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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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glänzendem Rabengefieder: Malphas. Obwohl Alexanders Schicksal für sie in unendliche Ferne rückte, regte sich in ihr doch so etwas wie Erleichterung, auf einen Hauptgeist zu treffen, den sie bereits kannte.
    Heyder sprang aus seinem Sessel und entriss Doro das Arcanum . Sein Gesicht wirkte abermals um eine Spur blasser.
    „Wer bist du?“, fragte er.
    „Mein Name ist Malphas. Ich bin der neununddreißigste Geist und Mitglied des hohen Rates der Zweiundsiebzig .“ Er wies in einer würdevollen Geste auf das Arcanum in Heyders Händen. „Du hältst ein mächtiges Schriftstück.“
    Heyder betrachtete den Hauptgeist in einer Mischung aus Erstaunen, Neugier und offener Furcht. In den vergangenen Monaten hatte Thomas Heyder für Doro den Status des unantastbaren, skrupellosen Gewinners gehabt. Hier, im Reich der Dämonen, erschien er ihr bedeutungslos. Mit einem Mal fiel es ihr schwer zu begreifen, wie es ihm während der ganzen Zeit gelungen war, sie derart zu unterjochen.
    „Was ist dein Begehr?“, erkundigte sich Malphas.
    „Bring mich zu Bael, damit er weiß, wem die Zweiundsiebzig ab heute dienen“, befahl Heyder. Unter seinen Augen lag der Ansatz eines müden Schattens.
    „Und welches Opfer hältst du für mich bereit?“, fragte Malphas.
    Doro überlegte, ob sie einschreiten und Heyder warnen sollte, so wie es Alexander bei ihrer ersten Begegnung mit dem Hauptdämon getan hatte. Aber bei genauerer Betrachtung gab es keinen vernünftigen Grund, Heyder vor seinem Schicksal zu bewahren.
    „Eigentlich steht dir kein Opfer zu, denn du erfüllst nur deine Pflicht, indem du mir dienst“, knurrte Heyder, „Aber was soll´s, nimm die zwei“, er wies mit einem Kopfnicken auf seine muskulösen Begleiter.
    Malphas beugte höflich sein Haupt. „Danke, mein Herr, für die Großzügigkeit, die du mir erweist. Für ihre Körper habe ich keine Verwendung, aber ihre Seelen nehme ich gern für meine Legionen an.“ Der Hauptgeist streifte Heyders Bodyguards mit einem Seitenblick. Innerhalb weniger Wimperschläge verwandelten sich die Männer zu buckligen Greisen, bevor sie mit dem Ausdruck maßlosen Entsetzens auf ihren Gesichtern zu Staub zerfielen.
    Heyder schnitt eine angewiderte Grimasse, dann gehörte seine gesamte Aufmerksamkeit wieder Malphas. „Nahezu mein halbes Leben habe ich der Suche nach diesem Buch gewidmet. Allein die Vorstellung, die Macht des Arcanum Daemonums eines Tages zu besitzen, hat mich vorangetrieben. Ganz zu schweigen von der Kraft, die es mich gekostet hat, trotz aller Rückschläge nicht dem Wahnsinn anheimzufallen…“
    Irrtum, du bist bereits wahnsinnig , dachte Doro.
    Malphas´ Blick schwenkte für den Bruchteil einer Sekunde zu ihr herüber; auf seinem Gesicht meinte sie ein zustimmendes Lächeln zu erkennen.
    „…Aber die Mühen haben sich gelohnt“, Heyders Fingerkuppen strichen liebevoll über den Ledereinband, „Ab heute wird die Zwischenwelt mir dienen“, schloss er leise, doch das aufgeregte Zittern in seiner Stimme ließ sich nicht verbergen.
    Malphas lächelte erneut, diesmal zeigte sein Mienenspiel verständnisvolle Güte. „Du hast mir sogar zwei würdige Opfer gebracht“, sagte er, „Es gibt keinen Grund, dir meine Hilfe zu verweigern. Folge mir und ich bringe dich zu Bael.“
    Heyder grinste siegessicher, während er einen Schritt auf den mächtigen Geist zu machte. Wieder stieg aus den Ritzen zwischen den alten Dielenbalken weißgrauer Nebel empor. Er legte sich mit der sanften Leichtigkeit eines Seidentuches um die Konturen der beiden Männer. Immer dichter umhüllte der Nebel die beiden Gestalten, bis er sie schließlich verschlang.
     
    Sie ließ sich in den Sessel hinter ihr fallen. Erst jetzt bemerkte sie, dass es in dem kleinen Zimmer kühl geworden war. Ihre Augen wanderten zum Feuer. Die eben noch grell lodernden Flammen waren zu einer dünnen Schicht Glut zusammengefallen. Nicht mehr lange und es erstarb. Doro zog die Decke fester um ihre Schulter. Das erlöschende Feuer erinnerte sie an ihr eigenes Schicksal. Auch ihr Leben nahm eine Wandlung, deren Verlauf nicht aufzuhalten war. Sie war an einem Punkt angekommen, an dem auch die Flammen ihres Mutes zu einem Häufchen glühender Asche zusammen geschmolzen waren. Und wie bei dem zu ihren Füßen ersterbenden Feuer, würde ihr niemand zu Hilfe eilen. Ab jetzt war sie auf sich allein gestellt.
    Warum hatte Malphas Heyder überhaupt mitgenommen? Laut Alexander, hatte er keine Chance in der Zwischenwelt zu

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