Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
getraut hatte. Ihre Worte ließen Eric um weitere zehn Jahre altern. Die Überraschung machte sein Gesicht hart. Gleichzeitig wirkte er ungläubig, als bezweifele er noch, dass sie sich ihm tatsächlich widersetzte. Sein Minenspiel veränderte sich. Seine dunklen Augen musterten sie skeptisch, während sich der Druck auf ihr Handgelenk verstärkte. Endlos lang standen sie nach ihrem Empfinden taxierend voreinander. Plötzlich war sie nicht mehr überzeugt, ob sie noch lange fähig war, sich Eric weiterhin entgegenzustellen.
Alexander hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten. Jetzt trat er neben Doro und befreite ihren Unterarm aus Erics Umklammerung. „Dorothea hat sich entschieden. Sie will bleiben. Du solltest ihre Meinung akzeptieren.“ Alexander begleitete Eric in Richtung Flur. „Und mir wäre es recht, wenn du mir in dieser Angelegenheit keinen weiteren Ärger machen würdest.“
Die Männer hatten die Eingangstür erreicht. Eric drehte sich noch einmal zu ihr um. Die stumme Antwort lag in seinen Augen. Ihr Ziehvater würde nach einem Weg suchen, ihre Beziehung zu Alexander zu unterbinden. Und es würde allein an ihr liegen, ob er sein Ziel ereichte. Und die Entschlossenheit, mit der er sie ansah, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Doro stand am Fenster. Sie beobachtete, wie Eric in seinen Pickup stieg und vom Hof fuhr. Erst als die Rücklichter seines Wagens vom nächtlichen Schneetreiben verschluckt wurden, wandte sie sich zu Alexander um. Er zögerte kurz und lächelte sie verlegen an, bevor er auf sie zutrat, um sie in die Arme zu schließen. Die Wärme, die von seinen Händen ausging, während sie sanft über ihren Rücken streichelten, tat gut. Sie bettete ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Lider. Im Moment wollte sie nur seine Nähe spüren. Weiter nichts. Doch die Flut an Gedanken, die unaufhörlich durch ihren Kopf schwappte, ließ sie keine Ruhe finden.
„Was wollte er von dir?“, fragte sie.
Alexander küsste ihre Stirn. „Dein Ziehvater ist nicht sehr angetan von unserer Verbindung.“
„Gibt es einen Grund, warum er gegen unsere Beziehung ist?“
Alexander strich ihr sanft eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. „Ich glaube, er mag mich nicht.“
„Woher kennt ich euch? Du und Eric?“, fragte Doro.
„Wie kommst du darauf, dass wir uns kennen?“
„Ganz einfach. Bei unserer ersten Begegnung im Café, da hab ihr euch gesiezt. Heute ward ihr beim Du.“
„Ja. Es stimmt. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren.“
„Und woher?“
Alexander nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Ist das denn so wichtig?“
Sie wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest. Doro legte ihre Hände über seine. „Ja“, sagte sie, „Ich möchte verstehen, was um mich herum vorgeht.“
Er lächelte und beugte seinen Kopf zu ihrem herab. „Das wirst du auch.“
„Wann?“
„Wenn es soweit ist.“
„Wenn was soweit ist, Alex?“
Er sah ihr direkt in die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Hör auf Fragen zu stellen, auf die du im Moment noch keine Antworten finden wirst“, sagte er leise. Er hielt sanft ihr Gesicht.
„Kannst du dir vorstellen, dass ich vor diesen Antworten Angst habe?“, fragte sie.
„Das kann ich, und deshalb solltest du anfangen, mir zu vertrauen.“
Seine Lippen berührten ihren Mund und sie wehrte sich nicht. Sein Kuss war sanft und leicht. Er brachte den wirren Gedankenstrom in ihrem Kopf zum Versiegen. Es gab nur sie und ihn. Sie war der Brunnen und er war die Quelle, die ihn mit Leidenschaft speiste…
Kapitel 16 - Schlüsselfragen
Genauso überraschend wie Heyder in seine Frankfurter Geschäftsstelle gefahren war, genauso schnell war er auch wieder zurückgekehrt. Doro ahnte bereits nichts Gutes, als sie am Morgen den dunklen Maybach auf dem Geschäftsleitungsparkplatz stehen sah. Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube betrat sie das Gebäude.
Lille saß hinter ihrer hochmodernen Empfangsinsel aus Edelhölzern und Glas, die den Mittelpunkt des Eingangsbereichs bildete. „Morgen, Süße“, grüßte sie.
Doro erwiderte ihren Gruß mit einem Lächeln. „Wie war dein Abend?“
„Ganz okay. Mein Bruder hat uns seine neue Freundin vorgestellt.“
„Und wie ist sie?“
„Eigentlich ist sie wirklich nett. Nur ein bisschen schüchtern. Aber lass uns ein anderes Mal drüber quatschen“, Lille nahm den Hand beschriebenen Notizzettel, der unter ihrem Telefon klemmte und gab ihn an Doro weiter,
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