Daemonenherz
verschwunden und mit ihm diese Wärme, wollte ich mehr.
«Du wirst anfangs nur alle drei Tage mit uns jagen», sagte Legion, als ich mich wieder ihnen zuwandte. «Je nachdem wie sie sich entwickelt, werden wir weiter entscheiden.»
«Sie?»
«Die Sucht. Du kannst abhängig werden von den Seelen. Darum jagen wir nicht einzeln sondern in der Gruppe. Keiner darf pro Jagd mehr als drei Seelen aufnehmen, das auch nur für die Erfahrenen. Für dich ist heute genug.»
Nein, schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte das noch einmal erleben. Drei Tage zu warten war einfach zu viel!
Samaels Blick ruhte gelassen auf mir.
«Du merkst es schon?»
Ich biss mir auf die Lippen.
«Eben, so geht es allen. Reiß dich zusammen. Damit ist nicht zu spaßen.»
Lucifels Anger Management
Da Aeshma und Vanth weg waren, mussten wir uns nach sieben Seelen zurückziehen. Ich durfte nicht mehr aufnehmen, Samael und Legion hatten ihr Pensum erreicht.
Wir betraten Niflheim durch ein großes Tor, das uns direkt in die Eingangshalle eines Gebäudes führte. Mehrere Schalter waren dort eingerichtet, hinter deren Scheiben Angestellte standen. Ich zuckte zusammen, als jene Seelen, die wir eingesammelt hatten, nun plötzlich in voller Größe neben mir standen.
Eine Dämonin trat auf die Sieben zu und drückte ihnen ein Formular in die Hand.
«Willkommen in Niflheim, eurem neuen Zuhause. Wir werden unser Möglichstes zu tun, dass euch die Umstellung leicht fällt. Bitte füllt das Formular aus und gebt es an einem der Schalter ab. Ihr erhaltet eure Aufenthaltsbewilligung.»
Weiter konnte ich nicht zuhören, denn Samael zog mich am Arm mit sich. Wir folgten Legion zu den Aufzügen und fuhren dort in den 45. Stock. Oben angekommen schlenderten wir durch einen schmalen Gang, durch den sich Legion in seiner Dämonengestalt quetschen musste und betraten einen Raum mit einigen Schreibtischen. Auf einem davon saß Aeshma. Vanth stand am Fenster.
Legion hob seine Klaue und schleuderte Aeshma innerhalb eines Sekundenbruchteils gegen eines der Regale. Ordner und Papier krachten zu Boden. Sie quietschte auf, war aber rasch wieder auf den Beinen und funkelte ihn hasserfüllt an.
«Was hast du dir dabei gedacht!!» donnerte er wütend. «Schusswaffen sind nicht erlaubt, du kennst die Regeln. Kein Krieg und keine Gruppenkämpfe!»
«Jaja, schon gut.»
«Nichts da! Warum keine Kämpfe?»
Sie murrte wie ein getadeltes Schulmädchen. «Weil es von der Jagd abhält und unnötige Verluste mit sich bringt.»
«Verflucht genau deswegen. Wir können unsere Quote von fünfmal drei innerhalb einer Schicht schon wegen Irial nicht einhalten. Nochmals sechs sind uns durch die Lappen gegangen, weil ihr beide durch deine Dummheit gefehlt habt! Ich werde das nicht noch einmal dulden, hast du das kapiert?!»
«Ja», knurrte sie wütend und ließ sich in einen Stuhl fallen. «Beschissene Regel!»
Vanth funkelte Aeshma wütend an. Selbst dann war sie wunderschön. «Die Regeln haben ihre Berechtigung. Würden wir alle kämpfen, würde sich niemand um die Neutralen kümmern. Je mehr Seelen wir hier runter schaffen, umso höher die Möglichkeit, das einer davon eine Dauerbewilligung will und wir expandieren können. Jede Seele die wir verlieren ist eine vergeudete Ressource!»
Vanth setzte sich an den Schreibtisch. «Viel Bürokram gibt es heute nicht zu erledigen. Hierher, Irial. Wir erledigen gemeinsam deine Arbeit. Ich zeig dir, wie es geht.»
Bei meinem Weg zu ihrem Tisch schweifte mein Blick über Niflheim. Die Häuser waren großzügig und schön gebaut. Bäume und Brunnen verzierten die großen Plätze, auf denen sich Menschen tummelten. Das Licht einer ewig untergehenden Sonne leuchtete blutrot am Firmament und warf lange Schatten über die gepflasterten Straßen. Ein Anblick, der mich beruhigte. Hier ließ es sich tatsächlich leben.
Schnell setzte ich mich neben Vanth, die bereits die Formulare vor sich liegen hatte, die ich für jede gefangene Seele ausfüllen musste. Sofort setzten sich einige Schmetterlinge auf meine Haut. Vanth lächelte. «Sie mögen dich.»
«Ich verschwinde. Hab ja nichts zu tun», verkündete Aeshma, winkte mir und schlug darauf die Tür hinter sich ins Schloss.
«Tu mir einen Gefallen», begann Vanth und ihr Tonfall wurde ernster. «Halte dich von ihr fern. Sie ist gefährlich. Ich denke sie ist eine der Wenigen, die noch mit dem Gedanken spielen, deinen Platz einzunehmen.»
«Eine der Wenigen?»
«Ja. Nur wenige
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