Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
sie nach hinten. „Heute werden wir die Basisübungen durchführen. Da es dunkel ist, kannst du dich ganz auf deinen Körper konzentrieren. Du wirst genau spüren welche Auswirkungen die Bewegungen auf dich haben. Und, im Idealfall werden deine Augen durch deine Sinne ersetzt, die das umliegende Energiefeld erfassen. So zumindest die Theorie, nach der du trotz der Dunkelheit sehen können wirst.“ Trotz dieser sachlichen Worte klang Alexander anders, als sonst. Und, wenn ihre Sinne nicht irrten, war seine Energie mindestens genauso aufgeladen wie ihre.
„Jetzt du.“ Nachdem sie etwa eine halbe Stunde lang gemeinsam die Bewegungen durchgeführt hatten, trat Alexander an den Rand der Trainingsfläche. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, wusste sie, wo er sich befand. Zuerst fühlte es sich seltsam an, das Training ohne seine Führung zu absolvieren. Dann aber wurde sie sicherer. Sie konnte das. Sie hatte all das unzählige Male geübt. Ob sie etwas dabei sah oder nicht, war unwichtig.
Wie von selbst fanden ihre Füße den Weg, dehnten und streckten sich ihre Muskeln, zogen sich in vollkommener Harmonie zusammen.
Und dann kam noch etwas hinzu. Etwas, das sie nie zuvor erspürt hatte. Ein Energiestrom gelangte aus der Erde über ihre Fußsohlen in ihren Körper. Der Sauerstoff, den sie in ihre Lungen zog, durchströmte als lebendiges Wesen ihr ganzes Sein. Das Feuer, das einen großen Teil ihres Wesens ausmachte, wurde von der Luft angefacht und von der Erde am Leben erhalten. Sie fühlte sich lebendig wie nie zuvor.
Ihr Körper bewegte sich, ohne auf ihre inneren Befehle zu warten, immer schneller und präziser. Ohne nachzudenken, wirbelte sie durch das Kalari, führte komplizierte Sprünge aus und landete sicher auf dem Boden. Wich einem unsichtbaren Gegner aus oder richtete Schläge auf Punkte, die einen Widersacher sicher töten würden. Die Umgebung um sie herum verschwand, aus Kampf wurde Tanz, aus Tanz wurde Ekstase.
Sie ist atemberaubend . Gebannt starrte Alexander auf Sariel. Es war nicht mehr dunkel, denn das Leuchten, das von ihrem Körper ausging, schuf genügend Licht, um sie zu sehen. Die blaue Flamme, die er nach ihrem Drogenerlebnis zum ersten Mal an ihr entdeckt hatte, war jetzt zu einem großen, kräftigen Feuer gewachsen, das sie umgab und ihre Schönheit noch stärker hervorhob. Und dann war da noch etwas: Anders als er war Sariel in der Lage, auch die Macht der Erde und der Luft zu kontrollieren und sich zu eigen zu machen. Etwas wozu er als reiner Feuerdämon niemals in der Lage wäre.
Zum ersten Mal, seit er mit ihrer Ausbildung begonnen hatte, glaubte Alexander, dass sie es schaffen könnte.
28
Wo bleibt Alexander? Es war bereits zehn Uhr morgens und der Ifrit war noch immer nicht in Tisavar. Allmählich schwand die Hoffnung, die sie noch vor wenigen Minuten erfüllt hatte. Es konnte nur einen Grund geben, warum Alexander nicht pünktlich im Trainingsraum erschien. Ihr Onkel hatte ihn zu sich gerufen.
Sariel schluckte. Ihre Gedanken zeigten ihr Bilder, die sie nicht sehen wollte und die Verbindung zu Alexander konnte sie nicht herstellen, so sehr sie es auch versuchte. Also blieb nur eines zu tun: Sie musste Saraswati rufen, denn das hatte sie Alexander versprochen.
Fünf Minuten später materialisierte sich die Inderin in der Halle. Die Haut der anderen Frau glänzte, ihre Haare trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und der Kalaripayatanzug zeigte einen perfekten Körper.
„Warum bist du noch nicht eingeölt? Ich dachte wir würden gleich mit dem Training beginnen?“
„Eingeölt? Davon hat Alexander nichts gesagt.“
„So. Hat er nicht?“ Das spöttische Lächeln, das diese Worte begleitete, sagte genug. Sariel hätte alles darauf verwettet, dass Saraswati schon des Öfteren von Alexander … Vergiss es , ermahnte sie sich. Sie war hier, um zu trainieren und nicht, um über Alexander und Saraswati nachzudenken.
Saraswati seufzte. „Ich zeige dir, was du tun musst. Deinen Körper auf das Training vorzubereiten, ein wichtiger Bestandteil des Kalaripayat. Dazu müssen bestimmte Energiepunkte stimuliert werden. Das geschieht, indem man den Körper mit speziellem Öl einreibt. Auch kann ein Gegner, der dich angreift, dich schlechter festhalten.“
Mit leichten, sanften Bewegungen verteilte Saraswati das Öl auf Sariels Haut. „Hier und hier musst du ein wenig mehr Druck ausüben. Damit stimulierst du die darunter liegenden Energiepunkte und hast mehr Kraft.
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