Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
einer einsamen Insel zu verbringen? Sie schüttelte den Kopf. Die Ausmaße dessen, was ihr bevor stand, waren nicht zu begreifen. Sie liebte einen Dämon und ihr Boss strebte die Weltherrschaft an. Heyder hatte sie in seine Pläne eingeweiht; mittlerweile kannte sie jede noch so kleine Einzelheit. Und was er vorhatte war völlig krank. Seine Gesellschaftsordnung orientierte sich an Richtlinien, die auch von der Satanischen Kirche propagiert wurden. Heyders Welt sollte ausschließlich denjenigen gehören, die stark genug waren, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
„Die Natur ist unser bestes Beispiel, Dorothea. Sie lebt es uns tagtäglich vor, wie eng formvollendete Schönheit und abgrundtiefe Grausamkeit miteinander verbunden sind. Und stets dreht sich alles nur um eine einzige Frage: Wer ist stark und intelligent genug, um den kommenden Tag zu überstehen?“, hatte er ihr damals auf ihrem Wochenendtrip erklärt. Heyder machte keinen Hehl daraus, dass es seiner Auffassung nach jede Menge Schwache gab. Er hatte ihr gegenüber zwar offen gelassen, was mit diesen Menschen geschah. Aber er hatte sie als die Herden der Nutzlosigkeit beschrieben und strebte als erstes die Abschaffung der sozialen Sicherungssysteme an…
Und noch etwas hatte er ihr offenbart: Das verbotene Projekt . „Stell dir vor, es gelingt mir, für jeden nur erdenklichen Zweck den perfekten Menschen zu erschaffen. Das wäre die industrielle Revolution des einundzwanzigsten Jahrhunderts“, hatte er gesagt.
„Das ist Sklaverei“, hatte Doro geantwortet und ihn entsetzt angesehen.
„Du brauchst dich nicht davor zu fürchten, sondern sieh darin vielmehr die unendlichen Möglichkeiten, die uns eine derartige Entwicklung bieten würde. Wir wären endlich frei genug, um uns den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu widmen. Und gleichzeitig müssten wir keine Angst mehr haben, dass uns unsere Mitarbeiter hintergehen. Wir würden ihre Gedanken und ihr Tun lenken, denn für ihre speziellen Einsatzgebiete haben wir sie schließlich produziert.“ Im Anschluss an seine Ausführungen über die Produktion künstlicher Menschen hatte sich sie damals höflich zurückgezogen und anschließend das Hotel verlassen. In der darauffolgenden Zeit versuchte sie, Heyders Visionen als die abartigen Fantasien eines machtgeilen Profilneurotikers abzutun. Doch jetzt, nachdem sie um ihr eigenes Schicksal und die Bedeutung des Arcanums wusste, offenbarte sich Heyders ganze Hinterhältigkeit. Er hatte die Personen in seinem Umfeld gekonnt manipuliert und für seine Zwecke benutzt.Sie waren alle miteinander nichts weiter, alsFiguren auf seinem imaginären Spielbrett, die es bestmöglich zu platzieren galt.
Heyder hatte Eric damit geködert, indem er ihm versprach, seine dämonische Macht zurückzugeben. Nach fast dreißig Jahren menschlichem Daseins, war Eric außerstande gewesen, dieser Verlockung zu widerstehen. Bereitwillig hatte ihm Eric von Doros Fähigkeiten berichtet und sein Wissen über das Arcanum preisgegeben. Und je mehr er erzählte, umso tiefer hatte er nicht nur sich selbst, sondern auch sie in Heyders Netzwerk des Wahnsinns eingewoben. Kopfschüttelnd strich sie sich die Haare aus der Stirn. Mit einem Mal war alles so leicht zu durchschauen. Natürlich war sie der Schlüssel und damit stand auch fest, Heyder würde sie zu keinem Zeitpunkt gehen lassen. Weder jetzt und erst recht nicht, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Wenn Heyder in den Besitz des Buches gelangte, war sie den Rest ihres Lebens dazu verdammt, seine Machenschaften zu unterstützen. Durch Eric und Alexander hatte er sie ein für alle Mal in der Hand. Für sie würde dieser Alptraum kein Ende nehmen, denn trotz der Macht, die sie vielleicht über die Dämonen besaß, blieb sie in ihrer eigenen Welt ein menschliches Wesen mit seiner ganzen Verletzbarkeit.
Es war richtig: Heyder brauchte sie , um die Zweiundsiebzig zu knechten und er wiederum war auf die Unterstützung der Hauptdämonen angewiesen, wollte er seine Visionen Wirklichkeit werden lassen. Sie wusste dennoch, dass sie ihm keine Forderungen stellen konnte. Heyder war skrupellos und nichts würde ihn davon abhalten können, seine Macht gegen sie auszuspielen, dazu befand sich das Leben zu vieler Menschen, die ihr am Herzen lagen, in seiner Hand.
Sie stöhnte laut und hilflos auf. In den vergangenen Monaten, war ihr ihre Situation nie so ausweglos erschienen, wie in diesem Moment.
Doro kniete in nahezu unveränderter
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