Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
seufzte. „Ich hoffe es, Tamiro.“
„Wir sind da“, unterbrach Rawan ihre Unterhaltung und wies auf ein Gebäude, das klein und unscheinbar aussah.
„Das ist die Bibliothek?“, fragte Sariel erstaunt. In ihren Gedanken war dieser geheime Ort stets ein eindrucksvoller, imposanter Bau gewesen. Nicht diese windschiefe Kate, der niemand einen zweiten Blick gönnen würde.
„Ja“, antwortete Rawan und öffnete die Tür.
Sariel und Tamiro betraten nacheinander das Innere und fanden sich in einem Gang wieder, der von einer unsichtbaren Lichtquelle erleuchtet wurde. An dessen Ende, nur wenige Schritte von ihnen entfernt, befand sich eine Tür.
„Die Bibliothek der Jahrtausende“, verkündete Rawan und bedeutete Sariel und Tamiro einzutreten.
Der Anblick des Raums hinter der Tür verschlug Sariel die Sprache. Unmöglich konnte dieses winzige Gebäude einen so großen Saal beherbergen. Vor ihren Augen erstreckten sich zu beiden Seiten endlose Reihen von Bücherregalen. Die Regale waren aus dunklem, gemaserten Holz, das in dem Licht glänzte. Von der Decke hing ein riesiger Kronleuchter.
Zu ihrer Rechten befanden sich mehrere Tische angeordnet und zu ihrer Linken ein Pult, hinter dem ein junger Dämon saß. Eigentlich hatte ich eine alte, grauhaarige Bibliothekarin erwartet. Der Gedanke ließ ein Kichern in ihr aufsteigen, das sie schnell unterdrückte.
„Noran, bitte unterstütze Sariel bei ihrer Suche“, sagte Rawan zu dem Dämon. Dann wandte er sich an Sariel. „Ich überlasse Euch jetzt Euren Studien. Bleibt, solange Ihr wollt. Morgen könnt Ihr mich rufen lassen, dann geleite ich Euch wieder hierher.“
Bevor sich Sariel bei Rawan bedanken konnte, drehte sich dieser um und schloss die Tür hinter sich.
„Wie kann ich Euch behilflich sein?“, fragte Noran und sah Sariel erwartungsvoll an.
„Ich brauche Informationen über das Siegel des Salomo“, sagte Sariel. „Speziell darüber, wie man es wieder los wird“, setzte sie hinzu.
„Das ist einfach.“ Noran stand auf und führte Sariel und Tamiro zu einem Regal. „Hier findet ihr alles zu diesem Thema.“
„Gibt es Bücher, die Ihr mir besonders empfehlen könnt?“
Noran schüttelte mit dem Kopf. „Nein. In allen sind Informationen enthalten, die Euch nützlich sein können. Wo aber das steht, was Ihr sucht, das müsst Ihr selbst herausfinden.“
„Wie seltsam“, murmelte Sariel, beschloss aber nicht weiter nachzufragen. „Wie viele Bücher gibt es hier?“, fragte sie stattdessen.
„Wir haben mehr als eine Million Bücher, aber die, auf die es ankommt, sind nur wenige. Um genau zu sein, Tausend“, schloss Noran mit einem Lächeln. „Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss mich um andere Dinge kümmern.“
Noran ging zu seinem Tisch zurück während Sariel das Regal, das er ihnen gezeigt hatte, musterte.
„Das sind mindestens ebenfalls tausend Bücher“, sagte sie dann. „Dafür brauchen wir Tage!“
„Wir sind zu zweit und wissen, wonach wir suchen“, wandte Tamiro ein. „Du wirst sehen. Es wird nicht allzu lange dauern.
„Ich hoffe, du hast recht.“ Sariel nahm sich mehrere Bücher, die am Anfang der obersten Reihe standen, und trug sie zu einem der Tische hinüber. Wenige Sekunden später legte auch Tamiro einen Stapel ab. Ohne ein weiteres Wort begannen sie mit der Arbeit.
41
Es kam Sariel so vor, als hätte sie bereits Hunderte von Büchern gelesen, als sie eine Pause einlegte. Das oberste Regal hatten sie und Tamiro bereits durchgearbeitet. Bisher hatten sie nichts erfahren, was Alexander weiterhelfen könnte. Dafür wusste Sariel mehr, als sie jemals wissen wollte, über König Salomo.
Der Sohn Davids und Bathsebas übernahm die Herrschaft über das israelische Reich im 10. Jahrhundert vor Christus. Eine Vielzahl von Mythen rankte sich um diesen charismatischen Herrscher. Der für Sariel interessanteste Mythos stammte aus dem Islam. Demnach war Salomo nicht nur Herr über die Satane, sondern auch über die Dschinn oder Dämonen. Deshalb konnten Dämonen mit seinem Siegel gebannt werden.
Wie aber ein Dämon von diesem Siegel befreit werden konnte, blieb nach wie vor ein Mysterium.
Sariel rieb sich die Augen. Das Studium der Schriften war anstrengend. Alles war handschriftlich abgefasst, was die Sache nicht leichter machte. Vieles außerdem in Sprachen, die ihr nicht geläufig waren. Sämtliche Werke, die in Englisch, Französisch oder Deutsch verfasst waren, las Sariel. Die anderen Bücher
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