter Geländewagen in der Mitte des Innenhofes. Doro steuerte ihr Auto auf den gewohnten Parkplatz unter dem alten Nussbaum. Zögernd stieg sie aus, während ihre Augen zwischen den Gebäuden hin und her wanderten.
Die tief stehende Frühlingssonne tauchte die Mühle in ein leuchtend orangerotes Licht. Auf der grasigen Fläche neben der Scheune standen Schneeglöckchen und Krokusse in voller Blüte. Das Gefühl von Geborgenheit legte sich über ihre Gedanken und verstärkte sich mit jedem Augenblick, den sie länger im wärmenden Abendlicht verweilte. Die meisten Kirchbronner empfanden diesen von Sumpf umgebenen Ort als bedrohlich, für sie hingegen war das alte Gemäuer zu einem Stück Heimat geworden, das ihr nun fehlte. Aber noch mehr vermisste sie Alexander. Es schmerzte, ihn verloren zu haben. Die Sicherheit, die
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