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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verzweigten Konturen des Grenzgebirges traten immer deutlicher hervor, bis schließlich die Strahlen der aufgehenden Sonne die höchsten Gipfel golden färbten.
    Als Wratha es erneut mit der Angst zu tun bekam, erspähte sie Karenhöhe, die letzte Felsenburg. Rings um jenen einsamen Reißzahn sah sie gewaltige Trümmer liegen, die wie die Überreste grässlich verstümmelter steinerner Riesen wirkten, deren Stümpfe wie von einem gewaltigen Feuer versengt schienen – das war alles, was von den uralten Horsten der Wamphyri übrig war.
    Doch ... es gab noch eine Felsenhöhe.
    Bevor die Sonne ihre Abtrünnigen versengen konnte, führte Wratha sie in die gähnende Öffnung einer Landebucht. Sie war so groß wie die größte Stätte in Turgosheim und klaffte mehr als sechshundert Meter über der Sternseite an der Ostmauer der Feste. In dieser hohen, leeren, hallenden Höhle stiegen sie aus den Sätteln.
    »Kümmert euch um die Krieger und die Flugtiere«, wies sie ihre Offiziere an, »und erst danach um euch selbst. Ich weiß nicht, wie hoch die Sonne sich erheben wird: Nach allem, was ich weiß, kann sie gut und gerne den halben Horst bescheinen! Sucht euch also Zufluchtsstätten, und zwar ohne Fenster! Oder wenn sie schon Fenster haben, sollten sie zumindest nach Norden gehen.«
    Damit machte sie sich auf, die Felsenburg zu erkunden, und ihre fünf Gefährten folgten ihr auf dem Fuß.
    Sie erklommen die Treppen.
    Der Horst schien unendlich hoch zu sein, und Wratha versuchte, sich ihr Staunen nicht anmerken zu lassen. Sie erkannte, dass sie allein im oberen Drittel der Burg fünfhundert Knechte und Offiziere unterzubringen vermochte! Wie mochte es erst unten sein, wo der von Gängen und Höhlen durchzogene Berg sich zum Boden hin verbreiterte?
    Nun, binnen ein- oder zweihundert Sonnuntern konnte die Stätte mit einem ganzen Heer gefüllt und uneinnehmbar gemacht werden! Bei dieser Höhe war sie ein riesiger Wachturm über die gesamte Sternseite, dem sich niemand ungesehen nähern konnte – schon gar nicht von Osten her. Denn Wratha hegte keinerlei Zweifel, dass sie eines Tages aus Turgosheim kommen würden, um sie zur Strecke zu bringen. Nur würden sie dann müde sein und ihr Blut dünn und ihre Krieger aus schwächlichem, verwässertem Material. Während sie ... Nun, sie würde Wratha sein! Wratha die Aufgestiegene, allerdings höher aufgestiegen als Maglore, Vormulac, Devetaki und all die anderen es sich je vorstellen konnten.
    So sah sie es bereits vor sich; doch bislang hatte sie nur diese heruntergekommene, hallende, leere Hülle von einer Felsenburg.
    Alles war von einer dicken Staubschicht überzogen. Hier und dort waren die knöchernen Wasserrohre geborsten, ebenso die komplizierten Gasleitungen. Die Knorpeltreppen knarrten gefährlich und mussten so bald wie möglich instand gesetzt werden. An den Fenstern, die in den schieren Fels geschnitten waren, hingen verschimmelte Vorhänge aus schwarzem Fledermauspelz, und in den leeren Lagerräumen hatten verfaulende Kokons sich schon lange in klebrige, vor sich hin gammelnde Seidenpfützen verwandelt. Allerdings waren die großen, roten Spinnen immer noch da und konnten je nach Bedarf weitere Kokons spinnen.
    Die Werkstätten jedoch waren in gutem Zustand, und die großen Tanks nahmen es an Fassungsvermögen mit allen in Räudenstatt oder Saugspitze auf. Mithilfe von Canker und Vasagi, beide wahre Meister der Verwandlungskunst, konnte Wratha im Handumdrehen guten Braustoff bereitstellen. Allerdings waren die Kornkammern im Keller wahrscheinlich leer, die Kammern der Gastiere und die Methangruben enthielten wohl nicht mehr als Staub und Knochensplitter, und das Wasser in den Brunnen wimmelte sicher vor allerlei Krabbelgetier. Oh ja, es würde lange dauern, bis die Burg wieder instand gesetzt werden konnte. Aber wenn es so weit war, was für eine Festung würde sie dann abgeben!
    Während Wratha ihre Begleiter, die gaffend durch die gewaltigen Räume der oberen Stockwerke stolzierten, aus halb geschlossenen Augen beobachtete, dachte sie: Mein, alles mein – irgendwann. Doch diesen Gedanken behielt sie für sich.
    Die oberen Stockwerke ...
    Sobald Wratha den ersten Blick darauf geworfen hatte, war ihr klar, dass dies die Burg einer Lady, dass der letzte Bewohner weiblichen Geschlechts gewesen war. Zum einen hingen dort Spiegel: Goldplatten, die vollkommen flach gehämmert und auf Hochglanz poliert worden waren, sodass sie den reflektierten Zügen Wärme und Leben

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