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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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die trotz aller Unterschiede nicht ähnlicher sein konnten. Beide Seiten besaßen ihre dunklen Geheimnisse und beide Seiten schienen ihr das wesentliche Quäntchen zu verschweigen, das ihr eine endgültige Entscheidung erleichtert hätte. Noch schlimmer wog jedochdie Gewissheit, dass ihre eigene Rolle ihr dabei verborgen blieb. Was, wenn für sie schon lange kein Gut oder Böse mehr existierte? Wenn Hell und Dunkel bereits zu einer trägen farblosen Masse verschmolzen waren, die alles das, an was sie glaubte, erstickte und unter einer undurchdringlichen Schicht Trostlosigkeit begrub? Ganz gleich wie sie sich entschied, die Chance war groß, am Ende auf der falschen Seite zu stehen. Verbitterung mischte sich unter ihre Gedanken. Ihre Selbstzweifel kehrten zurück und mit ihnen die alten Verhaltensmuster. Auch, wenn Heyder und Alexander sie für stark hielten, in ihrer eigenen Wahrnehmung war sie es nicht. Und dann war da noch Eric. Sein Name löste in ihr Wut, Enttäuschung und Fassungslosigkeit aus, wenn sie daran dachte, wie hinterhältig er sie verraten hatte…
    Doro raffte sich endlich auf. Sie ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und hielt den Kopf unter den fingerdicken Strahl. Schon nach wenigen Sekunden fühlte sie das Brennen, welches das kalte Wasser auf ihrer Kopfhaut hinterließ. Langsam wurde auch ihr Verstand wieder klar. Theatralik und Unschlüssigkeit brachten sie nicht weiter. Sie stellte das Wasser ab und betrachtete ihr Ich in dem großen runden Spiegel über dem Waschbecken. Das Wasser rann aus ihrem kastanienbraunen Haar und hinterließ dunkelgraue Spuren auf ihrem Shirt und eine feuchte Kälte auf ihrer Haut. Während sie sich noch kritisch beobachtete, nahm sie sich ein stummes Versprechen ab. Sie würde mit Eric sprechen. Wenn sie Antworten auf ihre Fragen finde wollte, existierte keine Alternative.
     
    Gelal landete lautlos auf der Terrasse. In der letzten Zeit besuchte er fast jede Nacht das Haus am Stadtrand. Wie in den Nächten zuvor, war die Tür zu ihrer Schlafstätte gekippt. Dahinter schlief sie. Er lächelte. Manchmal konnte er sich dem Eindruck nicht entziehen, dass sie ihn erwartete. Er hatte die Vorzüge ihrer Gefühle schätzen gelernt. Immer wieder fragte er sich, warum er nicht von der Kleinen lassen konnte. Wahrscheinlich lag es an ihrer Unschuld, dass ihre Gefühle so reizvoll und nahrhaft waren. Ihr Duft zog sich Abend für Abend gleich dem zarten Hauch eines intensiven Parfums durch das Tal, der sich fest in seinem Bewusstsein verankerte. Er war nicht so verführerisch wie der Duft seiner Braut, aber jetzt, nachdem sich das Mädchen erholt hatte, waren ihre Gefühle von einer Reinheit, die ihn geradezu dazu zwangen, sich an ihr zu laben. Er brauchte sie nicht einmal in Ekstase zu versetzen, schon eine leichte Verzückung reichte aus, um seinen ärgsten Hunger zu stillen.
    Er betrat das Zimmer. Mit jedem Schritt, den er sich ihrem Bett näherte, intensivierte sich ihr Rosenduft. Da lag sie, sittsam und unbefleckt und genauso makellos rein präsentierten sich ihm ihre Gefühle.
    „Komm näher“, lockte ihn ihre seidene Stimme und er war gewillt ihr zu folgen.
    Schritt für Schritt näherte er sich ihrer Schlafstatt. Die maßlose Gier nach körperlicher Vereinigung war der bittersüße Fluch eines reinblütigen Incubus. Trotz aller Vollkommenheit waren Incubi den Menschen ähnlich und die ihnen mitgegebenen Schwächen bezeichneten gleichzeitig die Eigenschaften, mit denen sie die entzogenen Gefühle ihrer Opfer füllten. Maßlosigkeit. Wollust. Gier. Incubi waren nur der Verführung wegen erschaffen worden. Sie verführten, um verführt zu werden, so besaß jede Kreatur ein ihr vorbestimmtes Schicksal. Auch er, Gelal.
    Lautlos senkte er sich auf die Bettkante herab. Bevor er ihr seine Träume schickte, wollte er sie noch einen Moment betrachten. Sie hielt ihre Augen geschlossen, ihre Gesichtszüge waren entspannt und ihr Mund schien zu lächeln. Ihr Körper strotzte vor Frische und jugendlicher Kraft. Sie besaß die erhabene Schönheit einer herangereiften Knospe kurz vor dem Erblühen. Seine Finger berührten die weiche, aprikosenzarte Haut ihrer Wange. Heute Nacht erschien sie ihm vollkommen. Zu vollkommen…
    Die Attacke kam völlig überraschend. Ihm blieb gerade noch die Zeit, seine wahre Gestalt anzunehmen, bevor sich krallenartige Finger um seinen Hals schlossen. Unerbittlich drückten die kraftvollen Hände seine Kehle zusammen. Seine zarte Rosenblüte hatte

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