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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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krampfhaft zu zucken. Dann wurde der Junge von Nestors Arm und Knie beiseitegestoßen, sein Gesicht eine schreckliche, blutige Masse, in der anstelle des Mundes ein japsendes Loch klaffte. Blut quoll auch von dem Schlitz in der Jacke, aus dem Nestor gerade das Messer zog.
    »Sohn!«, schrie der Vater gequält auf. Mit hervortretenden Augen musste er den kurzen Todeskampf seines Sohnes mitansehen, sah, wie er auf dem blutüberströmten Gras erschlaffte.
    »Du!«, knurrte er hasserfüllt, richtete seine Waffe auf Nestor und betätigte den Abzug. Doch Nestor war aufgesprungen, sein Arm schnellte nach vorn, und das rot befleckte Messer flog durch die Luft! Nestor war gut mit dem Messer, und diesmal stand ihm das Glück zur Seite. Die Klinge traf den Mann in den Hals, genau in das knöcherne V unmittelbar unter dem Adamsapfel, und drang bis zum Nackenwirbel durch.
    Er brach zusammen. Der Mann war tot, bevor er die Erde berührte. Daher sah er nicht mehr, dass sein Bolzen Nestor in die Seite traf und sein Fleisch durchbohrte. Er sah es nicht mehr, aber weiter oben am Hang waren andere, die es sahen.
    Nestor hörte ihre Rufe, sah vom Boden auf, da er von dem Einschlag niedergestreckt worden war, und sah sie durch den blutroten Nebel der Qual, der ihn umspülte: Vier oder fünf Männer, etwas weniger als zweihundert Meter entfernt, die in halsbrecherischen Sprüngen und langen Sätzen über den Hang auf ihn zugerannt kamen – Vampirjäger!
    Nestor schob die Finger in den Riss in seiner Jacke und zerrte ihn auseinander. Der Bolzen war ihm unterhalb des Brustkorbs in die rechte Seite gedrungen und hatte eine Rippe am Rücken gestreift, aus dem die mit Widerhaken besetzte Spitze hervorstach. Die Befiederung ragte vorne heraus, und aus beiden Löchern quollen dicke Blutstropfen. Eine fünf Zoll lange Brücke aus weißem, angeschwollenem Fleisch schien die beiden Wunden wie eine Fettrolle zu verbinden.
    Nestor dachte nicht lange nach. Mit der rechten Hand packte er den Bolzen an der Spitze, mit der linken an der Befiederung und bog den Holzschaft zu sich, bis er zerbrach. Er sah, wie sich die Haut an seiner Seite nach außen wölbte, als der Schaft das weiße Fleisch verdrängte, und verlor beinahe das Bewusstsein. Aber er wusste, dass dies dann wahrscheinlich das Letzte wäre, was er in seinem Leben tun würde. Außerdem war die Spitze abzubrechen nur die halbe Arbeit gewesen. Jetzt musste er den Bolzen herausziehen.
    Das tat er, ohne innezuhalten. Er musste einen Brechreiz unterdrücken, als rot das Blut hervorschoss. Dann zog er sich die Jacke fester um den Körper, kam irgendwie auf die Beine und begann den steilen Hang hinabzuklettern. Doch vor Schwäche und Verzweiflung klopfte sein Herz bereits wie rasend, und der Atem drohte ihm zu stocken. Die Männer hinter ihm – blutrünstige Szgany – würden ihm keine Sekunde Ruhe gönnen, und sein Leben wäre keinen Pfifferling mehr wert, wenn sie ihn erst einmal in den Fingern hatten. Es würde das Messer, den Pfahl, die Flammen für Lord Nestor von den Wamphyri bedeuten!
    Er hinkte zum Rand eines Abhangs und blickte hinab. Unten sah er, wie der Fluss sich in die brodelnde Gischt eines Wasserfalls verwandelte. Der weiß schäumende Wasserlauf erstreckte sich bis zu den Terrassen und zerstörten Brücken von Zwiefurt. Doch über dem Zischen und Brodeln des aufgewühlten Wassers konnte er hinter sich die zornigen Schreie seiner Verfolger hören.
    Er warf einen Blick zurück, sah erhobene Waffen und wutverzerrte Mienen, brüllte ihnen seinen Trotz entgegen – und sprang!
    Nicht ganz zwei Stunden später traf Nathan in Zwiefurt ein. Die Stadt war ein Trümmerhaufen – ein Pestloch, in dem Überlebende mit ausdruckslosen Gesichtern einherstolperten, ein Hexenkessel aus misstrauischen, argwöhnischen, rachelüsternen Möchtegern-Kämpfern, ein Chaos aus entsetzten, halb verrückten Menschen, in dem nichts an die Ordnung und Disziplin erinnerte, die in Siedeldorf herrschten.
    Auf den Zugangswegen zum Dorf standen Wachen, die
Nathan sofort aufhielten, nachdem er den Fluss im seichten Furtwasser durchquert hatte. Von der stolzen Brücke war nur ein Damm aus Holztrümmern übrig, die tief in den Schlamm gedrückt waren. Man erkannte Nathan als Angehörigen von Lardis Lidescis Wandertrupp wieder, der erst am vorigen Abend auf seinem Weg nach Westen Richtung Siedeldorf hier durchgekommen war, und gestattete ihm, das zerstörte Dorf zu betreten.
    Das Chaos war nicht zu übersehen. In den

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