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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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wir hätten sie schon längst vergessen. Wir werden uns selbst in den Augen des anderen wiederfinden. Wir werden uns küssen. Wir werden uns lieben. Wir werden einfach nur glücklich sein. Und leben. Er hätte mich benutzen können. Er hat es nicht getan. Er liebt mich. Und ich liebe ihn. Ist das schon die ganze Antwort?
    Der nächste Atemzug war nicht ganz so schwer wie der erste. Das Dröhnen in Annas Ohren ließ etwas nach. Sie konnte wieder einzelne Töne unterscheiden. Und Worte.
    »Du nimmst meine Herausforderung an?«
    Das war Sandrine.
    »Ja.«
    Seine Antwort hallte über den ganzen Berg. Anna versuchte, sich zu bewegen, aber es gelang ihr nicht. Wieder hörte sie das metallische Geräusch, als ob gewaltige Scharniere ineinandergreifen würden. Und dann begann der Boden unter ihr zu leben.
    Oh nein, dachte sie. Bitte nicht! Hunderttausende, Millionen Füße trappelten über den Grund, über Felsen und Büsche, und auch über Annas Körper. Jedes einzelne Sandkorn schien sich zu verwandeln. Vor Widerwillen hätte sie am liebsten aufgeschrien, aber selbst dazu fehlte ihr die Kraft. Die schwarze, glänzende Flut umspülte sie und trug sie einfach mit sich mit, immer näher Richtung Krater, wo der Abgrund auf sie lauerte. Skor pione.Ein gewaltiger Leib schwoll unter ihr an. Die Angst, in dem Gewimmel zu versinken, lähmte sie fast.
    Sie spürte, wie sie von der Masse hochgehoben wurde und wie eine Puppe in der Hand überirdischer Kräfte hing. Weit unter ihr gähnte die grüne Tiefe. Glühende Strudel wirbelten in gegensätzlichen Richtungen durcheinander. Der Sog musste unglaubliche Kräfte haben, denn das Brüllen und Stöhnen aus der Tiefe des Berges klang zu ihr nach oben, als hätte der Vulkan eine Stimme bekommen. Anna hatte noch nie etwas so Schreckliches gehört. Die Wirbel und Spiralen ordneten sich zu einem schwarzen Loch, einem Höllenschlund, der sich zu ihren Füßen auftat. Die Hitze versengte ihr beinahe die Haut. Sie sah Weller auf der anderen Seite, doch auch er hatte sich verwandelt: in eine riesige, dunkle Gestalt, halb Mensch, halb Skorpion. Sein Oberkörper glänzte wie aus schwarzer Bronze gegossen. Heißer Wind fuhr durch seine Haare, sein Brustkorb war mit schweren Platten gepanzert. Anna glaubte, das Einrasten der Scharniere zu hören. Es klirrte, als ob eine ganze Armee ihre Waffen in Aufstellung bringen würde. Er erinnerte Anna an eine Sagengestalt der griechischen Mythologie, und selbst jetzt, in dieser unglaublichen Verwandlung, konnte Anna dieses Bild nur bestaunen. Du siehst, was kein Mensch je gesehen hat, dachte sie plötzlich.
    Wie Sandrine aussah, wollte sie lieber nicht wissen. Anna befand sich im wahrsten Sinne des Wortes in ihrer Hand. Der eisenharte Griff quetschte sie in der Taille. Der Blitzschlag hatte sie gelähmt. Die glühende Lava unter ihren Füßen begann zu brodeln.
    Ein ohrenbetäubender Schrei zerriss ihr fast das Trommelfell. Weller hob den Arm und schickte einen Blitz, der Sandrine zu spalten schien. Für einen Moment schwebte Anna zwischen Himmel und Erde. Wie hypnotisiert starrte sie in den Strudel. Gleich würde sie fallen …
    Doch Sandrine fing sich wieder. Die Skorpione hatten sich unter ihrem Ruf zu einer einzigen Masse zusammengeballt. Das riesige Monstrum wurde von nichts anderem beherrscht als SandrinesWillen. Es war Sandrine, die Abermillionen dieser Geschöpfe zu einem einzigen, fürchterlichen Wesen zusammengepresst und zum Leben erweckt hatte. Einige der Tiere lösten sich aus dem Zusammenhalt. Sie begannen, über Annas Leib zu wandern, die giftigen Schwänze angriffslustig in die Höhe gereckt. Es wurden immer mehr. Anna sah an sich herunter und fühlte, wie der Ekel ihr beinahe die Sinne raubte. Sie krabbelten unter ihre Hose, verschwanden in den Ärmellöchern, und Anna spürte ihre kratzenden Beine auf der Haut. Immer tiefer versank sie in der schwarzen Masse. Sie wollte schreien, doch nun kletterten die Tiere ihren Hals hoch, krochen durch ihre Haare, wurden immer mehr und immer schwerer, und Anna wusste, dass sie in dieser schwarzen Masse untergehen würde …
    Sandrine musste spüren, dass ihr Wille allein nicht ausreichen würde, um Weller zu besiegen. Sie mobilisierte ihre letzten Kraftreserven. Die abtrünnigen Skorpione, die über Annas Körper krabbelten, wurden wie von einem unsichtbaren Magneten zurückgezogen. Sandrine versuchte, ihren Schutzpanzer wieder aufzubauen. Aber es gelang ihr nicht rechtzeitig. Die zweite Salve traf das

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