Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
er, „Aber ich hatte nicht mit dieser Form des Widerstands gerechnet.“
„Deine Stimme verliert an Stärke, mein Fürst. Du wirst schwächer. Beschreib mir, wie es ist, wenn die Gefühle langsam aus deinem Körper strömen. Es soll schmerzhaft sein. So wie du, müssen sich auch die Zweiundsiebzig gefühlt haben, als sie das Arcanum Daemonum mit ihrem eigenen Blut verfasst haben.“
Gelals momentaner Zustand kam derFolter gleich. Das Blut eines Incubus bestand aus geraubten Emotionen. Viele dieser Gefühle waren seit Jahrtausenden in seinem dämonischen Leib gefangen und warteten nur darauf, an die Oberfläche zu treten, um endlich wieder frei zu sein. Jede, der aus der Wunde sickernde Empfindung brannte wie Feuer. Doch sein Instinkt signalisierte ihm, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sich seine Wunden vollständig schlossen. „Was hat unser Kampf mit dem Buch zu tun?“, fragte Gelal.
Angarath trat einen Schritt auf ihn zu. „Nun, wenn ich wüsste, wo es sich befindet, würde das die Dinge grundlegend ändern und meine Mission beschleunigen.“
Gelal richtete sich auf, bereit einen weiteren Angriff abzuwehren. Die beiden Kreaturen waren annähernd gleich groß. „Was für eine Mission?“
„Lass dich überraschen. Zu gegebener Zeit wirst du es erfahren.“ Angaraths Klaue fing einen einzelnen Blutstropfen. Eine graue, gespaltene Zunge fuhr aus seinem Maul hervor, um davon zu kosten. „Du bist wohl genährt. Es wird nicht leicht werden.“
„Mich zu töten?“
Angarath lächelt böse und nickte. „Ja, das auch. Ich denke, das ist der einzige Weg, um mein Fleisch und Blut zu schützen.“ Er tat einen Schritt zurück, legte abwägend den Kopf schief.
Die Kraft kehrte allmählich in Gelals Glieder zurück. „Was ist nur aus dir geworden, Angarath?“, seufzte er.
„Ich gebe es nicht gerne zu, aber Jahrzehnte in einem menschlichen Körper verändern, denn du lernst die unterschiedlichen Gefühle kennen, zu denen diese Geschöpfe fähig sind. Vor allem lernst du sie zu ertragen.“ Angarath befreite die Krallen seiner rechten Hand von Gelals Hautresten, während er in lockerem Plauderton weitersprach. „Selbst Emotionen der Schwäche, wie Trauer, Angst und Rache.“ Angaraths lange, schmale Zunge wand sich um jeden einzelnen seiner Finger. Er wandte Gelal den Rücken zu und verschwand im nachtschwarzen Schatten. „Du schmeckst vorzüglich, mein Fürst“, flüsterte er, aber es war nicht mehr die zischende Stimme eines Incubus. Jetzt klang sie sanft und süß wie die des Mädchens.
Dann trat sie aus dem Schatten heraus und kam auf ihn zu. Im kalten Mondlicht, das durch die Scheibe der Terrassentür fiel, blieb sie stehen. Weich, fließend und von ungeahnter Schönheit waren die Formen ihres jungen, unberührten Körpers. Ihr weizenblondes Haar glänzte seidig und bewegte sich sachte im leichten Wind, der durch den Türspalt drang. Sie streckte eine Hand nach ihm aus. „Komm, spiel mit mir“, hauchten ihm ihre zartrosa Lippen zu.
Gelal ergriff ihre Hand. „Ich bin bereit“, flüsterte er noch zärtlich, während sich bereits seine Krallen in ihren Körper und seine Fangzähne in ihren Hals schlugen. Sie kreischte, schrie herzzerreißend und bettelte um ihr Leben. Die Angst, die ihrem Körper entwich, benebelte seine Sinne, aber diesmal ließ er sich nicht täuschen.
Er lag mit ausgebreiteten Armen und dem Dielenboden. Die Kühle des Holzes linderte kaum seine Schmerzen, aber immerhin war er in Sicherheit. Mit letzter Kraft hatte er die Mühle erreicht. Seine Arme und sein Leib waren von zahlreichen Wunden übersät, in seiner Brust klaffte ein tiefes Loch, aus dem Blut sickerte. Sein Feind war stark gewesen und hatte mehr Gegenwehr geleistet, als er vermutet hatte.Er hatte Angarath unterschätzt. Nein, schlimmer, er hatte erst gar nicht mit ihm gerechnet und es bestand kein Zweifel, dass sein Feind nichts unversucht lassen würde, um seine Tochter, die gleichzeitig seine Braut war, zu schützen. Gleiches galt für das Aufspüren des Buches, so schloss sich der Kreis. Denn auch seine Braut suchte nach dem Arcanum . Bislang hätte er schwören können, dass sie keine Ahnung hatte, wer sie tatsächlich war und welche verborgenen Fähigkeiten in ihr schlummerten. Was, wenn er sich in ihr täuschte? Sie war von Selbstzweifeln zerrissen und labil. Sie war leicht zu beeinflussen und sie war emotional. Aber dasänderte nichts an der Tatsache, dass sie es war, die diese spezielle Fähigkeit
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