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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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tust du das?«, schrie Anna. »Was hast du davon, wenn du mich tötest?«
    Stille.Nur der gewaltige Lichtdom über ihr knisterte. Anna versuchte, so flach wie möglich zu atmen. Ihr Mut sank. Irgendwie hatte sie sich die Sache anders vorgestellt. Mit Weller an ihrer Seite hätte ihr nichts passieren können. Doch jetzt war sie ganz auf sich allein gestellt. Sie hatte die Sache nicht zu Ende gedacht. Und dabei war sie doch oft genug gewarnt worden.
    Anna hob den Kopf, und ein neuer Blitz zischte über sie hinweg. Sie machte sich wieder so klein wie möglich. Doch dann hörte das Bombardement plötzlich auf. Ängstlich duckte sie sich und sah nach oben, direkt in Sandrines Gesicht.
    Die Imperatorin lächelte Anna an.
    »Warum ich dich töten will, kleine Anna? Weil du die Erste bist, die er liebt. Und womit schwächt man jemanden am meisten? Na?«
    Anna hatte Mühe, nicht mit den Zähnen zu klappern. Sandrine war keine zehn Zentimeter von ihr entfernt. Sie hatte sich über den Stein gebeugt, hinter dem sich Anna verkrochen hatte, und beäugte ihr Opfer wie eine Katze, der eine fette Maus in die Falle gegangen war, die sie nun genüsslich verspeisen wollte.
    »Keine Ahnung. Sag du es mir.« Vielleicht konnte man Sandrine ja in ein Gespräch verwickeln? Die Mischung aus übernatürlichen Kräften und einer schweren Persönlichkeitsstörung war lebensgefährlich. Zumindest für die, die Sandrine in ihrem Netze fing.
    »Indem man das vernichtet, woran das Herz des Feindes hängt. Nimm es nicht persönlich.«
    »Aber warum seid ihr denn Feinde? Ihr könnt euch doch auch vertragen!«
    Sandrine warf den Kopf zurück. Sogar ihr schrilles Lachen war elektrisch. Blitze entluden sich, die ganze Kuppel über ihnen schien unter diesem Gelächter zu beben. Dann fasste sie sich wie der.
    »Ach, Schätzchen. Wir sind hier nicht im Sandkasten. Es geht um die Welt, verstehst du mich?«
    »Ach so. Ich dachte, es geht um Liebe.«
    SandrinesAugen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Das gab ihrem schönen Gesicht einen hässlichen Ausdruck.
    »Hör auf mit dem Blödsinn. Liebe. Kinderkram. Ich will es jetzt zu Ende bringen. Also: Willst du hier zu Asche werden oder gehst du freiwillig runter und holst ihn mir? Er hat ja wohl einen stillen Abgang vorgezogen.«
    »Und dann?«
    »Was dann?«
    »Glaubst du, Weller wird dich lieben, wenn du ihn dazu zwingst?«
    »Was redest du da?«
    »Hat er dir einen Korb gegeben? Hasst du ihn deshalb so sehr?«
    »Sprich nicht von Hass, wenn du nicht weißt, was das ist!«
    Sandrine hob den Arm, und Anna wusste, dass ein Blitz aus dieser Nähe sie zerschmettern würde. Sie machte sich noch kleiner. Doch der Schlag blieb aus. Blinzelnd öffnete Anna die Augen. Sandrine hatte den Kopf gehoben und starrte an Anna vorbei in Richtung Krater. Ihre Nasenlöcher blähten sich, als ob sie Witterung aufnehmen würde. Sie stand auf und ging an Anna vorbei. Am Rand des Abgrunds blieb sie stehen.
    Anna rappelte sich hoch. Die Elektrizität der Luft verstärkte sich. Funken regneten aus dem Lichtdom herab. Als Anna den Fels berührte, bekam sie einen elektrischen Schlag. Es war, als ob die ganze Energie sich verhundertfacht hätte. Sie folgte Sandrine. Die grüne Glut im Inneren des Kraters leuchtete so intensiv, dass Anna die Augen schließen musste. Als sie sie wieder öffnete, erkannte sie auf der anderen Seite des Abgrunds eine Gestalt. Ihr Herz setzte aus.
    »Weller!«
    Annas Schrei hallte über den Krater hinweg. Mit einem Fauchen fuhr Sandrine herum und schoss einen Blitz auf Anna ab. Er traf sie völlig ungeschützt. Anna wurde mehrere Meter zurückgeworfen und blieb liegen. Sie war unfähig, sich zu rühren oder auch nur einen Atemzug zu tun. Sie sah nach oben in das knisternde,gleißende Licht und dachte, dass es eigentlich eine schöne Art zu sterben war. Nur Weller müsste noch hier sein und sie in den Armen halten.
    Aber er war nicht da. Er war auf der anderen Seite des Kraters, bereit, gegen Sandrine in den Kampf zu ziehen. Anna nahm alle ihre Kräfte zusammen, und unter größten Schwierigkeiten gelang es ihr, einen winzigen Atemzug zu machen. Sehr gut, lobte sie sich. Mach weiter so. Du wirst leben, weil es nicht dein Ende sein kann, am Ätna zu Asche zu verbrennen. Du willst wieder Kirschen pflücken im Garten deiner Eltern und auf das Baumhaus klettern. Und vielleicht kommt Weller ja noch einmal mit. Dann werden wir gemeinsam da oben sitzen und uns Geschichten über uns erzählen, von denen wir dachten,

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