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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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Sascha, ihr letzter Freund, hatte sie wenige Tage nach dem Reitunfall verlassen und Doro hatte sich, wie bei allem, was mit dem Unfall zusammenhing, nach dem Warum gefragt. Mit Sascha an ihrer Seite hätte sie diesen Schicksalsschlag vielleicht leichter verkraftet. Monate später hatte sie erfahren, dass Sascha Angst davor gehabt hatte, sein Leben an der Seite einer Behinderten verbringen zu müssen. Er wollte eine makellose Partnerin, die er vorzeigen konnte und keine, die an manchen Tagen hinkte wie ein altes Weib und deren Gesicht von einer drei Zentimeter langen Narbe verunstaltet war. Saschas Oberflächlichkeit hatte sie damals schwer getroffen und ihr Selbstwertgefühl in einen abgrundtiefen Schacht gestürzt, aus dem sie sich bis heute zu befreien versuchte. Seitdem zog sie es vor, jeder Beziehung zu einem Mann aus dem Weg zu gehen und redete sich ein, dass sie keinen Kerl an ihrer Seite brauchte.
    Dann war ihr vor zwei Tagen Alexander Maar begegnet. Obwohl sie ihn nicht kannte und obwohl er sich bestenfalls mäßig für sie interessierte, faszinierte sie dieser Mann. Vielleicht war es sein eckiges, sprödes Verhalten, weshalb es ihr nicht gelang, ihn aus ihren Gedanken fernzuhalten.
    Sie stand auf, ging in den Flur und kramte ihren Terminkalender aus dem Rucksack. Sie warf einen Blick auf den heutigen Tag. Es lag nicht viel an und mit etwas Glück, würde sie pünktlich aus der Redaktion kommen. Wenn sie jetzt noch den nötigen Mut aufbrachte, stand einem Abendspaziergang zur Mühle nichts im Weg. Lille sollte besser nichts von ihrer Idee erfahren.
     
    Die letzte Stunde im Büro zog sich unendlich zäh dahin. Doro hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob sie Alexander wirklich aufsuchen sollte oder ob es nicht sinnvoller wäre, den Plan von der Tagesordnung zu streichen. Irgendwann zwischen Mittagessen und dem obligatorischen Drei-Uhr-Kaffee hatte sie sich schließlich entschlossen, ihr Vorhaben durchzuziehen. Zuhause angekommen, hastete sie ins Schlafzimmer. Hektisch durchkramte sie die Schubladen ihres Schreibtisches nach einer Wanderkarte, die Kirchbronn und Umgebung zeigte. Endlich hatte sie die richtige Karte gefunden und breitete sie auf ihrem Bett aus. Es gab drei Routen, die zur Steinach-Mühle führten. Die erste verlief oberhalb des Ortes auf dem Bergkamm. Sie kannte diesen Weg gut und der Abstieg ins Tal war steil und nicht ungefährlich. Die zweite und einfachste Möglichkeit war entlang der Hauptstraße und dann das kurze Stück durch den Wald. Doro entschied sich für die dritte Route. Sie war landschaftlich abwechslungsreich und trotzdem gut zu Fuß zu bewältigen. Ihr ausgestreckter Zeigefinger verfolgte den ausgewählten Weg auf dem Papier, um sich die Strecke einzuprägen. Sie faltete die Wanderkarte ordentlich zusammen und schob sie gemeinsam mit Geldbeutel, Handy und Ausweis in ihren Lederrucksack.
     
    Zwanzig Minuten später hatte sie den Ort hinter sich gelassen. Vor ihr lag die Wolfshälde , ein ungefähr anderthalb Kilometer langes und bei den Kirchbronnern äußerst beliebtes Waldstück. Zahlreiche Wege durchzogen das kleine Wäldchen wie ein großes Spinnennetz.
    Hinter dem Wald schlossen Wiesenflächen an und es wurde einsamer. Die tief stehende Sonne leuchtete nur noch als schmaler, rot glimmender Streifen über den Bergkamm. Auch die Tannen auf den Gipfeln waren nicht mehr als einzelne Bäume zu erkennen, sondern bildeten eine solide, scharfkantige Silhouette gegen das gleißende Abendlicht. Doro setzte ihren Rucksack ab und nahm die Karte zur Hand. Mit einem mulmigen Gefühl musste sie feststellen, dass noch mehr als die Hälfte der Strecke vor ihr lag. Sie hatte die Entfernung und ihr eigenes Tempo falsch eingeschätzt. In einer halben Stunde war es dunkel. Obwohl Doro wenig Hoffnung hatte, die Mühle noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen, lief sie nun schneller. Schon nach wenigen hundert Metern spürte sie ein heftiges Ziehen in ihrem rechten Bein, das von ihrer Hüfte ausging. Sie blieb stehen und nutzte die Pause, um sich noch einmal zu orientieren. Beim Packen ihres Rucksacks hatte sie noch daran gedacht, eine Taschenlampe mitzunehmen, über die Sucherei nach der Wanderkarte war die Lampe jedoch in Vergessenheit geraten.
    Die weitläufige Landschaft versank erschreckend schnell vor ihren Augen im Dunkeln. Bis zum Höllengrund war es mindestens noch anderthalb Kilometer. Von den Steinachauen stieg eine kalte, feuchte Brise das Tal herauf. Doro fröstelte. Sie

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