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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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So hatte er kurzer Hand vor Weihnachten die örtliche Schule mit neuen, modernen Rechnern ausgestattet. Zudem bot er in seiner Firma Praktika für Jugendliche an und er hatte versprochen, die Sanierung des Hallenbades zu übernehmen. Diese Beispiele waren nur ein kleiner Abriss seiner wohltätigen Einstellung. Ja, Heyder hatte es innerhalb weniger Wochen geschafft, dass mehr oder weniger ganz Kirchbronn in ihm eine Art Heilsbringer sah, den es unter allen Umständen bei Laune zu halten galt. Und trotzdem, irgendetwas stimmte nicht. Denn wie sie es auch drehte und wendete, es gelang ihr einfach nicht, nur den uneigennützigen Förderer in ihm zu sehen, weil es schlicht und ergreifend nicht zu ihm passte. Vordergründig wahrte er zu jeder Zeit die Etikette, doch seit Doro für ihn arbeitete hatte sie auch andere Seiten an ihm erlebt. Oft schloss er sich stundenlang in seinem Büro ein und wollte nicht gestört werden. Wobei sie nicht die leiseste Ahnung hatte, was er in dieser Zeit trieb. Während dieser Phasen war es bei Heyder immer erschreckend still und Doro hatte sie mehr als einmal gefragt, was es für Tätigkeiten gab, die ein Mensch derart geräuschlos betreiben konnte. Lille hielt dafür eine äußerst banale Erklärung parat: Büroschlaf. Aber auch das passte nicht zu Heyder. Nein, irgendetwas geschah und Heyder war wohl darauf bedacht, es schön für sich zu behalten. Nur leider schien das, außer ihr, niemanden in diesem Dorf zu interessieren. Ihre Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen und es folgte der Punkt, an den sie sich einsam, unverstanden und ausgegrenzt fühlte, weil sie einfach nicht in der Lage war, die bedingungslose Euphorie ihrer Mitmenschen zu teilen.
    Sie blickte auf die kleine digitale Uhr am rechten unteren Rand ihres Bildschirms. Es war kurz vor 16.30 Uhr. Ihr letztes Gespräch mit Alexander über das geheimnisvolle Arcanum Daemonum lag sechs Wochen zurück. Seither war sie mit ihren Recherchen kaum weitergekommen, auch heute nicht. Thomas Heyder war gegen Mittag zu seinem Frankfurter Büro aufgebrochen. Die nächsten beiden Tage war sie vor unangenehmen Fragen, das Buch betreffend, jedenfalls sicher. Morgen konnte sie sich wieder intensiv mit ihrer aussichtlosen Spurensuche widmen, aber für heute war es genug. Und wenn Lille keine Lust auf einen Mädelsabend hatte, würde sie Alexander einen Besuch abstatten.
     

 
    Kapitel 15 – Erster Widerstand
     
    Kurz bevor sie aufbrach, hatte es wieder angefangen zu schneien. Zuerst nur sachte und leicht. Mittlerweile wirbelten die Flocken dicht an dicht im Scheinwerferlicht gegen die Frontscheibe. Sie überlegte noch, den schmalen Stich zur Mühle mit dem Auto hinunterzufahren, entschied sich aber dann dagegen, denn bereits auf der Hauptstraße wurde die Fahrbahn mit jedem weiteren Meter rutschiger.
    Doro parkte ihren Polo auf dem kleinen Wanderparkplatz, der sich unterhalb der Bushaltestelle befand. In den vergangen Wochen hatte sie dort schon öfter ihr Auto abgestellt und meistens wurde sie anschließend von Alexander mit seinem Geländewagen abgeholt. Heute wollte sie den starken Kilometer zu Fuß gehen. Vielleicht befreite ein Spaziergang in der Schneeluft ihren Kopf von dem gedanklichen Unrat, der sich in den letzten Stunden angesammelt hatte. Sie stellte den Motor ab, zog die Handbremse an, nahm Handschuhe und Mütze vom Beifahrersitz und machte sich auf den Weg.
    Im Wald hielten sich Schneetreiben und Wind in Grenzen, denn die dicht stehenden Tannen boten einen annehmbaren Schutz vor der Witterung. Die letzten Minuten war es spürbar kälter geworden und der Schnee begann zu überfrieren. Das verriet das harschige Knirschen unter ihren Stiefeln. Vor ein paar Monaten hatte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sie einmal strammen Schrittes über den verschneiten, rutschigen Waldboden marschieren würde. Doch zwischenzeitlich stellten längere Fußmärsche oder selbst leichtes Jogging kein Problem mehr dar.
    Die Besserung ihres Beines war so langsam vonstatten gegangen, dass sie es zunächst kaum wahrgenommen hatte. Wahrscheinlich wollte sie das auch gar nicht. Im Laufe der Jahre hatte ihr Unterbewusstsein eine Art Selbstschutz entwickelt, weil mit der Linderung ihrer Beschwerden jedes Mal auch die Angst einherging, dass das Gefühl der Besserung trügerisch war. Flüchtige Momente, in denen sie sich kurzzeitig besser fühlte und die sie schon so häufig erlebt hatte, doch wenige Tage später, wenn sie Glück hatte, auch erst nach

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