DÄMONENHASS
über Wratha zu sprechen! Damals hatte Devetaki berichtet, wie gewisse ungenannte Informanten sie vor Wrathas Arbeiten gewarnt hatten, die solcherart waren, dass sie den anderen zur Kenntnis gebracht werden mussten. Sämtliche so beschriebenen Fehltritte stimmten mit Maglores eigenen Befürchtungen und Ansichten überein, die er zum größten Teil durch seine Gedankenschnüffelei errungen hatte.
Devetaki hatte also ebenso wie Maglore Anschuldigungen gegen Wratha erhoben. Zur gleichen Zeit hatte sie sich jedoch gegen sämtliche Erziehungs- oder Strafmaßnahmen, die Vormulac vorgeschlagen hatte, gewandt – bis auf die am wenigsten weitreichenden. Sie meinte, es genüge völlig, Wrathas neue Kriegerbrut zu vernichten und die Lady selbst vor jedweder weiteren Experimentiertätigkeit zu warnen. Vergleichbare Maßnahmen mussten gegen eine Handvoll jüngerer Lords ergriffen werden, die die Lady von Wrathspitze mutmaßlich dazu angestiftet hatte, eigene Kreaturen ähnlicher Art zu züchten. Auf diese Weise wurde offenbar, dass Devetaki Wratha immer noch ›mochte‹ oder sich um sie ›sorgte‹, auch wenn sie sie angeschwärzt hatte.
Natürlich erhob sich ebenfalls die Frage, wozu Wratha diese Luftkampfbestien benötigte. Um sich zu schützen? Doch vor wem? Oder ... konnte es sein, dass sie zum Krieg rüstete?
Devetaki und Maglore stimmten darin überein, dass die Lady bezüglich Turgosheim keinen besonderen Ehrgeiz hegte, jedenfalls noch nicht. Aber mithilfe von Maglores telepathischen Kräften und Devetakis Quellen hatten sie sich zusammengereimt, dass sie im Westen zuschlagen wollte – auf der Alten Sternseite! Turgosheims Gefilde waren schließlich doch zu eng, zu beengend geworden. Die jüngeren Lords wollten ausbrechen, und Wratha sollte sie anführen.
Das war zwar schön und gut, aber in dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Alten Wamphyri auf der Sternseite immer noch über Macht verfügten, konnte Wrathas Vorhaben ihnen nur die Anwesenheit der Bewohner von Turgosheim verraten! Und wenn sie und ihre Lords im Kampf gegen sie unterlagen, wie lange mochte es dann dauern, bis jene mächtigen und kampferprobten Krieger auf der Suche nach ihrer Herkunft hierherkamen? Falls im umgekehrten Fall Wratha die Alte Sternseite verlassen vorfand und sich dort niederließ, wie lange mochte es dann dauern, bis sie eigene Heere aufstellte, mit denen sie, nunmehr als Kriegsfürstin, nach Turgosheim zurückkehrte? Oh, diese Wratha kannte sich mit Auferstehungen und Rückkünften aus!
Daher kam es nicht in Frage, sie einfach ziehen zu lassen und zu vergessen. Wratha war halsstarrig und ›heimtückisch‹ ... Sie wagten es nicht, ihr diese Sache durchgehen zu lassen und damit zu riskieren, dass sie sie in nicht allzu ferner Zukunft dafür bezahlen ließ. Vormulac, Devetaki und Maglore wollten ihre vereinbarten Maßnahmen treffen. Aber um dies zu bewirken, mussten sie zuerst für ein Ablenkungsmanöver sorgen: eine Versammlung aller Wamphyri – dieses Konzil. So war es also dazu gekommen ...
Dies waren Maglores Gedanken, die vielleicht ein wenig zu sehr um Devetaki Schädellarve kreisten. Denn während er noch die Wirkung von Devetakis schlichtender Rede bedachte, hatte er ihren Geist unbewusst telepathisch gestreift, und ...
Gibt es hier keine Privatsphäre?, fragte Devetaki ihn plötzlich und direkt, ohne die Miene zu verziehen oder auch nur in seine Richtung zu blicken.
Eh? Maglore zuckte zusammen und entschuldigte sich sofort: Vergib mir, teure Lady, die Geschehnisse nahmen mich gefangen.
Devetaki war selbst eine Telepathin, eine Mentalistin von nicht geringer Befähigung, und wusste daher, dass Maglores Entschuldigung aufrichtig gemeint war. Außerdem war er ein alter ›Kollege‹. Dennoch warnte sie ihn: Finger weg von meinem Verstand, Maglore! Durchstöbere die schwachen, seichten Gedanken der anderen nach Belieben und fang dir die Fischlein, die du dort finden magst. Doch hüte dich vor den wirbelnden Tiefen, denn die Fische, die dort leben, sind groß und tückisch!
Ah ja – in der Tat!, pflichtete er ihr bei und zog sich rasch zurück. Der Austausch hatte sich, wie auch sein Schwelgen in Erinnerungen, wahrhaft in Gedankenschnelle ereignet und kaum Zeit in Anspruch genommen.
Unterdessen ...
»Nun?« Wratha hatte sich etwas entspannt und ließ sich leicht in den Sessel zurücksinken. Ihr Aussehen hatte wieder einen Hauch von Jugendfrische angenommen, die verengten Augen lagen erneut unter dem Knochenreif
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