DÄMONENHASS
Felstürme, die aus dem Gebirge herausgeschält worden waren und nun wie die Stämme riesiger versteinerter Pilze aus der Ebene aufragten. Ihre Fundamente waren von Geröllhalden umgeben, die ihnen zusätzlichen Halt gaben, und in ihren Säulen fanden sich Simse und Kavernen, von denen viele die Ausmaße von Sälen hatten.
Shaitan bewunderte diese Türme, denn sie waren gewaltig und dennoch sehr schlank; und er sagte: »Einer davon soll mein Haus sein.«
Darauf erwiderte Sul: »Sie ähneln den Horsten der Bergadler!«
»Oh ja!«, sagte Shaitan. »Die Horste der Wamphyri!«
So machte Shaitan sich an den Bau seines Hauses. Die Aufgabe war enorm; nur ein Vampir und seine langlebigen Knechte konnten sie bewerkstelligen. Zudem wollte Shaitan nicht nur ein Haus, sondern ein wahres Reich der Vampire errichten.
Er zog Trogs aus ihren Höhlen an der Leeseite der Berge in seinen Dienst und schickte seine Offiziere in die Nächte der Sonnseite aus, um Szgany zu jagen und in seinen Dienst zu pressen. In den finsteren Kammern am Fuß seiner erwählten Felshöhe experimentierte er mit seinem eigenen formbaren Fleisch und seinen Kräften, um sich mit allem zu versehen, dessen er bedurfte.
Er züchtete sich Trogs, die keine Trogs mehr waren, sondern knorpelige Geschöpfe mit geringem Verstand und elastischen Körpern. Aus ihnen machte er Leder und Vorhänge für die äußeren Treppen des Horstes und Möbelstücke für seine Gemächer. In gewisser Weise blieben sie noch lebendig, verhärteten allmählich und verwuchsen schließlich auf Dauer mit ihrer Umgebung. Er paarte Menschenmänner mit Trogfrauen, und die Brut war unschön – aufgedunsene, üble Wesen von grässlicher Gestalt und ohne Verstand. Doch nicht einmal diese wurden verschwendet. In den tiefsten Höhlen züchtete er sie zu Gaskreaturen zur Beheizung des Felsturmes heran oder zu Fresswesen für seine Abfallgrube.
Er nahm geistloses Vampirfleisch und versuchte sich daran. Er wollte die fliegerische Gewandtheit der großen Fledermäuse nachahmen und Flugwesen erschaffen, die aus seinem Horst aufstiegen, um auf den Winden zu kreisen. Zunächst erlitt er einen Fehlschlag nach dem anderen, doch später stattete er seine Flieger mit den verwandelten Gehirnen von Menschen aus, damit sie ein wenig (doch nie zu viel) freien Willen besaßen. All diese Geschöpfe, unreife und ausgewachsene gleichermaßen, waren Shaitans Knechte.
Die Kunde von seinen Werken verbreitete sich und erreichte sogar die Sonnseite. Nun war die Sternseite zweifach verflucht und wurde völlig gemieden ... wenigstens von den Menschen.
Mittlerweile hatten die Szgany der Sonnseite außer Shaitan und seinen räuberischen Nachtkämpfern noch andere Probleme zu fürchten. Denn im Westen waren die Sümpfe zu einer schieren Brutkammer für Ungeheuer geworden! Törichte Menschen und arglose Tiere tranken aus dem überwucherten Wasser, und Wesen, die etwas ganz anderes waren als Mensch oder Wolf, kehrten von jenem Ort zurück. Im Lauf der ersten zwanzig Jahre waren etliche Wesen von der Sonnseite eingetroffen, die Shaitan sehr ähnlich waren und sich nun in den hohen Steintürmen häuslich einrichteten. Und weil sie genauso stark waren wie er und zudem von seiner Art, begehrte er nicht auf, sondern ließ sie nur bauen. In den zahlreichen Türmen gab es ohnehin genug Raum, den nicht einmal Shaitan zur Gänze beanspruchen konnte; und gleich hinter den Bergen gab es genug Nahrung und Zerstreuung für alle.
Zu dieser Zeit begab es sich, dass Shaitans Offiziere zur Jagd auszogen und von der Sternseite einen Mann mitbrachten, mit dem ihr Meister früher zu tun gehabt hatte. Als Shaitan sich unter die Gefangenen begab, um sie zu mustern, erkannte er ihn sogleich. An der Schulter hatte er sogar noch eine Narbe, die ihm ebendieser Mann beigebracht hatte. Shaitan hatte sie als Andenken an jene erste Nacht auf der Sonnseite behalten. Dieser Mann war kein anderer als Turgo Zolte, nun nicht mehr ganz so jung, aber immer noch stolz und unabhängig wie eh und je.
Shaitan lachte und hängte ihn an Ketten auf und quälte ihn von nun an nach Belieben. Doch der Mann kannte einen Kniff: Er konnte den Schmerz, ganz ähnlich wie Shaitan, von sich schieben. In gewisser Weise mochte Shaitan Turgo wegen seines Stolzes und seiner Tapferkeit und ob des Umstandes, dass er nicht schrie, sondern seine Qualen ertrug, indem er sein Bewusstsein ausschaltete. Also holte er ihn nach einer Weile herunter und machte ihn zu seinem höchsten
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