Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Frühstück.
Mirko ließ sich mit einem Gruß auf dem freien Stuhl nieder und lächelte die beiden Frauen an. Seine blonden Haare standen wie immer wild von seinem Kopf ab. „Ich hoffe du weißt alles über die Impressionisten, was es zu wissen gibt“, sagte er an Sariel gerichtet. Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich an Michelle. „Du musst uns helfen. Professor Billiardt wird mit Sicherheit seine berühmte Fragerunde durchziehen. Ich weiß alles über subtraktive Farbmischung, aber was ist mit den Befürwortern und Gönnern? Für die habe ich keine Zeit mehr gehabt.“ Mirko fuhr sich durch den Haarschopf und sah Michelle bittend an. Die Französin war bereits im dritten Semester und hatte die gefürchtete Klausur von Professor Billiardt mit Bravour bestanden.
„Ah. Das! C’est rien! Mach dir keine Sorgen. Billiardt liebt die Diskussion über Farbmischung, Pinselführung, Licht und Schatten. Puh. Das halbe Semester bringt er damit zu.“
Die beiden begannen eine lange Unterhaltung über impressionistische Maler und Sariel klinkte sich gedanklich aus. Statt an die bevorstehende Vorlesung zu denken, kreisten ihre Gedanken um Alexander. Er hatte sich für sie geopfert. Wurde offensichtlich von ihrem Onkel gefoltert und das nur, weil sie dumm gewesen war. Und was tat sie? Sie redete mit ihren Freunden über Kunst! Anstatt alles zu tun, um ihm zu helfen. Mit einem Satz sprang sie auf.
„Was ist los? Die Vorlesung beginnt erst in einer halben Stunde.“ Ihre Freunde sahen sie erstaunt an.
„Ich muss ins Sekretariat.“ Ohne weitere Erklärungen ging sie zur Theke, bezahlte und rannte fast zu dem Studentensekretariat. Eine halbe Stunde später war sie frei. Ihr Urlaubssemester war genehmigt worden.
„Wo ist sie? Konntest du sie davon überzeugen, die Finger von dieser Sache zu lassen?“
„Dir auch einen guten Morgen“, brummte Tim und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. „In Paris. Ich habe nicht die Absicht sie davon zu überzeugen, denn du brauchst Hilfe. Sieh dich an!“ Der Dämon sah schrecklich aus. Tim wusste nicht, was Halder ihm angetan hatte, aber eines war sicher: Alexander musste in der letzten Nacht die Hölle durchlebt haben. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen. Seine Haut war leichenblass. Und das, obwohl er sich mindestens einmal aufgelöst und wieder zusammengesetzt hatte.
„Trotzdem.“ Alexander ließ sich in einen der Sessel sinken, die vor dem Kamin standen, und hielt seine Hände in die Flammen. „Ich will nicht, dass sie versucht mir zu helfen!“
„Ich begreife nur eines. Geht sie nicht dorthin, wirst du nicht mehr lange der Freund sein, den ich kenne. Halder quält dich nicht nur, er zerstört auch deine Seele und das kann und will ich mir nicht länger ansehen.“
Tim hatte seinen Satz kaum beendet, als Sariel im Raum erschien. Sie sah müde aus, so als hätte sie ebenfalls die Nacht durchwacht. Trotzdem leuchteten ihre Augen kurz auf, als sie Alexander sah.
„Ich bin bereit. Heute Morgen habe ich mich für dieses Semester beurlauben lassen.“
„Du hast was?“ Noch bevor er seinem Körper den bewussten Befehl gab, stand er Sariel gegenüber. So nah, dass er sie fast berührte. Zu nah . Hastig trat er einen Schritt zurück.
„Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir benötigen und wollte meinen Studienplatz nicht gefährden. Davon abgesehen geht es dich nichts an!“ Sariel hob trotzig den Kopf und sah ihn an. „Wohin ich gehe und was ich tue, geht dich ebenfalls nichts an. Mach schon. Löse dich auf. Verschwinde, so wie du es immer tust, wenn dir etwas nicht passt.“ Sariel drehte sich um und wandte sich Tim zu. „Ich habe einige Recherchen angestellt. Ich glaube, ich …“
Weiter kam sie nicht. Alexander hatte sie an den Schultern gepackt und zu sich herum gedreht. „Du wirst nicht nach Dschinnanyar gehen!“
„Doch.“
„Sariel. Die Dämonen dort sind mehrere Tausend Jahre alt. Eine Halbdämonin wie dich verspeisen sie zum Frühstück. Und vorher spielen sie mit ihr. Du weißt nicht, worauf du dich einlässt. In Dschinnanyar gibt es keine Menschen. Die Gesetze, die hier gelten, existieren dort nicht. Wenn sie dich töten, wird es kein Mord sein, der gerächt werden muss, sondern es wird so sein, als zerquetschte ein Mensch eine lästige Fliege. Du hast dort keine Daseinsberechtigung, denn du bist weder Mensch noch Dämon.“
„Es ist unsere einzige Chance. Deine einzige Chance“, konterte Sariel. „Was soll ich sonst tun? Ich
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