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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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mit einem brüllenden Kleinkind auf dem Arm der Mutter stehen. Der Mann war Anfang zwanzig, jugendlich gekleidet und keine unattraktive Erscheinung. Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, in wie weit er sie tatsächlich wahrnahm, aber dafür konnte sie seine Gedanken klar und deutlich empfangen. Er hatte eine Neue. Sie war das genaue Gegenteil von der Frau mit dem schreienden Kind. Die Mutter des Säuglings war seine Jugendliebe gewesen und nun spielte er mit dem Gedanken, sich von ihr zu trennen.
    Doro musterte die Frau. Sie war ungefähr 1,60 Meter groß, pummelig mit ungepflegten Haaren und trug eine schwarze, ausgeleierte Sweatjacke mit einem grünen T-Shirt darunter und eine helle Jeans, die eine Nummer zu eng war.
    „Das Vatersein hatte sich der bestimmt auch anders vorgestellt“ , dachte Doro. Sie schulterte ihren Rucksack und berührte dabei den Arm des Mannes.
    „Entschuldigung“, sagte sie. Der Mann machte zunächst keine Anstalten zu reagieren. Sie wollte schon weiter, da hörte sie plötzlich seine Stimme in ihrem Kopf:
    „Natürlich habe ich mir das anders vorgestellt! So wie die sieht doch kein Traum einer schlaflosen Nacht aus, oder?“
    „Wie bitte?“
    „Du hast es doch gerade eben selbst angesprochen. Ja, ich gebe es zu, ich habe mir das alles anders vorgestellt. Weißt du, vor nicht allzu langer Zeit…“
    Das genügte. Doro hatte keine Lust, dieses Gedankengespräch zu vertiefen. Sie setzte ihren Weg fort und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was Alexander ihr über das Reich der Zweiundsiebzig gesagt hatte.
    Den größten Anteil an der Zwischenwelt bildeten die knapp dreitausend höllischen Legionen verpfändeter Seelen; hundertvierzigtausend Seelen hatte jede einzelne Legion. Eine unvorstellbar große Zahl. Die Seelen der Legionen waren die Geister, die das Schicksal der Menschen lenkten und versuchten, ihre noch reinen Seelen verführbar zu machen. Natürlich, warum war sie nicht gleich darauf gekommen.
    In derselben Weise, wie sie Gelals Gedanken erfassen konnte, war sie auch in der Lage, mit allen anderen Geschöpfen in Kontakt zu treten. Durch das Benutzen des Buches waren nicht die Welten, sondern die Seiten getauscht worden. Egal, was geschah, es spielte sich immer in der menschlichen Welt ab. Personen, Gegenstände und Abläufe blieben gleich, lediglich der Blickwinkel auf das Geschehen änderte sich.
    Der Begriff Zwischenwelt war wirklich interessant gewählt, denn der Ort - vielleicht wäre der Begriff „Zustand“ treffender gewesen - an dem sie sich augenblicklich befand, lag in der Tat irgendwo zwischen allen Dingen, die sie aus ihrem bisherigen Leben kannte… Sie versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Gelal hatte sie damals eindringlich davor gewarnt, Malphas ein Opfer zu bringen, weil er sie sonst in die Irre führen würde. Heyder hingegen hatte schnell und ohne langes Nachdenken geopfert. Somit lag die Vermutung nahe, dass der Hauptgeist ihn nicht zu Bael führen würde.
    Aber wo konnte er dann stecken?
    „Du bist auf der Suche nach dem Menschen“, sagte eine dunkelhaarige Frau neben ihr.
    Doro nickte verblüfft. Noch immer hatte sie sich nicht vollständig an die neue Situation gewöhnt, dass alles was in ihrem Geist ablief in dieser Welt offenbar transparent war.
    „Woher weißt du, dass ich…“ ,gab sie zurück.
    „Du denkst sehr leidenschaftlich. Außerdem…“
    „Außerdem, was?“
    „Außerdem weiß jeder hier, wer du bist.“
    „Ach ja?“
    „Du bist Gelals Braut“ ,sie reichte Doro die rechte Hand, „Und ich heiße Lavina.“
    Doro zögerte einen Moment, den Gruß zu erwidern. „Wer oder was bist du?“
    „Eine Succubus. Dragvhar hat mich einst zu seiner Braut gewählt.“
    Fassungslos starrte sie die dunkelhaarige Frau an. „ Wie lange bist du schon…“
    „Ein Dämon?“
    Doro nickte.
    „ Seit ungefähr dreihundert Jahren. Um genau zu sein seit dem 30. September 1702, meinem 28. Geburtstag.“ In Lavinas Stimme lag Vollkommenheit und Würde, wie sie bei Menschen nur selten zu finden war.
    Doros Augen klebten an der Dunkelhaarigen, denn sie erfüllte das Attribut schön ohne Einschränkung. Ihr Gesicht zeigte feine, porzellanartige Züge, die von weichem, kaffeebraunem Haar umschmeichelt wurden. Ihre Haltung verriet ihren Stolz, ihr Körper war wohlproportioniert, ohne mager zu wirken und ihre Haut war von einer Makellosigkeit, die Doro beängstigte. Kein Fältchen trübte ihre

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