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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Nacht in der Wüste auf Jagd, und die Spuren in der Höhle der Alten waren für jedermann klar zu erkennen. Der Staub lag dick und zum größten Teil unberührt, und der Wächter konnte sich nicht irren.
    Er lockerte den Zug auf die Sehne seines Bogens, wich langsam in seinen eigenen Fußstapfen zurück und begab sich wieder in die Vorkammer, um dort auf seine Ablösung und die mittlerweile alarmierten Thyre zu warten. Doch er vermochte den Blick nicht von den Spuren im Staub der Kammer zu nehmen: Schritte führten vom Eingang der Höhle an die Stelle, an welcher der Szgany-Junge zusammengebrochen war. Die andere Spur dagegen war ... kaum eine Fährte zu nennen. Es waren nur einige Schleifspuren im Staub; etwas Leichtes, Dünnes hatte sich zu dem gefallenen Jungen geschleppt und auf dem Weg dahin kleinere Knochen verloren ...
    Aufwachen, es ist Zeit!
    Nathan hörte die ›Stimme‹. Es kam ihm so vor, als habe jemand laut gesprochen, und er spürte eine sanfte Hand an der Schulter, die ihn wachrüttelte. Einen Moment lang glaubte er, es sei seine Mutter, die ihn aus dem Bett holen wollte; sie war genauso warm. Andererseits waren alle Stimmen, die in letzter Zeit zu ihm gesprochen hatten, so freundlich gewesen.
    Aber als er sich regte und murmelnd gegen das Wecken
protestierte und die Leere in seinem Kopf sich mit Erinnerungen zu füllen begann, erkannte Nathan, dass es sich nicht um Nana Kiklus Stimme handeln konnte. Denn Nana war tot. Dieser traurige Gedanke ließ die kühle Hand sogleich von der Schulter zu seiner Stirn wandern, wo sie ihm sanft über die Runzeln strich.
    »Aber jetzt hörst du mich«, sagte die Stimme – sagte es tatsächlich mit einem kehligen Raunen, das zugleich ein Nicken und ein Lächeln vermittelte. Eine Frauenstimme. Die Stimme einer Thyre! Nathans sämtliche Erinnerungen stürzten wieder auf ihn ein.
    Er keuchte auf, hob den Kopf und wollte die Augen öffnen, aber die Hand legte sich darüber und hielt sie zu. »Nicht so heftig!«, mahnte die raue Stimme. »Hier ist nichts, was dir schaden könnte. Aber ... es wird dir fremdartig vorkommen«, sagte sie warnend.
    Nathan versuchte nicht zu schlucken und wollte das Sprechen gar nicht erst versuchen. Doch das musste er, denn seine nächste Frage kam ganz instinktiv: »Wo bin ich?« Erleichterung durchflutete ihn, als er die Worte ohne Schmerzen herausbrachte! Seine Kehle war feucht und geschmeidig, und sie gehorchte ihm. Daraus ergab sich eine zweite Frage: »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Geschlafen?«, sagte sie und zog langsam die Hand zurück. Sie wusste nun, dass er erkannt hatte, dass sie nicht von seiner Art war. »Nennst du das Schlafen? Mir ist es eher wie der Eingang zum Reich des Todes vorgekommen, Nathan – und du hast auf der Schwelle gestanden! Doch jetzt bist du in der Stätte-unter-den-gelben-Klippen.«
    Er sah sie an ... und blickte sofort wieder weg, an ihr vorbei. Die Erfahrung war in gewisser Weise ein Schock. Er hatte noch nie eine lebende Thyre gesehen und nicht gewusst, was ihm bevorstand. Doch andererseits war es bei Weitem nicht so seltsam wie mit seinen Wölfen. Wenigstens war seine Pflegerin – menschlich? Nun, jedenfalls kein Tier. Kein wildes Wesen. Nathan bremste sich: Diesen Gedankengang wollte er lieber nicht weiterverfolgen. Was hatte Rogei ihm noch gleich gesagt? Selbst die Trogs hielten sich für echte Menschen. Diese Thyre war auf ihre Art tatsächlich menschlich. Sie war eben nur keine Szgany. Ein weiterer Gedanke, den er besser nicht weiterverfolgte.
    Also sah er die Thyre wieder an und blickte sich in dem Raum um, in dem er sich befand. Sie hatte recht: Seine Umgebung war fremdartig! Er musste seinem Verstand Zeit lassen, sie in Ruhe aufzunehmen.
    Das ... Mädchen, das auf dem Hocker neben seinem Bett saß, betrachtete ihn aufmerksam. Ihre Haltung war aufrecht, anmutig, geradezu königlich. Nathan erkannte, dass sie recht groß sein musste. Die Jugend stand ihr hell in den Augen. Junge Augen sind bei allen Geschöpfen deutlich erkennbar; sie leuchten und sind von strahlender Klarheit. Ihre Haut war braun und faltenlos, und wie alle Thyre war sie schlank bis zur Grenze der Ausgezehrtheit. Die hochempfindlichen Pupillen ihrer großen Augen hoben sich limonengrün von ihrer olivfarbenen Iris ab und wurden von dem hornigen Vorsprung ihrer Augenbrauen überschattet.
    Bis auf einen roten Rock und Sandalen war sie unbekleidet. Ihre kleinen, birnenförmigen Brüste hingen locker herab, waren jedoch

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