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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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seine Gedanken, und an hundert kleinen und großen Lagerfeuern im Osten und Westen, entlang der Sonnseitenflanke des Grenzgebirges, dachten hundert Anführer seiner Art just dasselbe. Heinar ließ sich am Mittfeuer nieder, plauderte mit den Männern der Nachtwache, und ein Sud aus Kräutern blubberte leise am Dreibein.
    Plötzlich ... schlug am Außenrand ganz in der Nähe ein Wolf an. Es war ein vertrauter Laut, halb Knurren, halb Husten! Das musste einer der Lagerwölfe sein. Von den wilden Grauen näherte sich keiner einer so großen Ansammlung von Menschen. Heinar sah auf, runzelte die Stirn, und sein heiles Auge funkelte im Feuerschein. Seine Männer nahmen ihre Armbrüste auf. Das Feuer knisterte. Sie lauschten in die Nacht.
    Dann erklangen neue Geräusche. Eine Stimme rief: »Wer da?« Eine weitere antwortete mit einem Keuchen, fast einem Schluchzen! Heinar glaubte die zweite Stimme zu erkennen. Er fuhr auf und schnappte: »Wer ist noch unterwegs?«
    »Die Burschen, die du in den Wald und zum Fluss geschickt hast, sind alle sicher zurückgekehrt«, gab einer seiner Männer zur Antwort. »Wenn die dort überhaupt zu uns gehören, können es nur Klaus, Dezmir und Vidra sein.«
    »Aye.« Heinar nickte knapp. »Das war dann mit Sicherheit Vidras Stimme. Aber was hat der Junge?« Darauf gab niemand eine Antwort; sie würden es rasch genug herausfinden.
    Drei Männer betraten die Lichtung: Ein Wächter mit seinem Wolf trieb zwei weitere vor sich her. Die beiden kamen taumelnd, zerzaust und offenbar erschöpft herangestolpert. Heinar erkannte nur einen davon – Vidra Gogosita.
    »Heinar!«, rief der Junge. »Heinar!«
    »Was ist?«, wollte Heinar wissen, als Vidra nachgerade in seinen Armen zusammenbrach. »Was ist passiert? Wo sind Klaus und Dezmir? Und wer ist das hier?«
    »Klaus ... Dezmir ...«, plapperte Vidra drauflos. »Tot ... alle beide! In den Hügeln!«
    »Was?«, stieß Heinar hervor. »Tot, sagst du? Wie?«
    »Wir ... wir wurden überfallen, aus dem Hinterhalt!« Vidra riss sich sichtlich zusammen. »Gesetzlose! Sie kamen aus den Schatten. Und ich wäre auch tot, wenn ... wenn er nicht gewesen wäre. Er hat sie abgewehrt und mir das Leben gerettet. Er heißt ... sein Name ist ... ist ...« Aber er brachte kein Wort mehr heraus, verdrehte die Augen und sackte in Heinars Armen zusammen.
    Der Fremde schwankte, seine Knie gaben nach. Eifrige Hände fingen ihn auf, ließen ihn rücklings auf den Boden sinken. Das Feuer schimmerte seltsam in seinen Augen, als sie ihm langsam zufielen. Und seine Stimme wurde leise bis zur Unhörbarkeit, als er hauchte:
    »Mein Name ... ist Shaitan.«

ZWEITES KAPITEL
    Zunächst hatte im Lager von Heinar Hagi Chaos geherrscht. Fast eine Stunde lang waren Heinar, seine Männer und mehrere Frauen in aller Eile bemüht gewesen, sich um die unmittelbaren Bedürfnisse des jungen Vidra Gogosita und des Fremden zu kümmern, den er in das Lager gebracht hatte – des Mannes namens Shaitan.
    Vidras Mutter, die schlanke, gut gebaute Witwe Gogosita, war als Erste auf dem Schauplatz erschienen. Sie war noch wach gewesen und hatte in ihrem kleinen Zelt darauf gewartet, dass ihr einziger Sohn aus den Bergen zurückkehrte. Als sie die aufgeregten Stimmen gehört und die plötzliche Spannung und den in der Nacht lauernden Schrecken gespürt hatte, war sie zum Lagerfeuer gegangen. Und als sie ihren Jungen dort ausgestreckt hatte liegen sehen, war das Heulen und Wehklagen groß gewesen! Aber ... Vidra war am Leben, lediglich erschöpft, und er schlief! Darauf hatte sie den Jungen in die Arme genommen, während ihr die Männer das Wenige erzählten, was sie von der Geschichte zu berichten wussten. Die endlosen Segnungen, die sie über den hoch gewachsenen, bleichen Fremdling ausschüttete, der ihrem Sohn das Leben gerettet hatte: Shaitan, der wie bewusstlos in der Nähe lag und unterdessen alles über diese Leute und ihre Sitten in sich aufnahm.
    Dann hatte man nach der erwachsenen Tochter Dezmir Babenis geschickt, nach der schönen Maria. Zuerst hatte sie den Tod ihres Vaters nicht hinnehmen wollen und hielt vergeblich unter den Männern nach ihm Ausschau. Bis schließlich stark und still ihre Trauer sie überkam und sie sich abseits setzte, sich vor- und zurückwiegte und weinte. Die Frau und die Söhne von Klaus Luncani waren unter der Wucht dieser unerwarteten Nachricht wie betäubt und stolperten wie im Traum umher. Und so wurden Ruhe und Frieden, die traditionsgemäß am Lagerfeuer

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