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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Lustbarkeitskammern. Als mehrere Trogs sich gegen ihn erhoben, um ihn zu töten, versteckte er sich zitternd und schwitzend in einer Höhle ... und sein Schweiß bildete einen Nebel, der ihn verbarg und seine rachsüchtigen Feinde erschreckte. Sie flohen zu anderen Stämmen und verbreiteten die Sage von Shaitan im Land.
    Er übte sich in Künsten, die ihm instinktiv zu Gebote standen, denn er wusste, dass er ganz und gar verderbt war. Er setzte Ungeziefer an sich, das sich mit seinem Blut vollsog, und verseuchte damit die Vorratshäuser der Trogs, bis ihre Speisen vor seinem Unrat wimmelten. Weitere Halbmenschen flohen, solange sie noch unverseucht waren. Was jene betraf, die zurückblieben: Sie wurden krank an Körper und Geist und nannten Shaitan ihren Meister und folgten in seinen Fußstapfen. Sie waren die ersten aller Wamphyri-Knechte.
    Shaitan pflanzte seinen Samen in seine Frauen, und etliche kamen nieder. Die Bälger aus diesen Vereinigungen waren scheußlich, mit blutroten Augen ... und hungrig. Sie lutschten Blut aus den Zitzen ihrer Mütter und wuchsen zu schnell. Ihre eigenen Mütter erstickten sie – bis auf eines, das Shaitan auffraß ... Schließlich hatte er genug von den Höhlenbewohnern, da er doch wusste, dass es anderes Fleisch auf der Welt gab als das mindere Fleisch der Trogs.
    Ständig trieb sein Parasit ihn an und lebte von seinem Blut, wie Shaitan vom Blut anderer lebte. Allerdings war es eine sehr subtile Symbiose, sodass Shaitan – außer in seinen finstersten Träumen und in gewissen seltenen, wachen Augenblicken – stets glaubte, dass er der einzige Herr über sein Schicksal sei und Meister seines eigenen Willens und seiner Zukunft. Jedoch ... ganz sicher konnte er sich nie sein. Fortan wurden die Fragen nach dem freien Willen, nach seiner Selbstbestimmung und alle damit zusammenhängenden Überlegungen zur Einheit des Geistes für Shaitan äußerst wichtig, ja, sie gerieten geradezu zu einer Besessenheit. Für ihn und für alle anderen Vampire, die ihm nachfolgten ...
    Shaitan erinnerte sich daran, wie die Trogs ihn bei ihrer ersten Begegnung mit Männern von der anderen Seite des Grenzgebirges verglichen hatten. Nun, da er fast vergessen hatte, welches Unbehagen ihm die goldenen Strahlen der Sonne bereitet hatten (und es gab nur einen Weg, herauszufinden, ob das Problem wieder auftreten könnte), beschloss er, sich die Sonnseite untertan zu machen. Wie all seine Werke würde auch diese Eroberung verstohlen vonstatten gehen. Zuerst wollte er sich den Sonnseitern als Freund nähern und sich dann zu ihrem Meister aufschwingen. Es würde genauso geschehen wie bei den Trogs – dachte Shaitan ...
    Er überließ seine Trogknechte ihrem Schicksal und erkletterte das Gebirge, wobei er sich wie stets östlich hielt. Er stieg bei Sonnauf hinan, doch der Gebirgswall schützte ihn vor der Sonne. Dennoch störte ihn der helle Himmel, und das Licht schmerzte in seinen Vampiraugen, und er fragte sich, ob alle Geschöpfe dieser Welt so wie er das Licht scheuten. Hoch über der Baumgrenze sah er große Vögel, die sich nicht an der Sonne störten, zwischen den Gipfeln kreisen. Auf den Höhen gab es große, zottige Ziegen, die das Licht nicht fürchteten, und außerdem kleineres Getier in Gras und Heide.
    Shaitan zuckte die Achseln. Nun gut, er würde seine Theorien überprüfen; vielleicht zwang er ja schon bald der Sonne seinen Willen auf! (Darauf krümmte sich der sporengewachsene Vampir in ihm zusammen und machte sich ganz klein. Denn in dieser Hinsicht war Shaitan zu willkürlich, und sein Vampir konnte ihn weder leiten noch beherrschen. Da er selbst noch unreif war, musste er ihn überallhin begleiten.) Shaitan dagegen fühlte sich aufgrund der Sorge seines Parasiten nur ein bisschen unbehaglich.
    Wie das Schicksal es wollte, erreichte er den Gebirgsgrat gerade zu jener Stunde, als der traurige Überrest der Sonne nur noch ein rosig gelbes Strahlenrad am südlichen Horizont war. So musste er keine Unbilden erleiden, und das in Shaitan heranwachsende Wesen, das nun unwiderruflich ein Teil von ihm war, entspannte sich ein wenig. Schließlich konnte es die Kraft seines Wirtes spüren und wusste, dass er stark war.
    Als die Dämmerung zur Nacht wurde, sah Shaitan die flackernden Feuerstellen von Jägern, die ihr Lager am Berghang aufgeschlagen hatten. Und unten auf der Ebene der Sonnseite erstreckten sich die glühenden Feuer ihrer Lager und Siedlungen in alle Richtungen, so weit sein Auge reichte.

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