Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
setzte die Flasche ab und wandte sich um. Nur wenige Schritte von ihr entfernt an einer der wenigen Stellen, die von der Sonne erhellt wurden, stand die schönste Frau, die sie je gesehen hatte.
Glattes schwarzes Haar fiel bis auf ihre Hüften. Um ihre schlanke Figur und ihre makellosen Formen schmiegte sich ein Sari. Große, braune Augen dominierten ein Gesicht, dessen hohe Wangenknochen und volle Lippen sie zu einer Erscheinung aus 1001 Nacht machten. Und, was schlimmer war: Ihr Aussehen war keine Illusion, denn Sariel betrachtete ihr Gegenüber mit dem kritischen Blick einer Frau.
„Alexander! Wie schön! Es ist viel zu lange her.“ In ihren Worten lag Sinnlichkeit. Das Versprechen auf sexuelle Freuden, denen Alexander offensichtlich nicht abgeneigt war. Seine Augen glitten am Körper der Inderin wie eine Liebkosung hinab. Die Verbindung, die Sariel während des Konditionstrainings zu Alexander gespürt hatte, war mit einem Mal verschwunden. Auch der Dämon schien das zu bemerken, denn er hob mit einem Ruck seinen Kopf und sah zu Sariel hinüber. Für einen Augenblick verlor sie sich in seinem Blick, dann drehte sie sich um. „Ich gehe duschen“, verkündete sie, noch bevor er sie der Anderen vorstellen konnte.
Natürlich musste sie ausgerechnet dann die schönste Frau der Welt treffen, wenn sie selbst wie eine nasse Katze aussah, die man durch eine Pfütze geschleift hatte. Ungeduldig zerrte sie das Gummiband aus den Haaren, das ihre Locken während des Trainings gebändigt hatte. Dann ließ sie den eiskalten Wasserstrahl auf ihren Körper prasseln. Die Dämonin in ihr schreckte davor zurück, der Mensch in ihr genoss die Kühle.
„Er hätte sagen können, dass er jemanden erwartet. Er hätte mich warnen können“, murmelte sie wütend vor sich hin, während sie sich einseifte und ihre Haare wusch. Noch immer ärgerlich spülte sie den Schaum heraus, stellte das Wasser ab und begann sich abzutrocknen. Dann zog sie sich an.
„Klar. Ich habe natürlich nur ein T-Shirt und alte Shorts an. Warum sollte ich auch etwas Besseres anziehen, wenn ich trainieren soll. Es gibt ja nichts Attraktiveres, als eine verschwitzte Frau in der Farbe einer überreifen Tomate“, setzte sie ihr Selbstgespräch fort.
Sie schlüpfte in ihre Sandalen und betrachtete sich im Spiegel. Was sie sah, bot keinen Anlass zur Freude. Das Haar hing in nassen Strähnen von ihrem Kopf. Es gab keinen Föhn in Tisavar, denn der Stromgenerator war nur für die Küchengeräte bestimmt. Obwohl sie kalt geduscht hatte, schwitzte sie noch immer. Alles in allem bot sie einen traurigen Anblick, zumindest dann, wenn sie sich mit einer strahlenden Schönheit wie Saraswati messen sollte. Resigniert wandte sie sich zur Tür. Sie würde es hinter sich bringen und dann nach Paris zurück kehren.
„Sariel. Das ist Saraswati, eine gute Freundin von mir“, empfing sie Alexander, sobald sie die Umkleide verlassen hatte. „Saraswati wird dich trainieren, wenn ich verhindert bin. Sie ist Meisterin des Kalaripayat.“
Natürlich ist sie das , dachte Sariel, während sie einige höfliche Worte murmelte.
„Es wird mir eine Freude und eine Ehre sein, dich zu trainieren“, erwiderte Saraswati, deren Miene ähnliche Begeisterung verriet wie sie Sariel verspürte.
„Von jetzt an treffen wir uns jeden Morgen um neun Uhr hier. Sollte ich einmal nicht erscheinen, wirst du mit Saraswati in Kontakt treten. Sie wird deine Ausbildung dann übernehmen.“
„Das ist zu freundlich. Ich fühle mich geehrt“, sagte Sariel und versuchte die Worte ehrlich klingen zu lassen.
„Gut. Hier ist meine Handynummer. Ein kurzer Anruf oder eine SMS genügen.“ Saraswati gab Sariel eine Visitenkarte. Noch bevor Sariel einen Blick darauf werfen konnte, war nur noch eine dünne Rauchsäule zu sehen.
„Das ging schnell“, sagte Sariel mit Blick auf die zarten Schwaden, die sich in der Luft verloren.
„Ja. Gute Freundinnen werdet ihr wohl nicht.“
Sariel zuckte mit den Schultern. „Saraswati ist bestimmt einige Hundert Jahre älter als ich, da wird es schwer, gemeinsame Interessen zu finden.“
Alexander sah sie mit einem durchdringenden Blick an, aber Sariel lächelte unschuldig.
„Bis morgen“, sagte sie und verschwand.
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ein gleichmäßiger Rhythmus stellte sich ein, der aus zwei Trainingseinheiten morgens, einem leichten Mittagessen und zwei Trainingsein-heiten nachmittags bestand. Sariel merkte, wie sie
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