DÄMONENHASS
Nestor wusste genau, was er deswegen unternehmen musste!
Während das Gemurmel der Menge hinter ihm leiser wurde, lief er mit unsicheren Schritten durch die leeren, von niedrigen Hütten, Tausch- und Lagerstätten, Ställen und Bienenstockschuppen gesäumten Straßen. Mit jedem Herzschlag wuchs seine Entschlossenheit, und sein Weg schien immer klarer vor ihm zu liegen. Wenn sein Vorhaben ein Verbrechen war, dann war es zumindest gerechtfertigt. Jedenfalls in Nestors Augen.
Vor ihm erhob sich der Westwall, und da war Nana Kiklus Haus. Ein langes, schräges Holzschindeldach an der Vorderseite, und ein kürzeres nach hinten, das den Stall und die Scheune abdeckte. Zwischen den Fensterläden drang Lampenlicht und leises Stimmengemurmel nach draußen. Die Stimme seiner Mutter, Mishas perlendes Lachen und Nathans holpriges Stottern. Dort drinnen war alles nur Wärme und Licht.
Leicht wehmütig lauschte Nestor diesem Gedanken: alles Wärme und Licht ... Doch die schmale Gasse, die zum hinteren Teil des Hauses und dem Heuschober führte, war so finster wie seine Absichten. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie finster sie tatsächlich waren, und vielleicht wäre er stracks zur Tür gegangen, hätte sich zu den anderen gesetzt und wäre am nächsten Morgen mit einem dicken Kopf, einem Seufzer der Erleichterung und reinem Gewissen aufgewacht. Aber das sollte nicht sein, denn in genau diesem Augenblick vernahm er Gelächter, die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und er trat einen Schritt in den Schatten der Gasse zurück.
Dann hörte Nestor, wie seine Mutter Misha auf Wiedersehen sagte, wie die Tür sich schloss und die Schritte zweier Menschen langsam in seine Richtung kamen, als sie zu Mishas Haus gingen. Als er die Umrisse derer, die an ihm vorbeigingen, erkannte, sah er, wie ihr Arm sich unter den von Nathan gehakt hatte und das Sternenlicht auf ihrem Lächeln schimmerte. Nestor war kalt wie Stein, doch das Feuer in ihm brannte so heiß wie die Hölle.
Er spürte, wie seine Füße ihn vorwärts trugen, hatte sie jedoch ebenso wenig in seiner Gewalt wie die Hand, die sich zur Faust ballte und auf Nathans Kinn zuraste, es traf und seinen Kopf rücklings an die Mauer schleuderte. Misha hatte Zeit für ein einziges Aufkeuchen, als Nathan zusammenbrach, Zeit, mit weit aufgerissenen Augen zurückzutaumeln, Luft zu einem Schrei zu holen – der sich in einen entsetzten Ausruf verwandelte, als sie ihn endlich erkannte: »Nestor!?«
Während ihre Augen sich immer mehr weiteten, riss er sie an sich, hielt ihr den Mund zu und zerrte sie zappelnd und um sich tretend – jedoch lautlos – durch den Gang zum Scheunentor, dessen Riegel er mit dem Ellbogen anhob. Das darin gelagerte Heu roch süß und etwas stickig, und nur das Sternenlicht, das spärlich durch die losen Bretter in der Wand sickerte, durchbrach die tintenschwarze Dunkelheit.
Nestor war erregt. Mit der freien Hand riss er Misha das Kleid auf und tätschelte ihre festen Brüste. Sie spürte seine Härte, als er sich an sie presste. Und das Unglaubliche wurde zur Möglichkeit, sogar wahrscheinlich, als er sie halb ins Heu stieß, halb hinunterzog.
Misha hatte schon immer gewusst, dass Nestor stark war, aber die Stärke, die sie jetzt spürte, war die eines Schänders
– gedankenlos und brutal. Sie hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Sein Atem war heiß und roch süß nach Wein, seine Küsse waren grob und lüstern und seine Hände umso mehr, da sie abwechselnd ihre Brüste kneteten, ihre Beine auseinander drängten und sie auf dem Heu zurechtrückten. Bei jeder Bewegung, jedem keuchenden Atemzug riss er an ihrer Kleidung und an der seinen.
Sie begann sich heftig zu wehren – zog ihm die Nägel durchs Gesicht, stieß mit der Stirn nach ihm, biss ihn, wollte ihm das Knie in die Weichteile stoßen – doch vergeblich. Binnen Sekunden war ihre Kraft erschöpft. Hilflos, atemlos und keuchend war sie sicher, dass ihr Schicksal besiegelt war. Sie holte tief Luft, um loszuschreien. Nestor senkte sein Gesicht auf das ihre und presste ihr die Lippen auf den Mund, während sie sich aufbäumte und zappelte und ihn verzweifelt von sich zu stoßen versuchte, als er ihr das Kleid über ihre untere Gesichtshälfte schob ... und ihr ein Strahl des Sternenlichts in die Augen und auf die Stirn fiel.
Als er die Angst in Mishas Blick sah, zuckte Nestor innerlich zusammen. Vielleicht spürte sie die Veränderung, die ihn überkam und ebenso rasch wieder verschwand. »Warum?«,
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