Daemonenherz
vorher das größte Ziel der Dämonen. Jetzt erst recht! Hast du sie noch alle?»
Ich war überrascht, dass es bei diesem Gespräch scheinbar nicht um meine verworfenen moralischen Vorstellungen in punkto Treue und ewiger Liebe ging, sondern bloß um meine Überlebenschancen.
«Dann spielt es doch eh keine Rolle?» antwortete ich ruhig.
«Belial, sie entwickelt sich doch. Sie kann sich doch nicht ewig fürchten.» Lilith schwebte in den Raum und lächelte freundlich.
«Sag mal, gab es da ein Memo?» knurrte ich.
Lilith setzte sich auf mein Bett. «Nein, aber wenn Lucifel eine Gefährtin hat, macht das schnell die Runde.»
Ich lachte. «Da irrt ihr euch», begann ich und runzelte die Stirn. «Ich sagte Aeshma, dass ich mit ihm schlafe. Von Gefährtin war nicht die Rede.»
Belial gab ein verächtliches Schnauben von sich. «Wie oft warst du bis jetzt bei ihm?»
«Ich wüsste nicht, was euch das angeht. Ich führe keinen Sex-Rapport!»
«Also mehr als drei- viermal?»
«Entschuldigung!?»
Lilith grinste belustigt und nahm meine Hand. «Meine liebe Irial. Weißt du, wie viele Dämonen die Hölle hat?»
Ich verstand nicht genau, auf was dieses Gespräch hinaus lief, also schwieg ich.
«Genug, um Lucifel jeden Tag einen neuen Gespielen oder eine Gespielin zu erlauben.»
Belial trat näher und beugte sich zu mir hinunter. «Wenn er also mit einer Dämonin – und noch dazu einer so hochrangigen wie dir – mehr als dreimal im Bett war, bedeutet das so viel, wie dass du seine Gefährtin bist. Also sag mir, wie lange geht das schon. Eine Woche? Zwei?»
«Zwei Monate», antwortete ich leise.
«Zwei Monate?!»
Das erste Mal, dass ich Lilith nach Luft japsen sah.
«Verdammt nochmal! Hast du eine Ahnung…» Belial sprach nicht weiter sondern raufte sich nur die Haare.
«Und er hat uns gegenüber nie etwas erwähnt. Keinem.»
Nun lachte Belial und starrte mich an. «Du bist echt eine Klasse für sich. Ich fasse es nicht.»
Die beiden waren komplett aus dem Häuschen.
Ich traute der Sache nicht.
«Hier», sagte Vanth einige Wochen später und drückte mir eine Pistole in die Hand. «Es ist sicherer, wenn du eine dabei hast. Tu mir den Gefallen und nutze sie nicht gegen Engel. Es soll bloß Aeshma abschrecken.»
«Du denkst ich brauche sie?»
«Keine Ahnung. Samael und Legion tragen ebenfalls eine. Du hast da ziemlich etwas ausgelöst. Aeshma ist außer sich, seit sie von dir und ihm weiß.»
Ich steckte die Waffe sichtbar in meinen Gürtel. Es war eine ganz gewöhnliche Knarre, wie ich sie bis anhin in Actionfilmen gesehen hatte. Kein besonderes Höllendesign – ich war ein bisschen enttäuscht.
Der Seelenfänger entsprach eher meinen Vorstellungen. Legion war sehr zufrieden. Unsere Quote war sensationell und mittlerweile konnte ich drei Seelen tragen, ohne die nächsten zwei Tage fast durchzudrehen. Der Himmel hatte seine Truppen aufgestockt, um in Legions Sektor eine Chance zu haben.
Heute jagten wir in irgendeiner Kleinstadt in Russland. Es knarzte vertraut in meinem Ohr und kurze Zeit später gab unser
Tracker
das erste Ziel bekannt.
Es war nicht weit entfernt. Ein kleiner Bauernhof inmitten einer schneebedeckten Wiese. Ich fühlte mich unbehaglich.
Seitdem bekannt war, dass ich was mit Lucifel hatte, gab es keine Angriffe mehr auf mich. Aber ich spürte, dass der Hasspegel gestiegen war. Das bewies mir nur schon das ungute Gefühl, das sich in mir breit machte, wenn ich Aeshma in meinem Rücken wusste.
Sicherheitshalber hielt ich die Hand am Abzug meiner Waffe, während ich darauf achtete, sie nie aus den Augen zu verlieren.
Mir war klar, dass ich nicht lange ein Höllenwurm bleiben würde, sollte sie mich wirklich töten.
Es ging eher um meinen Stolz als gefallener Engel. Der Status kam nie wieder, sollte ich hier einmal das Zeitliche segnen.
Wir stürmten durch die Eingangstür des Bauernhofes, hasteten durch die Gänge, vorbei an trauernden Familienangehörigen hinein in ein Zimmer.
Legion blieb abrupt stehen. «Wir ziehen uns zurück.»
«Was?» fragte ich.
«Rückzug! Vex, gib uns ein neues Ziel.»
«
Einverstanden
», knarzte es in mein Ohr.
Legion drehte sich um und kroch auf allen Vieren an mir vorbei durch den engen Gang. Samael und Aeshma folgten und mein Blick fiel auf einen kleinen Körper.
«Das ist ein Kind.»
Ich musterte das tote Mädchen und seufzte. Vanth trat neben mich und streckte ihre Hand zu dem kleinen Körper aus. Einer der Schmetterlinge löste sich
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