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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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um ihn in Augenschein zu nehmen, blieb Shaitan stehen und erduldete ihre scheuen Berührungen und die ehrfürchtigen, erstaunten Ausrufe. Aufmerksam lauschte er ihrer Sprache, denn ihm dämmerte, dass seine eigene (die bislang recht unerprobt war) ziemlich unvollständig war, eine undeutliche Aneinanderreihung von Lauten, der Rest von ... was? Wovon? Das konnte er nicht sagen. Doch er spürte, dass seine wenigen Worte die verhallenden Widerklänge vielerlei Zungen waren. Denn er vermochte, wiewohl undeutlich, in die Geister von Mensch und Tier gleichermaßen zu schauen. Von da war es nur noch ein winziger Schritt, eine Verbindung zwischen Bildern und gesprochenem Wort herzustellen.
    »Ist kein Mensch!«, verkündete ein Trog seinen Gefährten das Urteil über Shaitan. »Seine Haut ist weich, blass, leicht zu durchstoßen.«
    »Seine Augen sind blau, nicht gelb«, bemerkte ein anderer. »Trotzdem sehen sie wie die unseren im Dunkeln.«
    »Blau, ja«, grunzte ein Dritter. »Aber in ihrem Innern ... brennt da nicht ein Feuer? Ab und zu brennen seine Augen!«
    »Er ist ... ein Mensch!«, sagte der Erste. »So ähnlich wie die Menschen hinter den Bergen, die im Licht leben – und doch nicht wie sie.«
    Ein weiterer, vielleicht etwas klügerer Trog wollte wissen: »Aber ist er auch ein Freund?«
    Shaitan war listig. Zunächst würde er ihr Freund sein, dann ihr Meister. »Ich bin, was ich bin«, verkündete er ihnen, »und ich bin gekommen, um euch zu zeigen, was Leben heißt.«
    Torkelnd wichen sie vor ihm zurück und staunten, dass ihm ihre Sprache so leicht über die Lippen ging. Doch der Kluge erwiderte: »Wir wissen, was Leben ist. Wir werden geboren, wir wachsen, wir jagen und suchen nach Essen, wir machen Junge. Dann sterben wir und lassen unsere Jungen zurück, damit sie tun, was wir getan haben. Das ist das Leben.«
    Darauf nickte Shaitan und lächelte. »Aber es gibt noch andere Weisen«, erklärte er ihnen. Und zum ersten Mal hörte er eine Stimme in seinem Innern, die nicht die seine war. Sie sagte: Die hier sollen dir gehören! War es die Stimme seines Gewissens oder seiner Gewissenlosigkeit oder etwas anderes? Jedenfalls zeigte Shaitan sich nicht beunruhigt. Aber der Anblick der Bergkatze, wie sie rot und glänzend mit abgezogener Haut vor ihm lag, beunruhigte ihn. Erneut erklang es in seinem Innern: Das Blut ist das Leben!
    Er ließ sich von einem der Trogs ein Messer geben, schnitt sich ein gutes Stück vom Hinterbein des getöteten Tieres ab und hockte sich hin, um zu essen. Als die Trogs sich um ihn versammelten, sprach einer von ihnen: »Seht, er isst sein Fleisch roh!«
    Ein anderer meinte: »Sein Lächeln ist schön!«
    Ein Dritter, der zuvor Shaitans Augen erwähnt hatte, sagte: »Und wo ist nun das Blau seiner Augen? Verschwunden, als sei das Blut des Tieres in sie geflossen!«
    Und das traf in mehr als einer Hinsicht zu ...
    Shaitan lebte eine Zeit lang bei den Trogs und lernte ihre Sitten kennen. Sie zeigten ihm die essbaren Höhlenpilze, aber davon wollte er nichts wissen, und sie zeigten ihm diejenigen, die ein tödliches Gift enthielten, von denen er nicht essen durfte . Als Shaitan später mit dem Stammesältesten Fleisch aß (dem klugen Mann, dem er gemeinsam mit den anderen als Erstem begegnet war und der ihm und seiner Art misstraute), wandte er sein neu erworbenes Wissen an. Der Weise starb unter Qualen, und Shaitan nahm seinen Platz ein.
    Der Stamm war gering an Zahl, seine Menschen hässlich an Gestalt und Verhalten, seine Höhlen waren rauchgeschwängert und stanken. Shaitan war seiner rasch überdrüssig. Er wollte diese Menschen in ... nun ja, verschiedenen Dingen unterweisen, aber ihre Lernfähigkeit war nicht groß. Er wollte ihnen die Augen öffnen, ihnen ihre kindliche Unschuld nehmen und sie ersetzen ... wodurch eigentlich? Abermals war er sich nicht sicher, er wusste nur, dass es ihn gelüstete, ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Doch zu welchem Zweck? Das Dasein dieser primitiven Menschen war äußerst eingeschränkt und einschränkend zugleich.
    Shaitan steckte voller Laster. Er hatte die Leidenschaften eines Mannes, die Gelüste, das Verlangen; und sie wurden sämtlich verstärkt, vervielfacht durch das Wesen in ihm. Er verabscheute die Trogweiber, dennoch versammelte er einen Harem jüngerer Frauen um sich. Als ein erboster Mann gegen den Diebstahl seiner angelobten Partnerin aufbegehrte, beraubte Shaitan ihn seiner Männlichkeit und machte ihn zum Eunuchenaufseher seiner

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