DÄMONENHASS
unmöglicher Kraft auf.
Entsetzt schlug Shaitan Babenis Kopf auf den steinigen Boden, wieder und wieder, bis die Rückseite des Schädels ganz weich und eingebeult war. Schließlich stellte Babeni seine Gegenwehr ein und sackte zurück. Aber er war noch nicht tot, seine Glieder zuckten, und seine gelben Augen folgten Shaitan bei jeder Bewegung.
Shaitan sah ihn an und dachte: Deine Körperkraft steht allein der meinigen nach, und deine Wunden heilen ebenso rasch. Als ich dich von deinem schwachen Menschenleben befreite, habe ich dir dieses Unleben geschenkt. Und mir scheint, ich habe dir – wenngleich unbeabsichtigt – gewisse Kräfte verliehen! Und doch bist du nicht mein Knecht und willst mich nicht als deinen Meister anerkennen. Also muss ich dich töten, damit du nicht mein Rivale wirst. Aber wie soll ich dich umbringen, wo du doch untot bist?
Trotz seines Zustandes griff Babeni nach einem scharfkantigen Felsbrocken, kam taumelnd auf die Beine und torkelte mit einem rauen Wimmern auf Shaitan zu. Aus seinem Mundwinkel sickerte Speichel, sein Kopf und Hals waren blutüberströmt. Weil sein Gehirn in Mitleidenschaft gezogen war, kam er mit dem seitlich schlenkernden Gang eines Schwachsinnigen heran. Shaitan wich zur Seite, stellte ihm ein Bein und suchte nach einem großen Stein, um ihm ein Ende zu bereiten.
»Wie kann ich dich nur töten?«, sprach er seinen Gedanken laut aus, als das wimmernde Wesen sich abermals taumelnd in die Höhe zwang.
»Meister!« Vidra Gogosita umklammerte seinen Arm. »Ich weiß, wie man ihn umbringen kann!« Vidra hatte nämlich am Lagerfeuer gesessen, als Turgo Zolte seine Geschichten zum Besten gab.
»Ach ja?« Shaitan sah ihn an und wich gleichzeitig dem umhertorkelnden Krüppel aus. »Du willst dich also wieder einschmeicheln? Nun, vielleicht bist du ja doch noch zu etwas nütze. Also sag: Wie kann man ihn erledigen?«
»Mit einem Pflock durchs Herz«, keuchte Vidra. »Damit er nicht mehr wegkommt. Dann schneide ihm den Kopf ab. Zuletzt musst du ihn verbrennen – mit Haut und Haaren.«
»Das alles ist nötig?«
Vidra nickte. »Das werden die Szgany Hagi mit dir anstellen, wenn sie dich zu fassen kriegen!«
Shaitan nickte. »Tatsächlich? Dann müssen wir das ausprobieren. Du wirst mir ein Feuer machen.« Ilya Sul, der das Wesen abwehrte, das einst Dezmir Babeni gewesen war, befahl er: »Schieß ihm einen Bolzen durchs Herz!«
Der Mann gehorchte. Babeni wurde niedergestreckt und blieb auf dem Boden liegen. Lediglich die Befiederung des Bolzens ragte ihm noch aus der Brust. Auch als Sul ein Messer nahm und damit durch Nacken, Röhren und Rückgrat sägte, blutete er kaum. Während des gesamten Vorgangs zuckten und bebten die Glieder des Untoten, und die Luft fuhr zischend durch seine mahlenden Kiefer, bis Luft- und Speiseröhre durchtrennt waren und der Kopf sich vom Körper löste. Dann verbrannten sie ihn. Doch selbst, während ihm das Fett aus den Poren kochte, zappelte er noch ...
Shaitan betrachtete alles ganz genau und nickte erneut. »So wollen sie also mit mir umspringen? Hah! Wenn ihr glaubt, dass er einen schweren Tod hatte, dann habt ihr keine Ahnung. Die Hagi werden mich nicht erwischen, Vidra Gogosita, und falls doch, wird das Sterben nicht von mir übernommen.«
Ilya Sul hatte die Flammen mittlerweile zu einer prasselnden Feuersbrunst entfacht. »Ich ... Mir will einfach nicht warm werden«, klagte er und musterte seine kalten, grauen Arme.
»Mir geht es genauso«, pflichtete Vidra ihm bei. »Denn wir haben den Kuss des großen Wampirs erfahren, unseres Meisters Shaitan.«
Abermals wurde Shaitans Interesse geweckt. »Wampir?«
Vidra erklärte ihm den Begriff und wiederholte alles, was er von Turgo Zolte erfahren hatte. Als er fertig war, sagte Shaitan:
»Ach nein! Wampire sind gewöhnliche Fledermäuse, niedrige Geschöpfe, die mir auf der Sternseite als Vertraute dienen. Ich dagegen bin außergewöhnlich. Deshalb soll man mich ... Wamphyri nennen! Oh ja, der Klang dieses Wortes gefällt mir. Der große Lord Shaitan, der Erste der Wamphyri! So sei es.«
In dieser Nacht überquerten sie das Gebirge. Während der Wanderung wollte Shaitan von Vidra wissen, wie er ihn gefunden hatte. Der Junge gab zur Antwort, dass er seinen Meister in seinem Geist ›gespürt‹ und gewusst habe, dass er zu ihm gehen sollte. Als die Sonnenstrahlen schwächer geworden waren, war er Dezmir Babeni begegnet, der sich in einer Felsspalte verborgen hatte, um dem grellen Licht
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