Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Bergmann“, entgegnete sie und hoffte, dass sie einigermaßen überzeugend klang.
„Sie geben mir wegen des Buches Bescheid, Alexander“, verabschiedete sich Heyder von Maar, bevor er sich an Doro wandte. „Sind sie soweit, Frau Bergmann?“
„Sofort“, antwortete sie und nahm im Vorbeigehen ihren Rucksack vom Sofa.
„Natürlich, Tom. Sobald ich das Buch geprüft habe, rufe ich Sie an“, erwiderte Maar und öffnete die Haustür.
Beim Einsteigen in Heyders Luxuskarosse sah Doro noch einmal in Richtung der Eingangspforte. Insgeheim wünschte sie sich, dass er noch oben auf der Treppe stand und wartete, bis sie wegfuhr, doch Alexander Maar war längst wieder im Haus verschwunden. Vielleicht hatte Lille Recht und sie sollte das Kapitel Maar endgültig begraben.
„Wohnen Sie direkt in Kirchbronn, Frau Bergmann?“, fragte Heyder nach einer Weile. Er sah sie nicht an, seine ganze Konzentration gehörte dem holperigen Weg, der zur Hauptstraße hinaufführte. Der Nebel hatte sich, so plötzlich wie er gekommen war, wieder aufgelöst und gab den Blick auf einen klaren, Stern überzogenen Nachthimmel frei.
Doro nickte. „Ja. Aber Sie können mich gern an der Bushaltestelle hinter dem Wald absetzen. Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.“
Heyder lächelte. „Kommt nicht in Frage. Auf meinem Weg ins Hotel komme ich sowieso durch Kirchbronn. Da kann ich Sie auch genauso gut zuhause absetzen.“
„Sie wohnen im Bergschlösschen ?“
„Ja. Sieht man mir das etwa an?“
Natürlich sieht man es dir an, dachte sie.
Typen wie Heyder wohnten immer in diesem Hotel. Schließlich war es die Nobelabsteige der Gegend und wer sich die zweihundert Euro oder mehr pro Nacht und Person leisten konnte, residierte dort.
Sie ließ seine Frage unbeantwortet.
„Kennen Sie Alexander Maar schon länger?“, wollte sie stattdessen wissen.
„Seit ich angefangen habe, Beschwörungsbücher zu sammeln. Das dürfte ungefähr sechs Jahre her sein. Woher kennen Sie ihn? Maar lebt da unten recht zurückgezogen.“
„Ich habe vor ein paar Tagen ein Interview mit ihm gemacht.“
„Sind Sie beim Fernsehen? Als Moderatorin? Das wundert mich nicht. Ich finde, sie passen gut vor eine Kamera.“
Doro lachte laut auf. „Nein. Im weitesten Sinne gehöre ich zur Schreibenden Zunft.“
„Dann arbeiten Sie für ein Magazin?“
„Nicht ganz. Ich bin beim Kirchbronner Boten , einer kleinen Lokalzeitung und garantiert ohne jeden Einfluss aufs Weltgeschehen.“
„Vielleicht ändert sich das eines Tages?“
„Möglich ist bekanntlich alles, aber das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Es sei denn, Kirchbronn wird plötzlich zum Nabel der Welt. Im Moment liegt es schräg gegenüber. Dort, wo keiner hin will, falls Sie verstehen, was ich meine.“
Heyders Hand machte sich daran, das Lenkrad zu verlassen und lag jetzt auf dem Schaltknauf. „Ich verstehe Sie sehr gut, Frau Bergmann.“
Das Gespräch geriet ins Stocken und Doro war nicht sicher, wie sie die Konversation in Gang halten sollte. Vordergründig beobachtete sie die vorbeiziehende Nachtlandschaft, tatsächlich gehörte ihre Aufmerksamkeit Heyders Hand, die sich im Nachtschwarz der Scheibe spiegelte. Sein Arm ruhte auf der Mittelarmlehne, während seine Finger den Takt zu einer Melodie klopften, die nur in seinem Kopf existierte, denn das Radio war ausgeschaltet.
Die Bushaltestelle hatten sie soeben hinter sich gelassen. Dumpfes Unbehagen stieg in ihr auf. Sie hatte keine Ahnung, was Heyder weiter vorhatte, aber es war offensichtlich, dass der Typ als Nächstes versuchen würde, sie anzumachen. Bis Kirchbronn musste sie durchhalten und sobald sie die Stadtgrenze erreichten, konnte sie sich absetzen lassen.
Heyder legte seine Hand zurück an das Lenkrad. Doro spürte, wie sich die Anspannung in ihren Gliedern wieder löste. Er drehte kurz den Kopf in ihre Richtung und lächelte. Eigentlich hätte sie in seinem Lächeln etwas Verschlagenes, Gemeines erwartet, aber es war überraschend schüchtern.
„Ich finde Sie sympathisch, Frau Bergmann. Wissen Sie das?“, sagte Heyder.
„Nein“, antwortete sie. Da war es wieder, das Gefühl der inneren Unruhe. Sie drängte sich dazu, ruhig zu bleiben.
„Sie sind attraktiv, intelligent und Sie haben Humor. Das gefällt mir“, sagte er.
„Danke für das Kompliment“, entgegnete Doro. Die ersten Lichter der Stadt tauchten vor ihnen auf. Das Unangenehme in ihr wich der Erleichterung, dass sie in wenigen Augenblicken
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