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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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sie, einen schwachen Lichtschein im diffusen Grau zu erkennen. Zuerst dachte sie, dass die hellen Flecken nur ihrer Einbildung entsprangen, trotzdem hielt sie auf das goldgelbe Flackern im Dunst zu. Ihre Schritte wurden schneller. Bald fiel sie in einen leichten Trab. Normalerweise machte ihr rechtes Bein schon nach kurzer Distanz Schwierigkeiten, doch glücklicherweise blieben die üblichen Beschwerden aus. Die Umrisse eines großen Gebäudes nahmen in dem formlosen Grau Stück für Stück Gestalt an. Die Steinach-Mühle. Ein erleichtertes Lächeln überzog ihr Gesicht. Nicht mehr lange und sie hatte ihr Ziel erreicht. Und noch etwas fiel auf: Hier, direkt an der Mühle war der Nebel wesentlich lichter als über dem offenen Gelände.
     
    Die alte Wassermühle bestand aus mehreren Einzelgebäuden: Der eigentlichen Wassermühle am Bach, einem zweigeschossigen Fachwerkbau, der als Wohnhaus diente und zwei größeren, soliden Gebäuden, die in früheren Zeiten als Stallungen, Lagerplatz und für das Gesinde genutzt wurden. Das Wohnhaus und die Scheunen lagen links von der Mühle und bildeten eine geschlossen wirkende Einheit. Sie waren auf einem kleinen Wall errichtet worden, der Häuser, Bewohner und Vorräte vor den regelmäßigen Überschwemmungen der Steinach im Frühjahr und im Herbst schützte. Zwischen den Bauten stand ein gewaltiger Walnussbaum, der gut ein Drittel des Innenhofes bedeckte, der offensichtlich erst vor Kurzem mit einer Schicht frischem, feinkörnigem Kies belegt worden war. Und auch der Rest des Anwesens machte einen gepflegten Eindruck. Die Häuser sahen ordentlich verputzt aus; die Holzvertäfelungen der Schuppen wirkten frisch gestrichen. Einen Moment lang meinte sie sogar noch, die Farbe riechen zu können. Vor dem Fachwerkhaus stand eine dunkle Limousine, die teuer aussah und deren Marke Doro nicht bestimmen konnte. Neugierig ging sie um den Wagen herum. Die Motorhaube zierte ein Emblem, bei dem ein abgerundetes Dreieck, zwei ineinander verschlungenen M umrahmte. Mit dem Frankfurter Kennzeichen passte der Wagen mehrzu einem Banker als zu einem Dämonenforscher. Sie betrachtete noch einmal die umliegenden Gebäude. Auch wenn sie kein Sanierungsfachmann war, lag es auf der Hand, dass Maar kräftig investiert haben musste, um die alte Ruine wieder bewohnbar zu machen. Aber was spielte das für eine Rolle?
    Doro seufzte. Ein weiteres Mal stellte sie sich die Frage, was sie hier eigentlich suchte und was sie gehofft hatte vorzufinden. Vielleicht war es besser, an dieser Stelle abzubrechen. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Der letzte Bus fuhr gegen Zehn Uhr durch Kirchbronn. Demzufolge war er ungefähr eine Viertelstunde vorher an der Haltestelle am Eingang des Tals. Jetzt war es kurz nach Acht Uhr und bis zur Bushaltestelle an der Hauptstraße dauerte es zu Fuß höchstens eine halbe Stunde. Das konnte sie mühelos schaffen. Doro lehnte sich gegen das gespaltene Kaminholz, das an der Hauswand entlang aufgestapelt war. Nach einer kurzen Verschnaufpause wollte sie sich auf den Heimweg machen, bevor sie am Ende hier draußen noch jemand entdeckte. Vielleicht kam sie besser ein andermal wieder, bei Tag und angemeldet; vielleicht ließ sie es auch einfach ganz bleiben, Alexander Maar aufzusuchen und ersparte sich dadurch weitere Peinlichkeiten. Sie hatte ihren Artikel, Sattmann war zufrieden, damit war alles in bester Ordnung. Warum sollte sie sich länger als nötig mit dieser Geschichte beschäftigen?
    Bislang hatte sie den Stimmen, die aus dem Fenster über ihrem Kopf drangen keine Bedeutung geschenkt, dazu war sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Jetzt, wo sich der Nebel aus Wünschen und Träumen in ihrem Kopf allmählich lichtete, wurden aus dem monotonen Hintergrundgemurmel verständliche Worte.
    Es war eine Unterhaltung zwischen zwei Männern, die ruhig und sachlich miteinander sprachen. Eine der beiden Stimmen gehörte Maar. Doro hatte sie sofort an ihrem seidig-rauen Klang erkannt. Die andere war heller und durch einen leicht nasalen Unterton schwerer zu verstehen.
    „Halten Sie es für echt, Alexander?“, fragte der Nasale.
    „Auf den ersten Blick schwer zu sagen“, gab Maar zurück.
    „Das Buch hat mich ein Vermögen gekostet.“
    „Das ändert nichts an den Tatsachen. Das Grand Grimoire ist nicht nur eines der bekanntesten Beschwörungsbücher, Tom, es wurde leider auch am häufigsten gefälscht. Alle Exemplare, die mir bis heute zur Begutachtung vorgelegt wurden, haben

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