Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
wirkte wie sie selbst.
Gelal legte sich auf die freie Seite des Betts. Gern hätte er ihr in diesem Augenblick all die schönen Facetten der Wollust gezeigt, sich an ihr gelabt und sie betört, während er sie nach allen Regeln der Kunst verführte. Er sehnte sich danach, Stück für Stück von ihr Besitz zu ergreifen, bis sie willig war, ihm in seine Welt zu folgen. Er lächelte verklärt. Gewöhnlich amüsierte ihn die Vorstellung der perfekten Verführung nur, bei seiner Auserwählten hingegen erregte sie ihn. Er durchforstete jeden Winkel seiner Erinnerung, wann ein weibliches Geschöpf solche Empfindungen in ihm ausgelöst hatte. Im Lauf der Jahrtausende hatte er sich viele Bräute genommen, aber nie hatte ihn ein menschliches Wesen mit derartiger Intensität bewegt. In aller Regel strebten die Menschen nach Macht, Anerkennung und Reichtum, dabei spielte es keine Rolle, wie sie ihre Ziele erreichten. Sie heuchelten Gefühle und lavierten sich von einem Lebenslevel auf den nächsten. Sie logen und betrogen. Zuerst andere, dann sich selbst. Am Ende dieses langen Prozesses waren sie zu Meistern der Täuschung und Verblendung geworden. Zurück blieb die bittere Erkenntnis, dass sie die Gier nach Geld und Einfluss nicht glücklich machte. An diesem Punkt angelangt, waren ihre Seelen leichte Beute…
Doro räkelte sich fröstelnd. Er hob vorsichtig die Bettdecke an, um ihren halb entblößten Leib zu bedecken. Er betrachtete sie, wie sie sich zufrieden zu ihm hin auf die Seite drehte. Auch wenn sie, wie alle Menschen, Dinge tat, die untugendhaft waren, so blieb sie trotzdem etwas Besonderes. Denn sie handelte nicht aus der üblichen Machtgier heraus, ihre Beweggründe waren tiefgreifend und ihre Emotionen waren ehrlich. Das roch er, wenn er bei ihr war. Aber genau das war es, was sie nicht nur mächtig, sondern gleichzeitig auch gefährlich für ihn machte. Es war ihre Herkunft, ihr reines Herz und ein viele Jahre zurückliegendes Versprechen, das sie zu seiner Auserwählten bestimmte. Sie zu erobern, glich einem Spiel mit dem Feuer, das ihm körperliche Lust bereitete, während sie jederzeit fähig war, ihn zu verbrennen. Noch war sie sich der Stärke, die sie in sich trug, nicht bewusst, doch bald würde sie die Wahrheit erfahren. Es hatte begonnen.
Sie gehörte zu den wenigen Magischen auf dieser Welt. Sie konnte ihm folgen oder ihn vernichten. Selbst ein mächtiger Incubus, wie er, musste Risiken eingehen, wollte er gewinnen. Das lag in der Beschaffenheit der Dinge. Dämonen waren so alt wie die Menschheit. Kein Wunder, hatten die Menschen sie doch selbst erschaffen. Durch ihre Ängste, Träume, Sehnsüchte, ihre Liebe, ihren Hass, ihre Gier und ihrem absurden Wunsch nach Vollkommenheit. Irgendwann waren die Geister in ihnen lebendig geworden. Sie hatten sich aus den menschlichen Hüllen gelöst und ihre eigene Welt erschaffen. Eine Welt, in der keine Fragen, sondern nur Antworten existieren. Eine Welt, die alle Geheimnisse des Seins vereinte. Wer den Schlüssel zu ihr kannte, beherrschte das Leben, denn er hielt sowohl die Genesis als auch die Apokalypse in der Hand. Nicht mehr lange und die Frau neben ihm würde nach dem Schlüssel suchen, wenn sie ihn gefunden hatte, würde sich sein Schicksal entscheiden. Falls sie sich auf die falsche Seite stellte, musste er sie töten, bevor sie in der Lage war, seine eigene Welt zu vernichten. Doch noch war dieser Tag nicht greifbar und bis dahin würde er mit Argusaugen über sie wachen.
Kapitel 10 – Am Kaminfeuer
Doro hatte Alexanders Einladung nur zögernd zugestimmt. Obwohl sie sich immer wieder ins Gedächtnis rief, dass sie und Alexander keine feste Bindung miteinander hatten, nagte die Vorstellung in ihr, ihn mit einer anderen Frau zu sehen. Noch dazu, wenn sie rothaarig und außerordentlich attraktiv war. Sie versuchte, ihre Enttäuschung so gut es ging vor ihm zu verbergen. Aber die Halbherzigkeit ihrer Begrüßung offenbarte ihre betrübte Stimmung mit derselben Gewissheit, mit der schwarzgraue Wolkentürme einen Regenschauer ankündigen.
„Was ist los mit dir, Doro?“, fragte Alexander. Er hielt ihre Schultern fest, damit sie ihm nicht ausweichen konnte.
„Nichts“, erwiderte sie beiläufig.
„Von wegen“, murmelte er, während er sie sanft von der Eingangstür weg in Richtung Küche dirigierte, „Mach´ mir nichts vor. Ich sehe es dir sowieso an.“
Doro musste grinsen, obwohl ihr nach jeder anderen Regung zu Mute war, außer zu
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