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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Wüste und dem Letzten Gebirge zufrieden. Man nennt sie Nekromanten – nach ihrer Kunst, den Toten ihre Geheimnisse durch Folter zu entreißen.«
    »Rogei der Uralte hat mich einen Necroscopen genannt«, eröffnete Nathan ihr. »Dieses Wort kennt er von den Toten der Szgany, mit denen er von Geist zu Geist gesprochen hat, wie ihr es mit den Lebenden vermögt. Vor nicht allzu langer Zeit kannten die Szgany Menschen wie mich. Sie waren keine Nekromanten, und ich bin auch keiner. Ich habe niemanden gequält, Atwei, weder Lebende noch Tote. Falls du das nicht glaubst, werfe einfach einen Blick in meinen Kopf. Ich höre lediglich, wie die Toten in ihren Gräbern raunen, und gelegentlich können sie mich hören. Rogei gehörte zu denen, die mich hörten und mit mir sprachen. Er sah, dass ich in Schwierigkeiten steckte, und führte mich zur Höhle der Uralten.«
    Sie nickte. »Du hast also nicht den Verstand verloren. Die Ältesten der Thyre haben einiges davon in deinen Gedanken
gelesen. Sie waren sich nicht sicher und haben dich für wahnsinnig gehalten. Wenn es wahr ist, was du sagt, bist du eindeutig bei Verstand und besitzt eine sonderbare, einzigartige Begabung. Wie sollte ich entscheiden, ob sie zum Guten oder zum Bösen dient?«
    Nathan runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich erinnere mich an manches, an Stimmen, die mich befragt haben, während ich schlief. Fragen über die Höhle der Uralten und was sich dort zugetragen hat. Auch über meine Vergangenheit. Aber ... habe ich sie in mein Bewusstsein eingeladen? Ich glaube nicht. Und das ist sonderbar, denn ich weiß noch, wie du von einem ungeschriebenen Gesetz gesprochen hast. Außerdem hast du mich mittels eines Gedankens geweckt! Brecht ihr eure Regeln so leichtfertig, Atwei?«
    Sie wich zurück. »Aber einige seltsame Dinge waren geschehen, und die Ältesten mussten unbedingt wissen, was vorgeht. Zuerst sah es so aus, als würdest du nicht überleben. Bevor du sterben konntest, war es notwendig, dass sie in deinen Geist blickten. Was mich betrifft: Wie sollte ich denn feststellen, wie es dir geht, ohne nachzuforschen?«
    Er nickte, entschuldigte sich jedoch nicht. »Und haben die Ältesten erfahren, was sie wissen wollten?«
    »Nicht alles. Dein Geist hat sich vor der Vergangenheit verschlossen und das Leid ausgesperrt, das dort lauert. In dir ist viel Leid.«
    »Ich spüre es nicht mehr.«
    »Weil es ausgeschlossen ist – oder eingeschlossen! Es ist nichts Körperliches, Nathan!«
    Er wechselte das Thema. »Was soll mit mir geschehen?«
    »Das müssen die Ältesten entscheiden.«
    »Dann solltest du sie rufen oder mich zu ihnen bringen.«
    »Ich habe sie gerufen, und sie werden bald kommen. Zuvor solltest du aber etwas essen. Wirst du mit mir essen?« Sie schien eifrig darauf bedacht, ein etwaiges Missverständnis wiedergutzumachen. Und schließlich hatte sie ihm ihren Namen genannt.
    »Hier?«
    »Oh ja. Es wird noch eine Weile dauern, bis du aufstehen kannst. Ein langer Tag ist verstrichen und eine Nacht. Oben ist gerade die Sonne aufgegangen. Und du hast die ganze Zeit hier gelegen.«
    Ein ganzer Sonnenkreis!, dachte Nathan und streckte sich aus. Aber es überraschte ihn eigentlich nicht: Es hatte sich so angefühlt und länger noch. Außerdem hatte Atwei recht. Er war tatsächlich hungrig. »Ich werde gern mit dir essen«, sagte er ihr.
    »Die Mahlzeit ist bereitet,« nickte Atwei, stand auf und zog sich durch einen Türbogen zurück. »Ich komme gleich wieder.«
    Nathan musterte seine Umgebung.
    Der Ort, an dem er lag, war eine Höhle. Trotz des spärlichen Mobiliars, der weiß gekalkten Wände und des groben Mosaikbodens aus weißen und grünen Fliesen, die dem Ganzen den Eindruck eines bewohnbaren Zimmers verliehen, war es dennoch eine Höhle. In der hohen Decke gähnte ein unregelmäßiger und wahrscheinlich künstlich ausgehauener Schacht von etwa einem Meter Durchmesser. Aber am ungewöhnlichsten in diesem offenbar unterirdischen, fensterlosen Raum waren das Licht und die Wärme.
    Durch den Schacht in der Decke fiel ein Lichtstrahl, der die in der Luft schwebenden Staubteilchen glitzern ließ, ungefähr so, als würde ein Sonnenstrahl durch das schadhafte Dach einer Scheune fallen. Allerdings war es kein Sonnenlicht, sondern ein diffuser, verstreuter Schein, der den Raum fast wie ein Dunst erfüllte. Der weiche, gelbe Lichtstrahl fiel auf einen Tisch am Fußende von Nathans grob gezimmertem Holzbett, auf dem polierte Spiegel aus Gold lagen, die das

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