Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Geschäftliches.“
„Was?“
„Bist du immer so neugierig?“
„Wenn es dabei um Heyder geht, schon.“
Doro suchte nach einer Ausrede. Plötzlich fühlte sie sich von ihm in die Enge getrieben. „Ich habe Heyder mein Wort gegeben, vorerst nichts auszuplaudern.“
„Ich könnte jetzt genauso eifersüchtig reagieren, wie du es eben getan hast“, gab Alexander zurück. Um seine Augen bildeten sich kleine Lachfältchen, die anzeigten, dass er es offensichtlich nicht so ernst meinte, wie es klang.
In einer unschlüssigen Geste hob sie die Schultern. Eigentlich erfüllte sie Heyders Angebot auch mit Stolz, und warum sollte sie ihre Freude nicht mit Alexander teilen. Schließlich gab es zwischen den beiden Männern, mit Ausnahme der Beschwörungsbücher, keine Berührungspunkte.
„Na schön, Heyder möchte mich als seine persönliche Assistentin einstellen“, sagte sie schließlich.
„Und nimmst du sein Angebot an?“
„Natürlich! Ich habe ihm heute Nachmittag zugesagt.“ Seine Verwunderung machte sie nervös. Unvermittelt verspürte sie das Bedürfnis, sich für ihre Entscheidung rechtfertigen zu müssen. „Ich brauch´ den Job, wie soll ich sonst über die Runden kommen. Außerdem zahlt er mir fast das Doppelte von dem, was ich im Augenblick bekomme.“
„Das glaube ich, aber gib´ auf dich Acht, Doro.“ Alexander machte sich am Backofen zu schaffen, aus dem seit geraumer Zeit ein verführerischer Duft drang.
„Du magst Heyder nicht sonderlich, stimmt´s?“, wollte sie wissen.
„Drücken wir es so aus. Ich kenne ihn schon viele Jahre und die Zusammenarbeit mit ihm hat mich ein gesundes Grundmisstrauen ihm gegenüber gelehrt.“
„Wie meinst du das?“
„Hinter jeder von Thomas Heyders Handlungen steht eine bestimmte Absicht, sonst wäre er weder so erfolgreich, geschweige denn so reich geworden. Das heißt, wenn er dir freiwillig einen gut dotierten Job anbietet, verbindet er damit ein ganz bestimmtes Ziel. Und er wird nicht eher Ruhe geben, bevor er dieses Ziel erreicht hat.“
Sie beobachtete durch eine kleine, rechteckige Glasscheibe das Flammenspiel im Bauch des Beistellherds. Trotz der Wärme im Raum, rann ihr ein kalter Schauer über den Rücken, denn insgeheim teilte sie Alexanders Befürchtungen. Sie rieb mit den Handflächen über ihre Arme, um das lähmend frostige Gefühl zu vertreiben.
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“, fragte sie halblaut.
„Sei einfach vorsichtig und glaub´ ihm nicht alles, denn Heyders Leidenschaft für gewisse Dinge, bewegt sich, meiner Meinung nach, hart am Rand von Besessenheit.“
„Ich werde aufpassen. Aber irgendwie macht mir unser Gespräch gerade Angst.“
Alexander ließ von seinem Topf ab. Er drehte sich zu ihr um und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Das muss es nicht. Mag sein, dass meine Zweifel völlig unbegründet sind. Wahrscheinlich bin ich bloß ein bisschen angespannt, weil ich ihn auch bei diesem Buch wieder enttäuschen muss.“
Doro stand auf, umschlang Alexanders Hüften und legte ihren Kopf gegen seine Brust. Wahrscheinlich sollten seine letzten Worte sie beruhigen. Doch die Saat des Misstrauens war ausgebracht und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie aufgehen würde. Sie lenkte ihre Gedanken wieder auf die Unterhaltung und sah zu ihm auf. „Demnach ist sein Beschwörungsbuch eine Fälschung?“
Alexander schnitt eine abwägende Grimasse. „Es ist zumindest keine vollständige Kopie des Originals.“ Er ließ sie los, um ihr Teller und Besteck in die Hand zu drücken. „Das Essen ist gleich fertig. Wärst du so freundlich und deckst den Tisch?“
Doro nickte und nahm ihm die Teller ab.
Alexander sprach weiter: „In der zweiten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts erfreute sich der Spiritismus, das Anrufen von Geistern, großer Beliebtheit.“ Er stellte den Schmortopf auf dem Tisch ab. Es folgte eine Platte mit dampfend heißen Ofenkartoffeln und eine Schüssel Feldsalat.
„Greif zu, bevor es kalt ist“, sagte er, „Ich habe Zitronenhühnchen mit Rosmarinkartoffeln gemacht. Ich hoffe, es schmeckt dir und du bist nicht Vegetarier.“
„Nein.“ Doro nahm sich Huhn, Kartoffeln und Salat.
Alexander öffnete eine Flasche Weißwein und goss die Gläser ein, bevor er sich selbst bediente. Nahtlos setzte er an der Stelle an, an er zuvor seine Erklärung unterbrochen hatte. „Man traf sich also zu Geheimzirkeln. Meist an mystischen Orten oder zu Uhrzeiten, denen etwas Magisches anhaftete
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