Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
sich als Fälschung erwiesen.“
„Ja, ich weiß. Aber Sie kennen meine Sammelleidenschaft für dämonische Schriften, Alexander.“
„Und ob.“ Doro meinte ein Lachen aus Maars Stimme herauszuführen. Er fuhr fort: “Darf ich fragen, woher Sie das Buch haben?“
„Aus den USA. Es ist mir anonym über einen Mittelsmann angeboten worden.“
Eine Weile herrschte Schweigen.
„Wie soll ich Ihr Schweigen bewerten?“, fragte der mit der nasalen Aussprache. Das Schrille in seiner Stimme verriet, dass ihn Maars Sprachlosigkeit beunruhigte.
„Noch ist nichts raus, Tom. Ich kann Ihnen im Moment nur versprechen, dass ich das Buch sorgfältig prüfen werde.“
„Sie bezweifeln die Echtheit?“
„Sagen wir, ich muss noch ein paar Recherchen anstellen, um mich zu vergewissern. Also, geben Sie mir ein oder zwei Wochen Zeit, dann weiß ich mehr.“
„Gut. Meinetwegen. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als mich bis dahin in Geduld zu üben.“ In den Worten schwang ein Unterton mit, der verriet, dass Geduld nicht eben zu seinen Stärken zu gehören schien.
„Sobald ich zu einem Ergebnis gekommen bin, melde ich mich bei Ihnen.“
„Würden Sie mir noch einen Gefallen tun, Alexander?“
„Welchen?“
„Gestatten Sie mir einen kurzen Blick auf ihre Sammlung zu werfen? Vielleicht ist etwas dabei, das mich interessiert.“
„Wie oft haben Sie mir schon diese Frage gestellt?“
„Ich habe nicht mitgezählt.“
„Ich auch nicht, trotzdem bin ich mir sicher, Sie kennen meine Antwort.“
„Die gleiche, wie letztes Mal?“
„Ja.“
„Sie lassen sich nicht umstimmen?“
„Nein. Das ist einer der Grundsätze, an denen ich festhalte. Ich gestatte niemandem Einblick in meine Sammlung. Tut mir leid, Tom.“
„Schade. Ich dachte, Sie würden bei mir eine Ausnahme machen. Ich hätte mich gern persönlich überzeugt, ob Ihr Konvolut an Beschwörungsbüchern wirklich so perfekt ist, wie weithin behauptet wird.“
„Meine Sammlung ist nahezu perfekt . Und ich weiß auch, worauf Sie anspielen, aber in diesem Punkt muss ich Sie enttäuschen, denn das Buch der Geheimnisse befindet sich nicht in meinem Besitz.“
„Wenn ich Sie damit beauftrage, würden Sie das Arcanum Daemonum für mich besorgen?“
„Nein. Ich kann nur Bücher beschaffen, die auch tatsächlich existieren.“
„Ich weiß, dass dieses Buch existiert. Wie viel verlangen Sie, Maar? Ich bezahle Ihnen jede Summe.“
„Das glaube ich Ihnen, aber ich bin nicht käuflich. Genauso wenig wie das Arcanum .“
„Kommen Sie, Alexander. Alles im Leben hat seinen Preis.“
„Da gebe ich Ihnen ausnahmsweise ein Mal Recht, Tom. Und was das Grand Grimoire angeht, bekommen Sie von mir schnellstmöglich Bescheid.“
„Wenn Sie Ihre Meinung ändern sollten, lassen Sie es mich wissen. Ich will Sie nicht länger aufhalten, Alexander. Ich finde allein raus. Danke.“
„Nein, warten Sie. Ich bringe Sie noch zum Auto.“
„Sie wollen sich vergewissern, dass ich auch wirklich verschwinde.“
„Sie haben es erfasst, mein Freund.“
Die Stimmen der Männer wurden leiser, bis sie schließlich zu unverständlichen Wortfetzen verschmolzen. Offensichtlich hatten die beiden das Zimmer verlassen und waren auf dem Weg zur Tür. Doro blieb nicht viel Zeit. Entweder sie versteckte sich oder sie lief weg. Ihre Augen suchten die Umgebung ab. Hier, direkt am Haus, konnte sie sich nirgends verstecken. Wenn sie es über den Hof schaffte, fand sie Deckung im Schatten der Scheune. Sie schätzte die Entfernung ab. Es durften kaum mehr als dreißig Meter sein. Ihre Hand umklammerte den Haltegriff ihres Rucksacks, dann lief sie los. Sie spürte einen Widerstand, der ihren Lauf behinderte. Ein Schultergurt hatte sich am Holzstapel verhakt. Hastig tasteten ihre Finger im Dunkeln an dem Ledergurt entlang. Endlich fand sie die Stelle, an der der Riemen festhing und versuchte gerade noch ihn freizubekommen, als sie hörte wie die Klinke der Eingangstür mit einem leisen Quietschen heruntergedrückt wurde. Wenn sie nicht entdeckt werden wollte, musste sie schleunigst verschwinden. Doro riss eine Spur zu hektisch an dem Schultergurt, der Holzstapel gab nach und fiel polternd zusammen.
Wenigstens ist der Rucksack jetzt frei, dachte sie, während sie auch schon der grelle Schein einer Taschenlampe erfasste.
„Sie?“ Die Verwunderung in Maars seidiger Stimme war nicht zu überhören.
Doro trat einen Schritt zurück, um nicht direkt in den grellen Schein der Lampe
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