Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
überleben. Seine Männer waren innerhalb weniger Sekunden zu Staub zerfallen, nachdem sie Malphas Blick gestreift hatte, doch er selbst hatte sich durch das Betreten der Zwischenwelt kaum verändert. Er lebte und war dem Dämon gefolgt. Vielleicht wirkte er etwas müde, doch das war nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war, nicht verwunderlich, sie fühlte sich schließlich ähnlich. Erst jetzt nahm sie bewusst wahr, wie sehr ihr Körper und Geist den Wunsch hegten, sich auszuruhen. Etwas begann sie einzulullen und sorgte dafür, dass sich zunehmend das Vergessen in ihr Gedächtnis schlich. Nur mit Mühe widerstand sie dem tiefen innerlichen Drang, die Lider zu schließen.
Doro schnellte mit einer derartigen Geschwindigkeit aus dem Sessel hoch, dass ihr schwindelig wurde. Wie konnte sie sich nur derart gehen lassen, während Alexander um sein Leben kämpfte. Die Vorstellung ihn zu verlieren, schnitt ihr die Luft ab und erfüllte ihre Seele mit einer Traurigkeit, die sie in einer solchen Intensität nie zuvor gespürt hatte. Auch wenn sie nicht direkt in Alexanders Kampf eingreifen konnte, so war es trotzdem ihre Pflicht ihm beizustehen. Das Arcanum befand sich immer noch in Heyders Besitz. Und wenn er erst einmal vor den Zweiundsiebzig stand, war er am Ende vielleicht doch in der Lage,… Sie weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu bringen.
Was saß sie hier noch herum und bedauerte sich selbst? Wenn sie die Aufgabe übernahm, das Gleichgewicht zwischen den Welten zu erhalten, musste sie Heyder finden. Die einzige Chance ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren bestand darin, das Buch der Geheimnisse aus der Zwischenwelt zu entfernen. Denn sobald die Zweiundsiebzig erst einmal in einen ewig währenden Streit um die Macht gerieten, konnte niemand mehr die Konsequenzen für die gesamte Menschheit abschätzen.
Doro atmete tief durch, um ihre Aufregung niederzukämpfen, denn die Tragweite dieser Herausforderung ging an die Grenzen, was ein normaler menschlicher Verstand zu begreifen vermochte. Sie hatte keine Ahnung, nach welchen Regeln die Zwischenwelt funktionierte. Alles, was sie im Moment tun konnte, war sich auf ihre Fähigkeiten als Magische und ihre Willensstärke zu verlassen.
Kapitel 32 – Ein Rat zwischen den Welten
Die klare Frühlingsluft, die durch die engen Gassen zwischen den Marktständen des Kirchbronner Wochenmarktes wehte, schlug Doro kalt ins Gesicht und vertrieb die letzte Müdigkeit aus ihrem Körper. Die zahlreichen
Obst-, Gemüse-, Käse- und Wurststände boten das gewohnte Bild und auch die Besucher sahen weder andersartig aus noch verhielten sie sich in irgendeiner Weise auffällig. Auf den ersten Blick gab es keine Unterschiede. Wenn so tatsächlich die Zwischenwelt aussah, dann war es exakt dieselbe Welt, die sie seit ihrer Geburt kannte. Bei dieser Feststellung musste sie unweigerlich grinsen. Es war genial. Wahrscheinlich gab es tatsächlich keinen besseren Platz für die Hölle, als in Mitten der Menschheit. Aber die beiden Dimensionen mussten sich unterscheiden. Ihre Augen suchten nach Anhaltspunkten, die fremd erschienen. Resignierend schüttelte sie den Kopf. Bis jetzt gab es nichts, was sie nicht bereits aus dem Drüben kannte. Vielleicht war sie einem Riesenirrtum aufgesessen und sie befand sich gar nicht im Reich der Dämonen, sondern einfach nur auf dem Kirchbronner Wochenmarkt.
Im Gewimmel entdeckte sie Heide Sattmann. Die manövrierte gerade ihren voluminösen Leib samt Einkaufskorb durch die Menschenmenge vor dem Stand der Gärtnerei Nellinger. Eine grauhaarige, gebrechlich wirkende Frau kreuzte ihren Hindernislauf.
„Kann ich mal bitte durch“, harschte Frau Sattmann.
„Ja, natürlich. Entschuldigen Sie vielmals, Frau Sattmann“, sagte die kleine Alte und versuchte Heide Sattmann so gut es ging, aus dem Weg zu gehen.
Die Sattmann quetschte sich an der Älteren vorbei.
„Geht doch“, gab sie mit säuerlichem Gesicht zurück. Sie drehte sich noch einmal verständnislos nach der alten Dame um. Doros und Frau Sattmanns Blicke trafen sich. Obwohl Heide Sattmann ihr direkt in die Augen schaute, schien sie Doro nicht zu bemerken. Ihr Gesicht zeigte immer noch den echauffierten Ausdruck.
„Schwachsinnige alte Kuh! Bleib doch zu Hause, bevor du den ganzen Betrieb aufhältst!“ , hörte sie die Stimme der Sattmann in ihrem Kopf. Irritiert schaute sie zu wie die Sattmann im Gedränge des Wochenmarktes verschwand. Neben ihr blieb ein junges Paar
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