DÄMONENHASS
euch habe? Sie wussten es noch und sie sagte:
Vasagi, bist du bereit?
Mit seiner telepathischen Wahrnehmung, die diejenige der anderen an Schärfe und Klarheit übertraf, war sich der Sauger ihrer Gedankengänge bewusst. Ja, antwortete er so knapp wie immer.
Sie stiegen bis zur Höhe der Gipfel auf, und Wratha zeigte gen Westen. Die Nacht ist noch jung, sagte sie, und wir haben noch Offiziere in unseren Dienst zu nehmen. Sehen wir also nach, was uns diese wundervolle Sonnseite zu bieten hat!
Die anderen erhoben keinen Widerspruch.
Zur gleichen Zeit, etwa zwanzig Meilen entfernt ...
... waren die drei jüngeren Mitglieder von Lardis Lidescis
Reisegruppe auf ihrem Rückweg von der Sternseite nach
Siedeldorf vorausgelaufen. Doch Lardis und Andrei Romani hatten immer noch eine gute Stunde Weges vor sich, ehe sie das Osttor der kleinen Stadt erreichen würden ...
DRITTES KAPITEL
Knapp eine Stunde später drängte sich in Siedeldorf Nestor Kiklu, dessen Aufmerksamkeit von der plötzlich in Unruhe geratenen Menschenmenge geweckt worden war, durch die umherlaufenden Leute, um nachzusehen, was passiert war. Und er sah, dass er recht gehabt hatte. Es war Lardis Lidescis Stimme, die für die Aufregung verantwortlich war. Worum es dabei ging, konnte er noch nicht sagen.
Vorn in der Menge, wo die Leute, die Lardis zu Hause willkommen heißen wollten, nun schockiert durch den Ausbruch ihres Anführers stehen blieben, spürte Nestor, wie er unter einem ungewohnten Schwindelanfall ins Wanken geriet. Zusätzlich zu dem nächtlichen Durcheinander und seinem leidenschaftlichen Ausbruch vor ein oder zwei Minuten, als er mit Jason über Nathan und Misha gesprochen hatte, stieg ihm der Szgany-Wein rasch zu Kopf.
Schwankend blieb er stehen, lehnte sich an einen Wagen und wurde zu einem weiteren verdutzten Gesicht in der Menge.
Denn Lardis stapfte zwischen den zerfetzten, verwitterten Lederbespannungen und verfaulten Holzstreben eines alten, verfallenen Fallengerüstes umher und schimpfte, was das Zeug hielt! Der allzeit getreue Andrei Romani lief seinem Anführer hinterher, versuchte ihn zu beruhigen und beschwor zugleich die Menge, sich zurückzuhalten und nicht weiter zu bekümmern; der alte Lidesci sei bloß müde von der Reise. Aber auf Nestor und die anderen wirkte Lardis weniger müde als vielmehr ...
»... verrückt geworden!«, murrte eine Frau in seiner Nähe. »Er muss auf dem Weg hierher getrunken haben und ist jetzt voll wie ein Weinschlauch. Jetzt hört euch den Mann nur an! Spielt sich als großer Anführer auf und hat doch jahrelang auf der faulen Haut gelegen! Oder? Na, wenn seine Lissa wüsste, wie er sich hier aufführt, wäre sie schon hier unten und würde ihm die Ohren lang ziehen! Aber nein, sie wohnen ja in ihrer feinen Hütte auf dem Hang, weit weg von uns gewöhnlichen Leuten!«
Alte Krähe!, dachte Nestor. Er hielt zwar nicht viel von Lardis, aber alte Schachteln wie diese hier waren weit schlimmer. Und dennoch, was um alles in der Welt war in Lardis gefahren?
»Lardis!«, rief jemand in der Menge. »Was soll das denn, he? Du hörst dich gerade so an, als hättest du fünfzehn Jahre deines Lebens verloren und wärst in die schlechten alten Zeiten zurückgekehrt! Und was die Lockfallen und den anderen Schutt betrifft, haben wir es schon seit Ewigkeiten aufgegeben, sie instand zu halten. Wir hätten sie schon lange zu Brennholz verarbeiten sollen! Was soll also die Krakeelerei?«
Nun begriff Nestor allmählich und gelangte zu der Überzeugung, dass Lardis wohl doch verrückt geworden sei. Zumindest verhielt er sich seit der Überquerung des Passes seltsam. Um besser mitzubekommen, was vor sich ging, richtete er sich auf und trat näher.
Vor Wut schäumend und Andrei Romani immer noch auf den Fersen, umkreiste Lardis nun die Fallenanlage. »Ach ja?«, zischte er. »Seht euch nur den Zustand dieser Fallen an! Die Häute hängen in Fetzen, die Streben sind verfault. Was soll man mit so wurmzerfressenen Pfählen aufspießen können? Nichts, gar nichts! Sie zerbröseln, wenn man sie nur scharf ansieht. Und darauf soll sich ein Krieger aufspießen? Lachhaft! Welches Wesen würde sich je von diesem ... diesem Unrat bedroht fühlen?«
»Lardis.« Andrei versuchte mit ihm Schritt zu halten, packte ihn schließlich am Arm, um ihn aufzuhalten. Er sprach mit gedämpfter Stimme, aber Nestor hörte dennoch, was er sagte. »Lardis, du regst die Leute nur auf, beunruhigst sie, jagst ihnen Angst ein. Kann das
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