Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
holte ein kleines, abgegriffenes Buch hervor, das unscheinbarer kaum sein konnte. In seiner Obhut war es lediglich ein altes Buch. Das Arcanum übte auf ihn weder die Macht noch die Anziehungskraft aus, welche die Zweiundsiebzig bei seinem Anblick empfanden, denn die Hauptdämonen hatten die Incubi nicht mit dem Verlangen nach absoluter Macht ausgestattet. Auch war er nicht imstande darin zu lesen, aber Doro als Magische vermochte es. In ihren Händen entfaltete das Arcanum seine volle Stärke und insgeheim bezweifelte er, ob sie diesen Umstand nicht doch missbrauchen würde.
Alexander legte das Buch auf den Schreibtisch. Noch vor wenigen Sekunden wollte er das Buch der Geheimnisse von hier wegbringen. Jetzt erschien ihm dieses Vorhaben dumm und von irdischer Logik geprägt. Falls Heyder zurückkehrte, würde er wohl kaum seine Zeit damit verschwenden, denselben Raum zweimal nach ein und dem gleichen Gegenstand zu durchsuchen. Er durfte nicht länger zulassen, dass seine menschliche Seite ihn leitete. Sie war schwach und führte ihn letztlich ins Verderben. Gelal war der bestimmende Teil in ihm. Alexander Maar war nur die Hülle, die es ihm ermöglichte, sich frei in der Welt der Menschen zu bewegen. Eine Welt, die eigentlich nicht seine war, weil sie vor Makeln und Unvollkommenheit strotzte. Trotzdem brachte sie Geschöpfe hervor, die mächtig genug waren, seine eigene Welt aus den Angeln zu heben. Und noch eines hatten die Menschen allem dämonischen Verständnis voraus, sie wussten wie man Allianzen bildete. So wie Heyder Komplizen um sich scharte, brauchte auch er Mitstreiter. Er stellte das Buchan seinen Platz zurück.
Kapitel 28 - Bedenkzeit
„Schön, dass du da bist“, sagte Alexander. Er drückte die Eingangstür in die Verriegelung und nahm Doro in die Arme.
„Du hast gesagt, du brauchst meine Hilfe“, sie hob den Kopf an, um ihm ins Gesicht zu sehen, „Und du hast ernst geklungen.“
„Die Lage ist ernst.“
Sie löste sich von ihm. „Was ist los?“, fragte sie, während sie ihre Jacke abstreifte und auf das Biedermeiersofa in der Diele warf.
Alexander legte eine Hand in ihren Rücken und schob sie sanft in Richtung Kaminzimmer. „Lass uns rein gehen.“
Heute hatte er kein Feuer angezündet. Die dunkle Kaminöffnung stach wie ein weit aufgerissenes, zahnloses Maul aus der Wand hervor. Auf dem Tischchen zwischen den beiden Sesseln lag ein altes, abgegriffenes Buch, das schon bessere Zeiten gesehen hatte.
„Nimm ruhig Platz“, sagte Alexander.
Sie setzte sich in den linken Sessel. Obwohl beide Chesterfieldsessel absolut identisch waren, hatte sie diesen irgendwann zu ihrem Lieblingssessel erkoren.
„Ist dir kalt? Soll ich den Kamin anmachen?“, wollte er wissen.
„Nein. Aber du hast am Telefon nicht nur besorgt, sondern auch ziemlich geheimnisvoll geklungen.“
Er nahm auf ihrer Sessellehne Platz. „Doro“, seufzte er leise. Der Unterton verriet, dass er mit sich rang. Etwas lastete schwer auf ihm, aber er wog offenbar noch ab, ob er sich ihr in vollem Umfang anvertrauen sollte.
„Was ist los?“
Alexander zeigte mit dem Kopf in Richtung des schäbigen Buches auf dem Tischchen. „Das ist, wonach Heyder sucht.“
„Du meinst…“ Sie war zu fassungslos, um ihren Satz zu vollenden.
„Ja. Das ist das Arcanum Daemonum .“
Ungläubig blinzelte sie ihm entgegen. „Sei mir nicht böse, aber so ein Buch hätte ich mir anders vorgestellt.“
Er sah sie fragend an. „Wie denn?“
„Dicker, imposanter, einfach außergewöhnlich und nicht als zerfleddertes Etwas.“
„Lass dich nicht von seinem Äußeren täuschen. Dieses Buch ist außergewöhnlich.“
Doro war alles andere als überzeugt. Sie streckte die Hand aus, um es aufzunehmen, doch Alexander wehrte sie ab.
„Nein, fass´ es bitte nicht an.“
„Alex, ich weiß ehrlich nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Monatelang leugnest du die Existenz des Arcanums und nun bittest du mich her und ganz beiläufig liegt das Buch auf dem Tisch. Was für ein Spiel treibst du?“
„Das hier ist kein Spiel. Heyder hat das Buch bereits in den Fingern gehabt und wenn nicht er, dann zumindest einer von seinen Leuten. Wir können von Glück reden, dass er keine Ahnung hat, wonach er suchen muss. Wahrscheinlich hat er es schlichtweg übersehen, weil er genau wie du der Meinung ist, dass ein machtvolles Buch auch ein imposantes Aussehen braucht. Aber das ist typisch für die Menschheit. Ihr lasst euch all zu
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