Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
weiter machte, fiele sie von diesem verflixten Berg. Und das nur, weil er ihr unbedingt zeigen wollte, wie klein und machtlos sie war.
„Wie?“, brüllte sie ihn an.
„Finde es heraus. In Dschinnanyar wird dir niemand zeigen, wie du dich verteidigen kannst. Benutze deinen Kopf. Beweise, dass du mehr bist, als …“
Alexander kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Die Wut, die Sariel vor wenigen Minuten in der Blockhütte gespürt hatte, kam mit aller Macht zurück. Dieses Mal aber benutzte sie die Emotion, formte sie in ihren Gedanken zu einem Ball aus Feuer, den sie mit aller Kraft auf Alexander schleuderte. Der Dämon taumelte zurück. Die unsichtbare Wand, die sie bedrängt hatte, löste sich auf.
Der Feuerball verbrannte Alexanders Hemd, prallte von seiner Brust ab und sauste in die Bäume, die die Lichtung umgaben. Flammen loderten auf, aber das war nicht alles. Leider . Anstatt in dem Feuer aufzugehen und zu verschwinden, raste der Ball auf Tims Haus zu.
„Löse ihn auf. Verdammt Sariel, löse deine verfluchte Wut auf, bevor sie alles in Schutt und Asche legt!“
Mit einem Ruck erwachte Sariel aus ihrer Starre. Hastig konzentrierte sie sich auf die Gefühle, die sie losgelassen hatte, versuchte Gelassenheit und innere Ruhe zu finden. Aus den Augenwinkeln verfolgte sie die Rauchspur, die ihre Kreation in der Luft hinterließ. Sie musste schnell handeln. Verdammt schnell, wenn sie Tims Hütte retten wollte.
Ich muss dem Einhalt gebieten, bevor es zu spät ist. Ich muss … Die Luft wurde von einem Strahl durchschnitten, der wie ein Speer die Atmosphäre durchtrennte und den Feuerball zerstörte. Mit einem letzten Glimmen fiel er zu Boden und löste sich in Asche auf.
„Verdammt. Das war knapp.“ Tims Stimme klang so zittrig, wie Sariel sich fühlte.
„Das war nicht schlecht.“ Alexander grinste. „Für eine Anfängerin und ein kleines Mädchen.“
„Hör auf damit“, brüllte Tim. „Oder willst du, dass sie noch mehr zerstört?“
„Beruhige dich.“ Alexander klopfte seinem Freund auf den Rücken. „Sie ist besser, als ich dachte.“
„Trotzdem wäre es schön, wenn ihr eure Übungen in der Sahara durchführen würdet. Meinetwegen auch am Nordpol. Irgendwo, wo ihr niemandem schaden könnt.“
„Gute Idee.“ Alexander schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber Sariel ließ ihn nicht dazu kommen.
„Wenn du mich noch einmal als kleines Mädchen bezeichnest und dich mit Tim über mich unterhältst als sei ich nicht anwesend, werde ich mehr tun, als harmlose Feuerbälle auf dich zu schleudern.“ Sariel fixierte Alexander mit wütendem Blick. „Du tust ohnehin schon alles, um mich bereuen zu lassen, in deiner Schuld zu stehen.“
„Harmlose Feuerbälle?“ Alexander trat näher an sie heran. „Wenn ich kein Dämon wäre, hättest du mich vernichtet. Und wenn du nicht lernst, deine Gefühle zu kontrollieren wirst du mehr Schaden anrichten, als du dir vorstellen kannst.“
„Ach? Vielleicht schaffe ich es sogar, den alten Dämonen von Dschinnanyar Angst einzujagen?“
Mit einem Lachen löste Alexander die gespannte Atmosphäre auf. „Ja. Ich glaube das liegt im Bereich des Möglichen.“ Er verbeugte sich. Dieses Mal aber lag mehr Hochachtung als Sarkasmus in der Geste. „Trotzdem müssen wir üben. Es genügt nicht, unkontrollierte Energien zu verbreiten. Aber Tim hat recht. Wir sollten den Unterricht an einem Ort fortsetzen, der nicht so leicht entflammbar ist.“ Mit einer einzigen, fließenden Bewegung drehte er sich um und zeichnete ein Symbol in Luft. Das Feuer, das eben noch in den Bäumen gewütet hatte, erstarb.
27
„Das ist Tisavar.“ Alexander zeigte auf ein Gebäude, dessen hellbraune Lehmmauern fast mit dem hellen Sand der Sahara verschmolzen. Die Luft um sie herum flimmerte vor Hitze und Tisavar schien immer wieder vor ihren Augen zu verschwinden.
„Was ist los? Ich sehe es für ein paar Sekunden und dann ist plötzlich nur noch Sand, wo das Haus sein sollte. Ist es eine Fata Morgana?“
„Nein. Aber Tisavar ist nicht für Menschenaugen gemacht. Sobald deine menschlichen Sinne versuchen die Kontrolle zu erlangen, kannst du das Gebäude nicht mehr sehen. Entspanne dich.“
„Nichts ist jemals einfach“, murmelte Sariel. Trotzdem versuchte sie, seiner Aufforderung nachzukommen. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf ihren Atem und öffnete sie dann wieder. Jetzt konnte sie die Umrisse Tisavars klar und deutlich vor sich
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