DÄMONENHASS
Bolzen hatte ihn in die Seite getroffen, und das Gift breitete sich von dort in seinem Vampirfleisch aus. Er war zwar ein Meister der Gestaltwandlung und würde alsbald das verseuchte Fleisch abstoßen und sich selbst heilen, aber sein Aufschrei fuhr wie ein Blitz in die fünf Wamphyri und spornte sie zum Handeln an.
Bis dahin waren sie von dem Angriff überrascht gewesen, wie betäubt, sogar Wratha, denn auf der Sonnseite Turgosheims wäre so etwas unmöglich gewesen. Doch nun ...
»Wran«, schrie Wratha auf, »jetzt magst du nach Belieben wüten!«
Gorvi fluchte und stieß einen schützenden Dunst hervor, der ihm allerdings kaum etwas nützte. Vasagi wankte, riss sich den Bolzen aus der Seite und schleuderte ihn von sich. Der Rest sprang den Offizieren im Handgemenge bei.
Die Männer des Dorfes luden nach. Einer von ihnen gab einen hastigen Schuss ab, einen Glückstreffer, der Cankers Offizier mitten ins Herz traf. Im nächsten Augenblick war Canker über dem Armbrustschützen und riss ihm die Kehle heraus ...
Wratha sah sich einem Mann gegenüber, der gerade nachgeladen hatte und ihr nun die Waffe vor die Brust hielt. Noch während er den Abzug drückte, umschloss ihre Hand die Spitze des Bolzens. Sie ignorierte den Schmerz, den der Kneblasch und das Silber verursachten (sie war ohnehin einigermaßen immun dagegen), ihre Faust umklammerte den Bolzen noch fester, und die gewaltige Kraft ihres Vampirs hielt ihn zurück. Doch die Armbrust selbst musste den Gesetzen der Physik folgen. Sie schoss zurück und der summende Draht zerteilte die Gurgel des Mannes, noch während Wratha ihn mit ihrem Handschuh aufschlitzte.
Gorvis Nebel senkte sich über alles, und Gorvi selbst stand
in seiner Mitte. Sein Handschuh verwüstete das Gesicht eines Mannes und zerfetzte den Brustkorb eines anderen, als handle es sich um ein Bündel Reisig. Die Schreie der Toten und Sterbenden klangen den Wamphyri wie Musik in den Ohren.
Währenddessen ließ Wran seiner Wut freien Lauf, und sein Bruder Spiro tat es ihm gleich. Sie wüteten immer noch, als
Gorvis Dunst sich hob und es offensichtlich wurde, dass keinerlei Gefahr mehr drohte. In der Ferne verklang das Geräusch davonhastender Schritte, doch das war alles. Die Toten lagen, wo sie gefallen waren.
Als Wran und Spiro sich wieder beruhigt hatten, war das stotternde Wummern von Antriebsdüsen zu hören, und Wrathas Krieger, dem kurz darauf die anderen folgten, begann über ihnen zu kreisen. Gorvi der Gerissene blickte von den Kriegern zu den blutigen Überresten der Männer, zwischen denen er stand, und sagte sinnend:
»Sie haben sich also doch gewehrt ...«
Wratha antwortete mit einem Nicken: »Eine Handvoll von ihnen, die sich noch an die Alten Wamphyri erinnerten. Doch Widerstand dürfen wir unter keinen Umständen hinnehmen.«
»Sie sollen dafür bezahlen!«, verkündete Canker. »Los, verfolgen wir sie, bringen wir sie zur Strecke!«
Wratha sah Vasagi an und machte ein fragendes Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Zorn, während er sich die Seite hielt, doch er schüttelte den Kopf und sah zu seinem Krieger, der über die Dächer fegte. Er sandte ihm einen geistigen Befehl, und sofort ließ die Bestie sich auf mehrere dicht nebeneinander stehende Häuser fallen, die unter dem Aufprall zerbarsten.
»Der Sauger hat recht«, erklärte Wratha. »Sollen die Narren doch fliehen, sich verkriechen und darüber nachdenken, und wenn sie zurückkehren, werden sie der Vergeltung der Wamphyri anheim fallen!«
Ihre Kreatur ließ sich ebenfalls herabstürzen und verwandelte weitere Holz- und Lehmhütten in einen Trümmerhaufen. Wrans und Spiros Krieger taten es ihr gleich.
Während ihre Ungeheuer sich im Schutt des Dorfes austobten, gingen Wratha, ihre Renegaten und die beiden verbliebenen Offiziere zu ihren Fliegern zurück. Bald würden die Krieger sich an den Opfern des kurzen Kampfes satt fressen, sowohl an den menschlichen Verteidigern als auch an den Vampir-Offizieren. Sie würden dafür nicht allzu lange benötigen ...
Später, bereits im Flug, sagte Wratha: Wir haben alles erreicht, nur haben wir vier Offiziere verloren und keinen in unsere Dienste genommen. Wir haben also die Wahl. Wir können abwarten und neue Offiziere aus unseren Knechten erschaffen, wenn sie auf die Sternseite kommen, oder ...
Die anderen warteten. Im nächsten Augenblick fuhr sie fort: Wisst ihr noch, wie ich gesagt habe, dass ich, sofern alles gut läuft, noch
eine Überraschung für
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