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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Ruinen zweier Getreidespeicher schwelten immer noch Brände. Die Toten – beziehungsweise ihre Einzelteile, wenn sie zuvor vampirisiert worden waren – wurden durch Straßen geschleift, die kaum noch als solche zu erkennen waren, und auf Scheiterhaufen verbrannt. Von überallher erklang das nervenzerfetzende Wehklagen der Frauen und das Weinen der Kinder. Innerhalb eines Kreises aus mehr oder weniger unversehrten Holzhäusern war die Zerstörung nahezu vollständig und weit schlimmer als in Siedeldorf. Zahlreiche Häuser waren regelrecht zermalmt worden; offenbar hatten die Wamphyri und ihre Kreaturen sich dort vollends ausgetobt.
    Als er sich dem in der Mitte gelegenen Dorfplatz näherte, auf dem die Anführer und Ältesten der Szgany Zestos gerade eine Versammlung abhielten, wurde Nathan Zeuge der Entdeckung und Vernichtung einer Vampirsklavin, die zu lange geschlafen hatte. Männer mit Fackeln trieben sie aus ihrem Versteck unter dem Dachvorsprung eines Hauses. Sie wurde auf die Straße gejagt und umzingelt. Als der Sonnenschein sie traf, schrak sie zurück und versuchte sich zu bedecken. Dabei zeterte und plapperte sie und verfluchte die Männer mit derart obszönen Ausdrücken, dass Nathan seinen Ohren nicht trauen wollte.
    Völlig außer sich, mit grauer Haut und Augen, die wie Schwefel glosten, trotzte sie schließlich den Fackeln und warf sich auf den Mann, der ihr am nächsten stand. Als sie ihn anfauchte, war deutlich zu sehen, dass ihre Eckzähne unnatürlich lang, weiß und spitz waren!
    Der Bolzen, der sie niederstreckte, war nicht minder spitz, und die Messer, mit denen sie ihr den Kopf abtrennten, waren scharf ...
    Dann erreichte Nathan den Versammlungsplatz im Schatten eines großen, hastig errichteten offenen Zeltes. Als die Versammlung auseinander ging, erkannte er Karl Zestos, den ältesten Sohn des vorherigen Anführers von Zwiefurt. Sein Vater Bela Zestos war tot, im Kampf gegen die Vampir-Räuber gefallen. Wenn Karl aus den Resten seines Volkes eine genügend große Anzahl unter seiner Führung versammeln konnte, würde er selbst ein König der Wanderer werden.
    Die Trauer trübte das Wiedersehen der beiden. In aller Kürze erzählten sie einander, was ihnen widerfahren war. Dabei erfuhr Nathan einige Einzelheiten des nächtlichen Überfalls auf Zwiefurt, die in Siedeldorf noch nicht bekannt waren. Vor allem zeigte er sich an Canker Canisohn interessiert. Doch als er den Grund dafür nannte ... wurde Karls Gesicht aschfahl.
    »Mein Freund«, sagte Karl und schüttelte den Kopf, »du solltest dafür beten, dass deine Misha tot ist! Ich habe Berichte vernommen ...«
    »Ich weiß«, fiel Nathan ihm ins Wort. »Und wenn ich nur daran denke, bin ich schon versucht, ihr den Tod zu wünschen! Aber das ist nicht möglich, und darüber bin ich froh.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Karl und nickte. Dann musterte er Nathan mit einem Stirnrunzeln. »Aber etwas kommt mir seltsam vor. Ich habe dich ganz anders in Erinnerung, nicht nur von der Farbe deiner Haut und deiner Haare her, die unter den Szgany selten ist, sondern auch deshalb, weil du still und in dich gekehrt warst. Du hast doch einen Bruder, nicht wahr? Ihn habe ich als offen und redegewandt im Gedächtnis!«
    »Bin ich etwa offen und redegewandt?« Das überraschte Nathan. »Vielleicht habe ich dann durch Nestors Verlust gewonnen.« Er erklärte, was er damit meinte, und erläuterte sein Vorhaben: dass sein Bruder geraubt worden war und dass er davon ›geträumt‹ habe, der Flieger sei in den Hügeln in der Nähe abgestürzt.
    »Das ... erinnert mich an etwas«, sagte Karl, aber sein Stirnrunzeln grub sich nur noch tiefer ein. »Heute Morgen waren einige der Männer in den Hügeln. Sie haben dort nach Verwandelten gesucht, denen die Flucht aus der Stadt gelungen war. Dir ist sicher klar, dass etliche Leute verschwunden sind. Jedenfalls entdeckten sie einen Flieger und ... einen Mann. Oder zumindest einen Jüngling.«
    Nathan packte ihn am Arm. »Einen Jüngling? War er noch am Leben?«
    »Er war – am Leben, als sie ihn fanden, ja«, antwortete der andere. »Aber ob er ›lebte‹?« Er zuckte die Achseln. »Möglicherweise war er untot.«
    Nathan stöhnte auf. »Das musst du mir erklären.«
    Karl erzählte ihm die Geschichte, soweit sie ihm bekannt war, und schloss mit den Worten: »Er ist in die Stromschnellen gesprungen und wurde weggerissen. Sie sahen, wie er im aufgewühlten Wasser untergegangen ist, aber sie haben ihn nicht wieder

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