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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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aufwärts zu starren schien, als liege dort ein gelähmter Dämon mit stierem Blick und denke über sein Geschick nach. Der Blick seines kalten, toten, weißen Auges war wie ein Leuchtfeuer, das den Seelen nicht den Weg wies, sondern sie warnte und von Unheil kündete ...
    Ein Dämon – ja, warum nicht? Jedenfalls etwas aus der Hölle. Etwas, das die Hölle mitgebracht hatte.
    In den Sagen kursierte auch die Geschichte von dem wandernden Abenteurer, der nach den Jahrhunderten der Stabilisierung als Erster den Pass durchschritten hatte und zu der größtenteils verschütteten Kuppel aus weißem Licht hinabgeklettert war, um sie zu berühren ... Niemand hatte ihn je wiedergesehen. Denn sie hatte sich wie ein Tor geöffnet, um ihn in die Hölle zu bringen.
    Daher hatte der Ort seinen Namen, und deshalb wurde er gemieden, ebenso wie die Ödlande nördlich des Gebirges: die Geröllebenen, und weiter östlich eine Gegend mit Schwindel erregend aufragenden Felshöhen aus Vulkangestein, die sich wie riesige steinerne Speere erhoben, um es mit den Grenzbergen selbst aufzunehmen, und hinter dem nördlichen Horizont die Eislande, die einen bläulichen Schimmer zu den wie Diamanten strahlenden Sternen und den seltsam wabernden Polarlichtern sandten.
    All diese Orte waren verboten und an sich bereits abweisend. Wer hätte schon dorthin gehen wollen? Nichts lebte dort; nichts konnte dort leben, bis auf die Fledermäuse in ihren Höhlen und die Wölfe auf den Berggipfeln und Pässen über der Sternseite und ein paar niedere Kreaturen. Und gewiss war dies kein Ort, an dem Menschen leben konnten. Jedenfalls noch nicht ...
    Shaitan traf seine ersten wirklichen Menschen im Schein eines Lagerfeuers und sah, dass sie die Pelze und Häute von Tieren trugen. Sie waren zu dritt und erblickten ihn zur gleichen Zeit. Außerdem bemerkten sie, dass er nackt war. Das kam Shaitan zugute, denn es waren Jäger. Wenn er Kleidung getragen hätte und so plötzlich unter ihnen erschienen wäre, hätten sie ihn womöglich für einen großen Bären gehalten. Er sah, dass sie ihre Armbrüste auf ihn richteten, während sie aufsprangen und sich ihm zuwandten. Doch dann grunzte einer von ihnen: »Ein Mensch!«, und verzog das Gesicht.
    »Ein Idiot!«, sagte ein anderer. »Ich hätte ihm fast einen Bolzen reingejagt!«
    Shaitan las in ihren Mienen, von ihren Lippen, teilweise auch in ihren Gedanken. Ihre Worte passten zu dem, was er erblickte, und so verstand er von Anfang an einen großen Teil ihrer Sprache. Als sie vortraten, um ihn im Feuerschein zu mustern, fragte der Letzte unbehaglich: »Ein Wahnsinniger? Meint ihr wirklich?«
    »Was denn sonst?«, begann der Zweite erneut. »Nachts allein unterwegs und nackt unter den Sternen.« Zu Shaitan gewandt sagte er kühl: »Wer bist du?«
    Mit einem düsteren Lächeln antwortete dieser: »Ich bin, was ich bin.«
    »Und wie heißt du?«
    »Shaitan!« Endlich fiel ihm sein Name wieder ein.
    »Nun, Shaitan«, schmunzelte der Erste der drei nicht unfreundlich, »du wirst mir schon verzeihen, wenn ich das sage, aber du kommst mir ein bisschen dämlich vor!«
    »Du hältst mich für ... schwachsinnig?« Er sah sie an, blickte an sich hinab. »Aber wenn ich verrückt bin – ein harmloser Idiot –, warum richtet ihr dann eure Waffen auf mich?«
    Darauf ergriff der zweite Mann wieder das Wort: »Weil ›Idiot‹ und ›harmlos‹ nicht unbedingt zusammengehören, deshalb. Im Lager von Heinar Hagi, unten auf der Ebene, haben wir einen solchen ›Idioten‹, der dort für seinen Lebensunterhalt arbeitet – und Janni Nunov schmeißt mit Felsen herum, die ich noch nicht mal zum Wackeln bringe!«
    Mit unbeholfenen Bewegungen, die sie beruhigen sollten, trat Shaitan ans Feuer, hockte sich hin und legte einen Ast in die flackernden Flammen. Die drei steckten ihre Waffen weg und näherten sich ihm. Er tat, als beachte er sie gar nicht, während er sich die Hände wärmte. Es schien, als hätten sie keinen Anführer in ihrer Gruppe, sondern stünden einander gleich. Einer war klein, untersetzt und trug einen Bart, der Nächste war mittelgroß, von kräftiger Gestalt und mit vorstehendem Kiefer, der Letzte war jung und drahtig und schien vollkommen arglos. Da sie ihn ebenfalls musterten, hielt Shaitan seine blutroten Augen halb geschlossen und starrte meistens ins Feuer. Sie sollten das Rot für den Widerschein der Flammen halten.
    Schließlich murmelte der untersetzte Dezmir Babeni: »Deine Haut ist weich und blass, wer du

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