Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
zeigte sich eine Spur von Milde. „Die letzten Wochen war ich mir nicht immer sicher, auf welcher Seite Sie stehen, Dorothea.“
„Sie haben an meiner Loyalität gezweifelt?“
Er lächelte milde. „Finden Sie den Schlüssel, bevor es andere für sie tun.“
Eine Frage beschäftigte sie, seit Heyder ihr Büro verlassen hatte. Jetzt war sie zu einer Entscheidung gekommen. Nein, sie hatte Alexander definitiv nicht verraten. Mit fadenscheinigen Ausreden wäre sie bei Heyder nicht weitergekommen. Ihr blieb gar keine andere Wahl. Sie musste ihm einen Köder vorwerfen, der für ihn reizvoll genug war, damit er ihn auch schluckte. Das hatte er jetzt getan und im Gegenzug hatte sie Alexander und sich selbst ein wenig Zeit verschafft. Die Vehemenz, mit der Heyder an der Suche nach diesem verdammten Buch festhielt, war erschreckend. Und Doro hatte sich das zunehmend beklemmende Gefühl aufgedrängt, dass Heyder einen perfiden Plan verfolgte, bei dem das Buch eine entscheidende Rolle spielte.
IhrTelefon klingelte. Lille war am anderen Ende der Leitung, um Bescheid zu geben, dass Alexander unten am Empfang wartete. Wenige Augenblicke später stand er in ihrem Büro. Seine Augen wanderten neugierig durch den Raum.
„Schön hast du es hier“, sagte er, während er einen Platz für das Päckchen unter seinem Arm suchte.
„Ja, ich hätte es schlechter erwischen können“, gab sie in sich gekehrt zurück.
Alexander stellte den Karton schließlich auf dem Schreibtisch ab. Er nahm Doros Arm und zog sie zu sich her. „Was ist los mit dir? Irgendwas bedrückt dich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmt. Heyder lässt einfach nicht locker. Er ist geradezu besessen davon, das Buch der Geheimnisse aufzuspüren.“ Sie rang sich ein freudloses Lächeln ab. „Alex, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Bitte hilf mir, entweder das Buch aufzuspüren oder Heyder endgültig klarzumachen, dass es nicht existiert.“
Zärtlich fuhr er über ihre Wange, ihren Kinnbogen entlang, bis seine Hand unter ihrem Kinn lag. Er hob es sachte an, um in ihre Augen zu blicken. „Ich kann wohl kaum von dir verlangen, dass du mir vertraust, wenn ichnicht das gleiche tue.“ Seine Lippen berührten zart ihre Wangen. „Ich werde dir sagen, was ich über das Buch weiß. Aber nicht hier. Komm heute Abend zur Mühle“, flüsterte er.
„Danke, Alex.“
Er löste sich von ihr. „Gibst du die Sachen bitte an Heyder weiter?“
„Ist das sein Exemplar des Grand Grimoire ?“
„Ja. Und das Gutachten, das er angefordert hat. Es ist unter dem Buch im Karton“, Alexander grinste, „Allzu viel Schaden wird er mit dem Ding nicht anrichten können.“
„Demnach ist das Buch, wie du vermutet hast, eine Fälschung?“
Alexander nickte. „Ja. Wenn ich auch zugeben muss, dass da jemand eine sehr gute Arbeit abgeliefert hat.“
„Steht das mit der Fälschung auch in deinem Gutachten.“
„Nein. So wie die Dinge liegen, halte ich es für sinnvoller, wenn wir deinen Boss noch eine Weile bei Laune halten. Ich hole dich um 20.00 Uhr am Wanderparkplatz ab, wenn es dir passt.“
„Ich freue mich schon, und ich verspreche pünktlich zu sein.“
Alexanders Schritte waren auf dem Gang verhallt. Einen Moment war sie in der Versuchung, das Gutachten herauszuholen und einen Blick hineinzuwerfen. Doch dann klappte sie die Kartondeckel wieder zusammen. Heyder war noch zu Tisch und nach dem Gespräch vom Vormittag, wollte sie ihm für den Rest des Tages möglichst aus dem Weg gehen. Sie hob den Karton an und trug ihn in Heyders Büro herüber. Der Schreibtisch war mit Unterlagen aller Art belegt, also stellte sie den Karton auf dem Besprechungstisch ab und beschloss einen Zettel ans Telefon zu pinnen, damit Heyder über das Grand Grimoire Bescheid wusste. Sie nahm ein quadratisches, weißes Papierblättchen aus der Zettelbox, die neben dem Karton stand und ging zu Heyders Schreibtisch herüber.
Doro suchte das Chaos auf der Tischplatte nach einem Stift ab. Ihr Blick fiel auf eine schwarze Mappe, aus der Zeichnungen herausragten, die an Baupläne erinnerten. Vorsichtig zog sie den obersten Bogen aus der Mappe und faltete ihn auf. Es war ein Lageplan, der weite Teile des alten Ortskerns zeigte. Der Gebäudekomplex des Boten war mit einer roten Schraffur hinterlegt. Ein Sternchen verwies auf die Randnotizen, die eindeutig Heyders Handschrift trugen. Doro wusste seit ungefähr zwei Monaten von
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